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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Nikolaus im Osterei

Guten Morgen, Ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr habt gestern alle gründlich Eure Stiefel geputzt und heute morgen eine ordentliche Füllung darin gefunden?

Nein?
Na, ich auch nicht, was nicht nur daran liegt, dass ich gar keine Stiefel besitze, sondern auch, dass ich schon von Kindheitstagen an mit diesem Tag sehr gemischte Gefühle verbinde, die durch jährlich wiederkehrende Events bei meinem letzten Arbeitgeber nochmal neue Nahrung bekamen:

Da hatte man sich nämlich ausgedacht, dass es zwei mal im Jahr zur Stärkung des Teamgeistes einen kleinen Wettbewerb geben sollte: Jeweils zu Ostern und zu Weihnachten sollte jeder Mitarbeiter seine kunsthandwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen und ein kunstvolles Osterei oder eine mindestens ebenso kunstvolle Weihnachtskugel gestalten, die abschliessend von einer Jury (oder der gesamten Mitarbeiterschaft) bewertet werden und mit einer kleinen Prämie in Form eines Einkaufsgutscheines belohnt werden sollten.

Nun kann ich zwar gut mit Hammer, Schraubenzieher, Lötkolben und Bohrmaschine umgehen – aber leider sind das ja Werkzeuge, die zur Erschaffung filigraner Kunstwerke kaum taugen, genauso wenig wie meine Feinmotorik und meine Fantasie zur Gestaltung derartiger Gegenstände.
Weshalb ich schon als Kind einfarbige Ostereier und simpel aus Goldpapier gefaltete Weihnachtssterne am Liebsten hatte. Da konnte man wenigstens nichts falsch machen bei der Gestaltung.
Und ihr könnt Euch jetzt vermutlich auch vorstellen, dass ich deswegen derartige Events in meiner Firma auch immer gehasst habe, zumal ich mit meinen rudimentären Fähigkeiten auf diesem Gebiet kaum je ein Chance gehabt hätte, jemals über die Stufe von „unter ferner liefen“ hinauszukommen, schon gar nicht im Vergleich mit den Kolleginnen, die sich dabei voll ins Zeug gelegt haben und Techniken anwenden konnten, wie sie auch bei der Nail-Art zum Einsatz kommen – aufgeklebte Strass-Steinchen u.Ä. inklusive :wacko:

Allerdings ist mir in einem Jahr tatsächlich auch mal ein Überraschungs-Erfolg gelungen – mit einem quick&dirty zusammengeklatschten Osterei, dass auch gut als (eiförmige) Christbaumkugel getaugt hätte:

Dafür gabs dann zu meiner grossen Überraschung einen Sonderpreis für die „kreativste Lösung“ , obwohl ich damit eigentlich nicht mehr als meine Überdrüssigkeit dieser Art von Wettbewerben gegenüber ausdrücken wollte, bei denen keiner der männlichen Kollegen je ein Chance hatte, nur in die Nähe der zehn Besten zu kommen.

Genausowenig wie ich, als ich im gleichen Jahr zu Nikolaus (das war immer der Stichtag vor Weihnachten) eine mit einem Osterhasen in Watteschnee gefüllte Christbaumkugel abgeliefert habe.
Das wurde dann erwartungsgemäss als nicht mehr so furchtbar witzig empfunden…..

Wie sagte doch unser alter Kunstlehrer in der Schule immer?

„Kunst kommt von Können“

Und das ich es nicht kann( jedenfalls in dieser Beziehung), dafür hätte es für mich als Mann mit seinerzeit schon über fünfzig Jahren auf dem Buckel sicher nicht zwei mal im Jahr neue Beweise gebraucht.
Man muss halt auch seine Grenzen kennen und zu seinen Schwächen stehen….


Dennoch:
Habt alle eine feinen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der von diesem Osterei sogar noch ein zweites Exemplar fertigen musste, das seinerzeit seinen Platz in Leipzig fand :redheart:


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