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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Alexis Sorbas – Roman

Ich muss zugeben, das ist mal ein Buch gewesen, mit dem ich mich beim Lesen deutlich schwerer getan habe als mit den vorher gelesenen. Und das gleich aus mehreren Gründen:
Zum einen ist es aus heutiger Sicht nicht gerade leicht und flüssig geschrieben, sondern macht mit seinen häufigen und weitschweifigen Ausflügen ins Reich der Philosophie einige Schlenker, die den Lesefluss sogar soweit weit stören können , dass fasst der Faden der Handlung verloren geht.
Und zum anderen störte mich auch immer wieder das beinahe archaisch-machohafte  Frauenbild, welches von der Hauptfigur des Alexis Sorbas propagiert wird.
Frauen nur als Objekt der Begierde zu betrachten und ihnen das Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen  ist nun mal einfach nicht nicht mehr zeitgemäss und ganz sicher kein Stil, den ich heute noch  für tolerabel halten würde.

Alexis Sorbas
Von Nikos Kazantzakis

Nicht, dass mich philosophische Ansätze grundsätzlich stören würden, aber was zuviel ist, ist einfach zuviel….. obwohl ich das eigentlich schon vorher wusste. Denn dieses Buch habe ich ja nicht zum ersten mal gelesen und auch Kazantzaskis  Schreibstil war mir durchaus noch gut  bekannt, nachdem ich vor langer Zeit auch sein skandalumwitteretes Buch „Die letzte Versuchung“ gelesen hatte, welches sich mit der Passion Christi beschäftigt
Dennoch habe ich das Buch jetzt zu Ende gelesen – wenn auch aus rein nostalgischen Gründen  undgleichzeitig  die Leichtigkeit im Kopf habend, welche für die Verfilmung mit Antony Quinn in der Titelrolle so prägend ist.
Wobei ich zugeben muss, dass es auch schon Ewigkeiten her ist, seit ich den Film zum letzten mal gesehen habe und dieser Eindruck in meiner Erinnerung mich durchaus täuschen kann.

Allerdings mit der Einschränkung, dass ich in den letzten Tagen (und bei der Recherche für diesen Beitrag) durchaus öfter auf ähnliche Anmerkungen zum Buch und zur Verfilmung getroffen bin – wie auch immer wieder auf die Meinung, dass der Film als deutlich besser gelungen  und in seiner Erzählweise stringenter eingeschätzt wird, was ganz sicher auch an der fantastischen Musik von Mikis Theodorakis und der furiosen Tanzszene am Endes des Filmes (nach dem Zusammenbruch der Seilbahn) liegen mag….. welche als letzter Eindruck des Filmes wirklich lange haften bleibt:

So gesehen tue ich mich mit einer positiven Bewertung des Buches auch gerade etwas schwer:

Mehr als drei Sterne mag ich dafür nämlich  nicht geben – und die auch nur, weil ich trotz aller Vorbehalte doch ein halbwegs positives Gefühl hatte, als ich es eben zugeklappt habe und mir gleichzeitig klar wurde, dass es auch so etwas wie ein Zeitdokument ist, wenn man bedenkt, wann es geschrieben wurde und wie die Zeiten damals, kurz nach dem zweiten Weltkrieg inGriechenland – noch – waren.
Ärmlich, ohne Tourismus und in alten Ritualen und durch die orthodoxe Kirche vorgegebenen Moralvorstellungen verhaftet…..

-_-_-_-

Der Klappentext der von mir gelesenen Taschenbuchausgabe von 2001 (naja?):

Der weltberühmte und vielfach preisgekrönte Roman über ein schicksalhaftes Abenteuer auf Kreta wurde mit Anthony Quinn in der Hauptrolle zum unvergesslichen Filmklassiker: Der junge Schriftsteller Nikos ist mit seinem Leben unzufrieden und pachtet auf Kreta ein aufgelassenes Bergwerk. Doch erst die Begegnung mit dem Naturereignis Alexis Sorbas, dem Herumtreiber und Freigeist, lehrt den Ich-Erzähler, »das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten«. Eine Liebeserklärung an Kreta und seine Menschen, ein Schelmenroman von antiker Heiterkeit.

Mir kam das Buch im Gesamteindruck jedenfalls nicht sehr schelmenhaft und heiter vor…..


Und wie immer:
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns


-290-

- 2 Bemerkungen zu “Alexis Sorbas – Roman

  1. Das Buch hatte mir mein liebster Lieblingskollege geschenkt, nicht weil er mir ein bestimmtes Frauenbild vermitteln wollte, sondern weil er mir ein Stücke lockere Lebensphilosophie mitgeben wollte. Das hat auch geklappt, denke ich.
    Erschienen ist das Buch 1949, der Film 64. Nun, was da für ein Frauenbild herrschte, weißt du sicher auch. Ich denke, man muss alle Inhalte, auch die der Klassiker, in seiner Zeit betrachten. Meine Tochter hat mir einige Bücher dazu überlassen nach ihrem Studium. Das ist schon interessant.
    Mein Opa hat 1918 den Generalstreik mit angezettelt. Da ging es auch um das aktive und passive Wahlrecht der Frauen. Zuhause aber mal den Besen zu schwingen, wäre ihm nicht eingefallen. Was ich damit sagen will, Veränderungen dauern halt, wenn man sie nicht mit Gewalt herbeiführt. Und bis es im letzten Kopf angekommen ist, vergeht auch wieder Zeit.
    Ich selber habe in einer Gesellschaft gelebt, da waren Frauenrechte in der Verfassung verbrieft. Davon konnte ich natürlich profitieren. Aber im Alltag war da auch nicht alles rosig.
    Dem Sorbas nehme ich sein Frauenbild nicht übel. Mein Ding ist es nicht, aber es regt mich auch nicht auf. Für mich muss das Buch nicht umgeschrieben werden.

    1. Das Frauenbild nehme ich Alexis Sorbas – bzw dem Autor Kazantzakis – auch nicht wirklich übel, zumal der Roman wohl definitiv in de zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt und damit sicher auch ein Spiegel seiner Zeit ist. So spielen beispielsweise ja auch die Türkisch-Griechische Kriege von 1896-1897 und 1919-1922 ins Sorbas Erzählungen eine grosse und öfter wiederkehrende Rolle, weil sie so prägend für das sind, was er darstellt – und für seine Sicht auf die Welt.
      Allerdings – um nochmal auf das Frauenbild zurück zu kommen – wirkt das aus heutiger Sicht auf mich schon auch ein Stück weit befremdlich – zumal ich weiss, dass Kazantzakis beispielsweise in „die letzte Versuchung“ ein ganz anders Frauenbild vermittelt, festgemacht an der Person der Maria-Magdalena, die sehr selbstbewusst und stark erscheint und damit wirklich auf Augenhöhe mit ihrem Protagonisten Jesus ist.

      Was sich aber in beiden Büchern sehr ähnelt ist die Weitschweifigkeit der philosophischen Einschübe,die (scheinbar?) bei Alexis Sorbas wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, in „die letzte Versuchung“ aber wirklich nötig sind, um die Handlung aus einer weiteren Perspektive zu beleuchten….und damit letztendlich auch zum Verständnis beitragen.

      Umschreiben muss man den Alexis deshalb sicher nicht, aber gegenüber dem Film verliert das Buch für mich dadurch etwas an Kraft….

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