– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Weihnachtsgedanken

Fröhliche Weihnachten Euch allen!

In einem Kommentar unter einem Beitrag meiner Liebsten schrieb ich neulich, dass bei mir in diesem Jahr so gar keine Weihnachtsgefühle aufkommen wollen(noch weniger als in den letzten Jahren, hätte ich da eigentlich noch hinzufügen müssen) und es meinetwegen den ganzen Aufwand nicht braucht, der darum getrieben wird.
Und – mal weiter gedacht – ertappe ich mich gerade bei ähnlichen Gedanken wie Hans-Georg, der letztens schrieb, dass er sich dieses Jahr bezogen auf Weihnachten fühle wie der grüne Weihnachtsmuffel aus Amerika, der Grinch.

Weihnachtsmuffelig halt, wenn auch nicht in der Form, dass ich anderen ihre Weihnachtsfreude nicht gönne oder gar losziehen würde, um alle Geschenke und Dekorationen zu klauen.
Im Gegenteil:

Soll doch jeder so Weihnachten feiern, wie er möchte:
Als rührseligen Kummulationspunkt aller familiären Emotionen, als Konsumereignis, dessen Wert vor allem an Grösse und Preis der erhaltenen Geschenke, an der Erlesenheit von Speis und Trank und an der Menge des wegzuwerfenden Verpackungsmaterials bemessen wird, als Event, das Anlass für alberne Shows und Selbstdarstellung ist…die von Jahr zu Jahr monströsere Ausmasse annehmen.

Nur:
Mein Weihnachten ist das nicht – und ich kann immer weniger mit dem anfangen, was aus der ursprünglichen Weihnachtsgeschichte entstanden ist. Aus der Geschichte von der Geburt einen Kindes im Stall von Betlehem, in ärmlichen Verhältnissen, dessen Eltern noch Stunden vor der Geburt nicht mal wussten, wo sie ein Unterkommen finden würden. Ähnlich wie viele Menschen, die auch heutzutage auf der Flucht oder ohne Zuhause sind und nicht wissen, wovon sie morgen oder übermorgen leben sollen….
Menschen, die heutzutage allenfalls als Anlass für pompöse Charity-Events um die Weihnachtstage herum herhalten müssen, aber den Rest des Jahres ausser als Fussnoten der grossen Weltnachrichten nicht in unserem Leben vorkommen…..

Was für eine Heuchelei!

Aber nochmal zurück zum Kind in Betlehem, dessen Geburt nicht weniger war als ein Zeichen der Hoffnung für die Welt (wie übrigens auch jedes Kind, was geboren wird).
Heimlich, still und leise kam es auf die Welt, ohne Lichterglanz und Gloria, und die ersten Gratulanten waren arme Menschen – Hirten, die mit diesem Kind das wenige teilten, was sie hatten und sich die Zeit nahmen, um es auf dieser Welt zu begrüssen und einfach nur bei ihm zu sein und Anteil zu nehmen.

Welche Diskrepanz zu dem, was „wir“ heute aus Weihnachten machen und in das Ereignis in Betlehem hinein interpretieren.
Für mich der Grund, warum ich inzwischen so weihnachtsmüde bin und einen grossen Bogen um alles mache, was vorgeblich damit zu tun hat…..

Aber gut, das ist wohl mein Problem. Und das sollte Euch nicht hindern, Weihnachten so zu feiern, wie ihr es für gut und richtig haltet.


Habt also angenehme Feiertage und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns zwischen den Jahren wieder :bye:

Euer Wilhelm,

der auch dieses Jahr zwei Tage Weihnachtspause machen wird…..


-819-

- 19 Bemerkungen zu “Weihnachtsgedanken

  1. Ich glaube, dass zur Weihnachtsverdrossenheit auch beträgt, weil Ende August schon Weihnachtsgebäck, oder wie es verharmlosend heisst „Saisongebäck“, zu kaufen gibt. Überall wird man mit Weihnachtsdeko, Weihnachtsmusik und anderem Weihnachtsgedöns geradezu vollgemüllt, ob man will oder nicht. Da baut sich bei mir inzwischen wohl auch eine Art Trotzhaltung auf. Ich bin ja gern mal „anti“ und schwimme gegen den Strom. Man kann Weihnachten im Winter ja auch mal ausfallen lassen und es am 24. Juni feiern, Sommerweihnacht. Wir haben das mit Freunden mal zelebriert:

    Sommerweihnachten

      1. Die Freundschaft existiert leider nicht mehr. Aber man kann das ja auch mit anderen Freunden machen. Wir sollten das mal wieder aufgreifen. Im nächsten Jahr passt das nicht mit dem Datum und Wochenende.

