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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zitat 21/23: Entweder – Oder?

„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes; meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der: thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“

Aus: „Entweder-Oder“ von Søren Kierkegaard

Guten Tag am Beginn einer neuen Woche!

Geht Euch das nicht auch manchmal so?
Man hat im Leben oder bei einer Aufgabe einen Punkt erreicht, an dem man sich fragt, wie es nun wohl weitergehen soll, sieht zwei, vielleicht auch drei oder vier mögliche Wege für den nächsten Schritt und kann sich nicht so recht entscheiden, in welche Richtung man nun weitergehen will.
Weil jeder dieser Wege zwar nicht falsch wäre, aber dennoch unweigerlich an einen Punkt zu führen scheint, wo man zu zweifeln beginnt, ob eine andere Richtung nicht doch die bessere gewesen wäre?

-_-_-_-

Genau an diesem Punkt scheine ich gerade angekommen zu sein und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Darunter auch in der Frage, wie es nun weitergehen soll mit diesem Blog, zu dem ich gerade mehr und mehr zwiespältige Gefühle entwickele:

  • Einerseits habe ich zwar den Eindruck, es liefe gerade ganz gut damit:
    Denn ich habe genug Themen und Ideen, um ihn eine ganze Zeitlang mit weiteren Inhalten füllen zu können und ich habe eine kleine, feine Runde von Menschen, die mein Geschreibsel regelmässig lesen und sogar gelegentlich darauf reagieren. Was mich auch durchaus zufrieden stimmt, selbst wenn ich mir manchmal wünschen würde, mehr Resonanz, mehr Diskussion und mehr Widerhall zu finden – etwa, was die politischen Themen angeht, die immer wieder hier einfliessen.
    Und mal abgesehen von diesen kleinen Wermuthstropfen ist da natürlich auch der Spass, den ich am Schreiben und am Formulieren habe – und daran, an neuen Themen, Inhalten und auch am „Aussenrum“ herumzutüfteln.

  • Andererseits aber kann ich mich auch des Eindruckes nicht erwehren, dass es genau das ist, was gerade mehr und mehr zum Selbstzweck wird, so dass ich mich immer weiter von der Intention entferne, die ich ursprünglich mal damit verbunden habe. Denn viel mehr als ein reiner Zeitvertreib und eine Plattform für meine Eindrücke und Gedanken sollte dieser Blog eigentlich nie werden – mit kleinen Anekdoten aus meinem Leben, mit Themen wie Literatur und Musik, mit meist leicht verdaulicher Kost für jedermann.
    Halt so, wie viele andere Blogger es auch machen und wie es vom Kern her vielleicht auch gar nicht so verkehrt ist.

    Doch wie es scheint, deckt sich diese Intention in vielen Punkten kaum noch mit dem, was zur gleichen Zeit in meinem Kopf abläuft:
    Mit meinem Unverständnis für die vielen Blabla-Themen, die mir auf meinen Blogrunden begegnen, mit dem bewussten Ausblenden, der allgemeinen Ignoranz und dem Schulterzucken, was den Krieg auf unserem Kontinent, die uns alle schon betreffende Klima-Katastrophe und auch das inzwischen sehr bedrohliche Erstarken der Kackblauen Truppe (und noch mit vielen Themen mehr) angeht, die selbst mir als staatlich geprüftem Pazifisten buchstäblich das Messer in der Tasche aufklappen lassen…. und förmlich danach schreien, sie wieder und wieder zu thematisieren.

Was für mich inzwischen die Frage aufwirft, ob es das noch ist, was ich will?
Weitermachen wie bisher?
Oder ob sich nicht, wenn auch unter anderen Vorzeichen, gerade genau das wieder einstellt, was mich vor einigen Jahren schon bewogen hat, den meissten anderen sozialen Plattformen konsequent den Rücken zu kehren: Leben in einer Blase, in der ich mich zunehmend unwohl fühle – und die ich durch meine eigenen Aktivitäten noch zusätzlich mit Leben fülle?

Womit auch die Optionen ins Spiel kommen, mit denen ich mich gedanklich gerade beschäftige:

  • Weitermachen wie bisher?
    Was bedeuten würde, meiner zunehmenden Unzufriedenheit irgend wie Herr zu werden zu müssen? Und mich damit mehr und mehr verbiegen, weil das immer weniger „meins“ ist?

