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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Pfaueninsel – Roman

Es ist schon ein wenig eine phantastische Reise in eine manchmal beinahe märchenhafte Welt, auf die Thomas Hettche seine Leser in diesem Buch  mitnimmt – auf die Pfaueninsel,  eine kleine Insel in der Havel nahe Potsdam, Teil der Königlich preussischen Gärten und im Verlauf des 19.Jahrhunderts einem vielfachen Wandel unterworfen, der die Handlung dieses Romanes mitbestimmt.

Pfaueninsel
von Thomas Hettche

Wobei alle handelnden Personen wirklich gelebt haben, auch das kleinwüchsige Schlossfräulein Maria Dorothee Strakon, das Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit seinem ebenfalls zwergenhaften Bruder als königliches Mündel auf die Insel kommt  und durch dessen Auge wir Leser die Geschichte erleben dürfen.
Eine Geschichte vom Werden und Vergehen, teils wehmütig und voller Sehnsucht teils beinahe traurig in der Selbstsicht der Marie, die so gerne lieben und geliebt werden möchte, sich aber selbst nur als ein „Ding“ betrachten kann, als Teil einer Menagerie, welche  zum  Ergötzen es erlauchten Publikums auf der kleinen Insel zusammengetragen wurde. (Was wohl in Teilen auch der Realität entsprochen haben dürfte).

Wobei über die wirkliche Marie Strakon nicht viel bekannt ist. Ausser einem Grabstein mit Geburts- und Sterbedaten an der russischen Kirche in Nikolskoe  am nahen Havelufer gibt es keinerlei Aufzeichnungen mehr über sie, so dass die Handlung wohl als fiktiv bezeichnet werden muss, was ihre Person angeht – nicht aber, was alle anderen Figuren im Buch angeht, über die es mehr Aufzeichnungen gibt, wie auch über die ablaufenden Veränderungen auf der Insel, die alle belegt  und sehr gut recherchiert sind.
Und das macht neben der Geschichte um Marie auch die wirkliche Faszination aus, die von diesem Roman ausgeht, weil alles zusammen das Buch zu einem wirklich gut zu lesenden Stück Literatur werden lässt, auch wenn es nicht immer einfache Kost ist.

Der Klappentext (durchaus zutreffend):

Es mutet an wie ein modernes Märchen, denn es beginnt mit einer Königin, die einen Zwerg trifft und sich fürchterlich erschrickt. Kaum acht Wochen nach dieser Begegnung auf der Pfaueninsel, am 19. Juli 1810, ist die junge Königin Luise tot und der kleinwüchsige Christian und seine Schwester Marie leben fortan weiter mit dem entsetzten Ausruf der Königin: „Monster!“ Damit ist die Dimension dieser Geschichte eröffnet. Am Beispiel von Marie, die zwischen den Befreiungskriegen und der Restauration, zwischen Palmenhaus und Menagerie, Gartenkunst und philosophischen Gesprächen aufwächst und der königlichen Familie bei deren Besuchen zur Hand geht, erzählt Thomas Hettche von der Zurichtung der Natur, der Würde des Menschen, dem Wesen der Zeit und der Empfindsamkeit der Seele und des Leibes.

Erwähnenswert noch, dass mir das Buch auch wegen seiner teils mächtigen Bilder gut gefallen hat, derentwegen ich mich mehr als einmal mitten in die Geschichte versetzt gefühlt habe – samt dem Stoff zum Nachdenken, den sie liefern – wie auch die philosophischen Gedankengänge des 19. Jahrhunderts, die fast unmerklich immer wieder in die Handlung einfliessen und für mich durchaus in Anlass sein könnten, das Buch später noch ein zweites Mal  zu lesen.


Logisch, dass mir das glatte fünf Sterne wert ist.


Euch einen schönen Abend und einen wunderbaren zweiten Adventssonntag.
Bleibt gesund und bleibt behütet

Wir lesen uns


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Der frühe Vogel…

… war noch nie mein Lieblingstier.
Schon deshalb nicht, weil ich eigentlich ein Nachtmensch bin, der gerne lange auf ist und morgens eine längere Anlaufzeit braucht. Was – zugegeben – manchmal mit den Anforderungen des täglichen Lebens kollidiert. Heute zum Beispiel, wo die Liebste früh zum Wochenendeinkauf im Hofladen aufbrechen wollte. Und so bin ich ihr ganz dankbar, dass sie diese Mühe nun alleine auf sich genommen hat, denn bis ich soweit gewesen wäre…

Dabei war das früher ganz anders, zu Zeiten, als es für mich völlig normal war, um vier Uhr aufzustehen und kurz vor fünf das Haus zu verlassen. Da bin ich dem frühen Vogel noch öfter begegnet – zwangsläufig sozusagen. Und nachdem ich daran über lange Zeit gewöhnt war, war das auch kein Problem, so früh aufzustehen und notfalls auch deutlich schneller landfein und ausgehfertig zu sein, wenn ich mal wieder verschlafen hatte.
Da ging das zur Not auch (unter Auslassung der morgendlichen Koffeindosis) in einer knappen Viertelstunde vom Bett bis ich im Auto sass:

Aufschrecken, auf dem Weg ins Bad meine Pillen einwerfen, duschen, Katzen füttern, anziehen und ab durch die Mitte.
Das hat dann meist gereicht, um pünktlich um zwanzig nach fünf beim ersten Kunden auf der Matte zu stehen und anschliessend in der Firma noch schnell einen Kaffee zu schlürfen, bevor es richtig auf Tour ging.

Aber daran ist heute nicht mehr zu denken:
Schneller als in anderthalb Stunden komme ich einfach nicht in Gang, wobei ich auch immer noch die Zeit einrechnen muss, die meine Pillen brauchen, um zu wirken und meine Finger, bis die Steifheit der Gelenke nachlässt. Ausserdem neige ich seit jeher zu einer gewissen Morgenmuffeligkeit und bin eigentlich auch erst richtig ansprechbar, wenn Kaffee und Pillen gewirkt haben.
Insofern kann mich der frühe Vogel  unter „normalen Umständen“ auch nicht wirklich locken.
Was halt gelegentlich den Nachteil hat, dass die Liebste sich – so wie heute – alleine auf den Weg machen muss.

BTW:
Da habe ich mir doch letztens einen Termin beim Radiologen meines Vertrauens machen wollen, um ein MRT meines Rückens machen zu lassen.
Um sechs Uhr fünfundvierzig am Montag Morgen  hätte ich da sein sollen….  (die haben in der Praxis tatsächlich Sprechzeiten von sechs bis zwanzig Uhr, um ihre Geräte optimal auszulasten)
Aber das geht mal gar nicht.  Da hätte ich ja wieder um vier Uhr aufstehen müssen – Anlaufzeiten und Weg mit eingerechnet
Was die Dame am Telefon auch eingesehen und mir stattdessen einen Termin am Mittwoch Abend um neunzehn Uhr verpasst hat. Nicht ohne mir  scherzhaft und etwas  süffisant die Frage unterzujubeln, ob ich denn dann ausgeschlafen sei?


Euch eine wunderbares Wochenende.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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