      2. Ich war vor vielen Jahren in der Adventszeit in Australien. Schon merkwürdig, wenn in der Einkaufsstraße Mädchen und Jungs in sehr leichter Bekleidung Weihnachtslieder singen. In Darwin hatte ich dann 32 Grad bei fast 90% Luftfeuchtigkeit. Ist auch nicht das Wahre!

  2. „Als rührseligen Kummulationspunkt aller familiären Emotionen“ – das geht mir mit am meisten auf den Keks.
    Mein Weihnachten ist das auch nicht und ich bin froh, dass wir die Tage ohne all das von Dir beschriebene verbringen können. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn die, die „am lautesten“ Weihnachten feiern, so rein gar nichts von der Weihnachtsbotschaft verstanden haben. Im Gegensatz zu denjenigen, die sich auch heute um Obachlose kümmern, die Flüchtlinge aus dem Meer retten oder auch an Seelsorgetelefonen für die da sind, die sich alleine und verlassen fühlen.

    1. Als meine Kinder klein waren, war es leider üblich, Weihnachten auf „Tournee“ zu gehen, um alle Grosseltern zu beglücken. Oft auch noch verbunden mit Generalstabsmässiger Planung, weil da jeweils auch noch die Geschwisterfamilien einzubinden waren und das ganze auch noch mit meinem Dienstplan in Einklang zu bringen war.(oder eben auch nicht, was das Drama noch verschärft hat)

      Selbst in meinen letzten Arbeitsjahren hier in Hamburg war das ja uch nicht immer einfach, obschon zumindest die meisten familiären Verpflichtungen da schon weggefallen waren

      1. Die Weihnachtsralley! So war das in meiner Kindheit: Erst Bescherung bei uns zu Hause, dann zu Oma und Opa, da gab es Karpfen, und danach noch zu Onkel und Tante weil da auch kleine Kinder waren, auf die Oma und Opa natürlich ein Anrecht hatten.
        Am 1. Feiertag dann alle bei uns zu Hause mit Grünkohl und Kassler, damals musste man den Grünkohl noch abstrengeln und stundenlang entsanden. Am 2. Feiertag dann zur anderen Oma mit anderen Onkel und Tanten.
        In meiner ersten Ehe haben wir uns ausbedungen, Heiligabend allein zu sein. Gab anfangs schiefe Blicke von meiner Mutter, weil die dann ja auch allein waren. Am 1. Feiertag dann zu meinen Eltern, jährlich abwechselnd zu Schwiegereltern oben bei Schleswig. Ich hab immer gesagt: Wenn unsere Eltern mal nicht mehr sind, verreisen wir über Weihnachten. Jetzt sind sie nicht mehr, aber mein Schatz hat ab Ende November Urlaubssperrzeit. Also wird das mit einer Weihnachts-/Silvesterkreuzfahrt auch nichts.

      2. Das war der Vorteil einer so kleinen Verwandtschaft – es gab nur meine Mutter, die einbezogen wurde – und das immer im Wechsel – einmal wir in Görlitz und das nächste Jahr sie bei uns. Hier haben wir dann immer noch alte Leute aus der Gemeinde zu uns geholt, damit sie nicht allein sein mussten.
        Ich finde, dass durch die vielen Kriegs- und anderen Flüchtlinge die wahre Weihnachtsbotschaft mit den Eltern, die kurz vor der Geburt ihres Kindes noch keine Unterkunft haben sich irgendwie wiederholt. Aber keiner will es doch wirklich wissen – den meisten geht es einfach zu gut und wirklich christliche Gedanken laufen in sehr wenigen Köpfen ab.
        Morgen kann ich endlich zum Arzt, da hat die Urologie 2 Stunden Notfallsprechstunde.
        Liebe Grüße zu euch

    1. Es war nicht meinen Absicht, Dir den Grinch streitig zu machen, der von meiner Seite aus auch nur als illustrierendes (wenn auch nicht abschreckendes) Beispiel dienen sollte.
      Trotzdem Danke für das grosszügige Angebot :-)

