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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zitat 03/23: Nicht das Ende, sondern der Anfang zählt

Einen guten Sonntagmorgen Euch allen!

Mein „Fundstück der Woche“ entstammt dem Buch, das ich zuletzt gelesen habe und ist Teil eines längeren Dialoges zwischen der erwachsenen Hauptperson des Buches und seinen fünfjährigen Sohn:

»Später vielleicht, aber zuerst will ich deine Geschichte hören.«
»Aber meine Geschichte ist traurig.«
»An traurige Geschichten bin ich gewohnt.«
»Sie hat aber auch keine Zukunft, meine Geschichte.«
»Das weiß man immer erst, wenn eine Geschichte zu Ende geht. Beginne doch einfach mit dem Anfang.«

aus „Die Enthüllung der Welt: Die Geschichte einer Leidenschaft“ von Stefan Schmortte

Mein erster Gedanke dabei:
„Das ist aber ziemlich altklug, was der Autor dem Kind da in den Mund legt“
Und mein zweiter, nachdem ich diese wenigen Sätze noch mehrmals gelesen hatte:
„Da ist wirklich was dran!“

Viel zu oft denke ich – denken wir – Geschichten oder Lebensereignisse doch vom Ende her und interpretieren etwas hinein, was andere Menschen vielleicht ganz anders sehen. Doch damit nehmen wir unserem Gegenüber und auch uns selbst die Chance, das Gute und Schöne zu entdecken was, vor dem Ende passiert, auch wenn uns das Ende vorhersehbar (oder vermeintlich?) eher traurig erscheinen mag.

Also zählt doch auch das, was auf dem Weg zwischen dem Anfang und dem Ende liegt und sollte bei der „Bewertung“ mit einfliessen, bevor man etwas von vorneherein auf sein negatives Ende reduziert?


Habt alle eine wunderbaren Sonntag und bleibt gesund und behütet.
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der heute nicht so viele Worte machen mag……


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- 4 Bemerkungen zu “Zitat 03/23: Nicht das Ende, sondern der Anfang zählt

  1. Ich finde auch, dass da echt was dran ist. Nur das volle Bild gibt halt einen guten Überblick. Vielleicht noch ein weiteres Pünktchen: Bewertungen sind immer schwierig, weil sie aus dem Moment heraus entstehen. Vielleicht würde sie in einem anderen Moment anders ausfallen. Und so könnten eben auch die „Zwischenteile“ zu einer anderen Zeit anders bewertet werden. Außerdem: meist sind die Details sowieso sehr spannend und interessant.
    Habt einen schönen Sonntag

  2. Ich hatte dieselben Gedanken wie du, sowohl die spontanen ersten als auch die anderen.
    Aus dem Zusammenhang gerissen, kann man dem Dialog auch gar nicht entnehmen, wer was sagt. Nichtsdestoweniger würde ich dem Autor sagen, dass diese Sätze kaum zu einem Gespräch mit einem Fünfjährigen passen. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit unserem damals etwa gleichaltrigen Sohn, in dem er mich auch mit Formulierungen verblüfft hat, die ich ihm eigentlich nicht zugetraut hatte.
    Herzliche Grüße – Elke

    1. Ja, ein wenig hakt der Dialog auch daran, dass er aus dem Zusammenhang gerissen ist.
      Aber – und das hatte ich auch überlegt – um einen grösseren Zsammenhang herstellen zu können, hätte ich hier ein Vollzitat mehrere Seiten einfügen müssen. Den vieles vom drumherum erklärt sich auch nur im Gesamtkontext des Buches.
      Also hab ich mich auch die paar wenigen Sätze beschränkt, die auch für sich alleine stehen können.

      Was Deine Beobachtung zur Auffassungsgabe von Kindern angeht, die teile ich voll und ganz.
      Ich hab oft genug erlebt, dass Kinder auch im Vorschulalter grössere Zusammenhänge ganz gut erfassen und in den Kontext ihrer eigenen Erfahrungen einordnen können.
      Kluge und manchmal völlig unerwartete Äusserungen dazu inklusive ;-)

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