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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Irrenhaus am Rande der Welt – Sachbuch/Biographie

Mahlzeit zusammen!

Irgendwie scheint das bei Büchern zum Thema Polar-Forschung wohl zum Marketing-Konzept zu gehören, dass man ihnen ziemlich reisserische Titel verpasst?
Und so war ich nach einer letzten Erfahrung in dieser Richtung auch eher etwas skeptisch, als ich begonnen habe, mir die von Amazon empfohlenen Leseprobe zu Gemüte zu führen.

Doch tatsächlich war ich dann ziemlich schnell überzeugt, dass ich dieses Buch zu Ende lesen würde:

Irrenhaus am Rande der Welt
von Julian Sancton

Denn obschon eigentlich gut recherchiertes Sachbuch liest sich dieses Buch spannend wie ein Roman und erzählt nicht nur die Geschichte der eher glücklosen ersten belgischen Expedition in die Antarktis, sondern auch die Biographien gleich dreier grosser Polarforscher, die allesamt der Besatzung der „Belgica“ angehörten und jeder aus einer ganz anderen Motivation heraus an der Expedition teilnahmen : des Belgiers Adrien de Gerlache, des Norwegers Roald Amundsen und des Amerikaners Frederick Cook.
Waren es bei de Gerlache eher nationalistische Motive und der Wunsch, seinem Vater zu beweisen, dass er seinem Namen Ehre machen könne, sah Amundsen die Reise als „Lehrzeit“ für spätere eigene Unternehmungen an (die Eroberung des Südpoles) und war sie für Cook mehr oder weniger ein Notnagel, nachdem seine eigenen hochtrabenden Pläne nicht realisierbar erschienen.
Was natürlich im Lauf der Reise auch zu Spannungen zwischen den drei Offizieren führte, aber auch zu der Erkenntnis, sich aus einer ausweglos scheinenden Situation nach über einem Jahr im Packeis nur befreien zu können, wenn man über alle Differenzen hinweg zusammen arbeitet heftigen und die Ressourcen aller Besatzungsmitglieder nutzt….

Spannend wie ein Roman – wie oben schon geschrieben – und dennoch ein Sachbuch von ähnlicher Güte wie Palins „Erebus“.

Wobei es dem Autor ganz nebenbei auch noch gelingt, auch die zum Teil heute noch gültigen Forschungsergebnisse dieser denkwürdigen Reise in gut aufbereiteter und lesbarer Form einzubinden, etwa was Cooks Erkenntnisse und Lösungsansätze zu medizinischen und gruppendynamischen Problemen angeht, die sich im Verlauf der langen Polarnacht durch Lichtmangel und Enge auf dem Schiff ergeben…( und heutzutage etwa auf U-Booten oder im Bezug auf Weltraumprojekte noch hochaktuell sind)

Deshalb ohne Wenn und Aber, den übertrieben reisserischen Titel mal ausser Acht lassend:

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Der Klappentext, der keinesfalls zuviel verspricht:

Im August 1897 bricht der belgische Kommandant Adrien de Gerlache auf, um die Antarktis zu erobern. Bereits auf dem Weg gen Süden gibt es zahlreiche Rückschläge: Stürme, Beinahe-Meutereien, Strandungen. Als der nach Ruhm strebende de Gerlache schließlich vor der Wahl steht, geschlagen nach Hause zurückzukehren oder kurz vor Wintereinbruch tiefer ins Eis zu fahren, entscheidet er sich für Letzteres – mit fatalen Folgen. Die Belgica bleibt im Packeis stecken. Gefangen in völliger Isolation und endloser Nacht, geplagt von Krankheit, Hunger und Monotonie, greift bald der Wahnsinn um sich. Der Arzt Frederick Cook und der junge Roald Amundsen werden mit ihrem grenzenlosen Optimismus für die Mannschaft überlebenswichtig …

Amazon

Habt einen wunderbaren Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nach sich nach dieser Lektüre auch noch weiterhin in polaren Regionen herumtreibt……….


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