  3. Ich mache nicht viel Theater um die Feiertage. Vielleicht auch weil ich sie alleine verbringe. Manchmal macht mir das was aus uns manchmal nicht. Natürlich freut sich das „arbeitende Volk“ über freie Tage. Aber manchmal denke ich, dass alle diese Menschen die überhaupt nicht mehr wissen warum wir weihnachten (oder auch andere christliche Feiertage) überhaupt feiern an diesen Tagen arbeiten sollten. Ich weiss das sind böse Gedanken. Aber wenn ich in einer Umfrage im Radio höre, ein junger Mann wird gefragt wann Jesus geboren wurde, und die unfassbare Antwort ist, ich denke so 200 vor Christi, dann verstehe ich die Welt nicht mehr
    Ich wünsche euch gemütliche,besinnliche Feiertage

    1. Jetzt musste ich aber doch lachen, so peinlich die Antwort auch ist.
      Ich bin inzwischen ziemlich emotionslos, was Weihnachten angeht. Wir machen ja wenig und das auch irgendwie mehr nach dem Motto, haben wir immer so gemacht. Und weil ich gerne Ente esse :-)

  4. Ich hatte früher ein Plakat im Treppenhaus ausgehangen, das ich mal auf einem Basar unserer damaligen Gemeinde gekauft hatte:

    SieWare Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht.

    Ob das verstanden wurde? Keine Ahnung! Weihnachten war bei uns, als unsere Kinder unsere Familie wurden, immer ein fröhliches Fest. Ich habe mich dem Rummel, der ums Essen gemacht wurde, verweigert. Heiligabend fing es zum Familiengottesdienst, dann gab es mit den Großeletern Kaffee und Kuchen, dann Bescherung mit Singen und Musizieren, dann war Schluss. Und heute sind wir aus Gründen alleine, was aber nicht weiter schlimm ist. Die Kerzen am Weihnachtsbaum brennen, damit es bei der Videotelefonie, die gleich beginnt, wenigstens etwas weihnachtlich wird.
    Liebe Grüße zu euch,
    Elvira

    1. Wenigstens kann Eure Enkelin Zuhause sein. Ich hoffe, sie schafft es und wird wieder ganz gesund. Meine Gedanken sind bei Euch.

  5. Ich wünsche dir trotzdem ein paar schöne Tage, egal ob nun weihnachtlich oder nicht. Aber ich habe den Eindruck, dass deine Frau schon dafür sorgt, dass es auch bei euch weihnachtlich wird. Bei uns geht es schon seit Jahren nur mehr gemütlich und ohne viel Gedöns zu. Geschenke halten sich in Grenzen, auch einen Weihnachtsbaum gibt es bei uns nicht – geschmückt wird der Ficus. Und dann wäre auch noch der Adventskranz mit seinen echten Kerzen da, der sich in diesem Jahr erstaunlich gut hält. Obwohl ich immer sage, dass Weihnachten nur mit kleinen Kindern diesen ganz speziellen Zauber hat, so bin ich doch immer ganz glücklich, in diesen drei Tagen immer wieder meine drei Männer um mich zu haben und mich mit ihnen unterhalten zu können wie sonst das ganze Jahr kaum.
    Habt’s fein, ihr Beiden.
    Liebe Grüße – Elke

  6. Vielen Dank Euch allen für die guten Wünsche – von denen ich jeden einzelnen sehr gebrauchen kann.
    Und ich hoffe, ihr hattet selbst auch alle schöne Weihnachtstage, ruhig und entspannt wir wir sie hatten….

  7. Ja, jede/r nach seinem/ihren Gusto. Meist freue ich mich über ein paar Tagen, in denen ich auch weniger von unseren Klient/innen in Beschlag genommen werde. Und sich mal mit der Familie zu treffen, ist ja auch nicht verkehrt, nur muss es eben nicht immer so unbedingt und zwangsläufig dieses Datum sein. Alles in allem war es also auch bei uns recht wenig weihnachtlich – aber noch immer mehr als ausreichend…
    Ich hoffe, Ihr konntet die Zeit trotz allen Trubels da draußen ein wenig genießen.

  8. Für mich war Weihnachten die Gegenwart des Enkels meiner Frau, der 4 Übernachtungen bei uns blieb.
    Das war angenehm.

Zu spät! Leider kannst Du hier nichts mehr anmerken.