Ich muss zugeben, das ist mal ein Buch gewesen, mit dem ich mich beim Lesen deutlich schwerer getan habe als mit den vorher gelesenen. Und das gleich aus mehreren Gründen:
Zum einen ist es aus heutiger Sicht nicht gerade leicht und flüssig geschrieben, sondern macht mit seinen häufigen und weitschweifigen Ausflügen ins Reich der Philosophie einige Schlenker, die den Lesefluss sogar soweit weit stören können , dass fasst der Faden der Handlung verloren geht.
Und zum anderen störte mich auch immer wieder das beinahe archaisch-machohafte Frauenbild, welches von der Hauptfigur des Alexis Sorbas propagiert wird.
Frauen nur als Objekt der Begierde zu betrachten und ihnen das Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen ist nun mal einfach nicht nicht mehr zeitgemäss und ganz sicher kein Stil, den ich heute noch für tolerabel halten würde.
Alexis Sorbas
Von Nikos Kazantzakis
Nicht, dass mich philosophische Ansätze grundsätzlich stören würden, aber was zuviel ist, ist einfach zuviel….. obwohl ich das eigentlich schon vorher wusste. Denn dieses Buch habe ich ja nicht zum ersten mal gelesen und auch Kazantzaskis Schreibstil war mir durchaus noch gut bekannt, nachdem ich vor langer Zeit auch sein skandalumwitteretes Buch „Die letzte Versuchung“ gelesen hatte, welches sich mit der Passion Christi beschäftigt
Dennoch habe ich das Buch jetzt zu Ende gelesen – wenn auch aus rein nostalgischen Gründen undgleichzeitig die Leichtigkeit im Kopf habend, welche für die Verfilmung mit Antony Quinn in der Titelrolle so prägend ist.
Wobei ich zugeben muss, dass es auch schon Ewigkeiten her ist, seit ich den Film zum letzten mal gesehen habe und dieser Eindruck in meiner Erinnerung mich durchaus täuschen kann.
Allerdings mit der Einschränkung, dass ich in den letzten Tagen (und bei der Recherche für diesen Beitrag) durchaus öfter auf ähnliche Anmerkungen zum Buch und zur Verfilmung getroffen bin – wie auch immer wieder auf die Meinung, dass der Film als deutlich besser gelungen und in seiner Erzählweise stringenter eingeschätzt wird, was ganz sicher auch an der fantastischen Musik von Mikis Theodorakis und der furiosen Tanzszene am Endes des Filmes (nach dem Zusammenbruch der Seilbahn) liegen mag….. welche als letzter Eindruck des Filmes wirklich lange haften bleibt:
So gesehen tue ich mich mit einer positiven Bewertung des Buches auch gerade etwas schwer:
Mehr als drei Sterne mag ich dafür nämlich nicht geben – und die auch nur, weil ich trotz aller Vorbehalte doch ein halbwegs positives Gefühl hatte, als ich es eben zugeklappt habe und mir gleichzeitig klar wurde, dass es auch so etwas wie ein Zeitdokument ist, wenn man bedenkt, wann es geschrieben wurde und wie die Zeiten damals, kurz nach dem zweiten Weltkrieg inGriechenland – noch – waren.
Ärmlich, ohne Tourismus und in alten Ritualen und durch die orthodoxe Kirche vorgegebenen Moralvorstellungen verhaftet…..
-_-_-_-
Der Klappentext der von mir gelesenen Taschenbuchausgabe von 2001 (naja?):
Der weltberühmte und vielfach preisgekrönte Roman über ein schicksalhaftes Abenteuer auf Kreta wurde mit Anthony Quinn in der Hauptrolle zum unvergesslichen Filmklassiker: Der junge Schriftsteller Nikos ist mit seinem Leben unzufrieden und pachtet auf Kreta ein aufgelassenes Bergwerk. Doch erst die Begegnung mit dem Naturereignis Alexis Sorbas, dem Herumtreiber und Freigeist, lehrt den Ich-Erzähler, »das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten«. Eine Liebeserklärung an Kreta und seine Menschen, ein Schelmenroman von antiker Heiterkeit.
Mir kam das Buch im Gesamteindruck jedenfalls nicht sehr schelmenhaft und heiter vor…..
Und wie immer:
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns
-290-