  • Oder umschwenken (was ich ja im Ansatz schon vollzogen habe) auf eine andere, noch ernsthaftere und noch politischer werdende Linie?
    Was möglicherweise damit verbunden wäre, dass ich wohl noch einige treue Leser mehr verprellen würde, weil ich selbst merke, dass ich in meinem Tonfall darüber zunehmend bittererer („ätzend“ nannte meine Liebste das neulich) und der allgemeinen Ignoranz anderswo gegenüber immer unleidlicher werde.

  • Oder „mit den Wölfen heulen“ und mich in Zukunft genau dieser Themen zu enthalten?
    Was ich – ganz ehrlich – nicht will und mir auch nicht vorstellen kann. Weil ich es wichtig finde, wenigstens noch über das schreiben zu können, an dem ich auf andere Art nichts ändern kann. Weil ich inzwischen zu alt und auch zu krank bin, mich mit auf die Strasse zu kleben oder an grossen Demos teilzunehmen.
    Und weil ich die Hoffnung auch (noch) nicht aufgeben mag, damit vielleicht den einen oder anderen zufällig hier vorbeikommenden doch noch ein wenig aufrütteln zu können...

  • Oder, den Gedanken mal etwas radikaler zu Ende gedacht – einen Schlusstrich für mich zu ziehen und mich ganz aus dieser Blase zu verabschieden?
    Schliesslich wären es nur ein paar Klicks, um diesen Blog dicht zu machen – und es wäre auch kein Beinbruch, wenn ich meine Blogrunden aufgebe und mir (was ich gerade auch in Frage stelle) womöglich ein ganz anderes Umfeld im Netz zu suchen…. abseits der Blase. Wenn überhaupt.
    Denn wenn ich die Probleme in dieser selbstgemachten Parallelwelt nicht mehr sehe (nicht mehr sehen will), was gehen sie mich dann noch an?

Und damit wären wir bei dem Zitat, was ich diesem Beitrag voran gestellt habe:
Und letztendlich erscheint mir keine dieser Optionen – auf längere Sicht – wirklich ideal zu sein, weil am Ende vermutlich immer genau das stehen wird, was Kierkegaard zu seinem klugen Fazit führt:

„Es wird mich verdriessen“…..

Verdriessen wohl schon deshalb, weil damit immer auch die Frage im Raum stehen bliebe, ob nicht am Ende ein anderer Weg doch derjenige gewesen wäre, mit dem ich mich etwas wohler fühlen würde.
Und auch, weil sich dann womöglich (je nach gewählter Option) ein Gefühl des Versagens einstellen könnte – gegenüber meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst.

Womit zumindest zwei der Optionen für mich momentan eher nicht in der engeren Auswahl (aber auch noch nicht so ganz ausgeschlossen) sind – die beiden letzten:
Mit den Wölfen heulen konnte ich noch nie und ganz auf ein schreibendes Ventil zu verzichten ist für mich auch nicht so richtig vorstellbar. Mal abgesehen davon, dass es in Bloggersdorf auch eiinige Menschen gibt, die ich sehr schätze und mit denn ich gerne weiter in Kontakt bleiben würde.
Bleibt also eher die Frage der Form, wie sie in den ersten beiden Optionen angeschnitten ist – und auch die Frage, ob der Rahmen dieses Blogs dafür noch taugt oder ob ich ggf. nochmal einen Neustart wage?

Darüber werde ich mir nun Gedanken machen und am Ende eine Entscheidung treffen müssen.
So oder so und auch immer unter dem Aspekt, was mich am Ende am wenigsten „verdriessen“ wird…. und das wird ganz sicher keine Entscheidung sein, die ich so einfach „übers Knie brechen“ werde.

Weshalb ich jetzt erst einmal eine Option wählen werde, die oben noch nicht auf meiner Liste stand:

  • Vielleicht wäre aber auch eine Pause das Beste, ein Zurücktreten und von Aussen betrachten?
    Weil sie mich gerade am wenigsten unter Druck setzt und mir Zeit gibt, nochmal zu überschlafen und in Ruhe abzuwägen, wo meine Reise weiter hingeht, weiter hingehen soll – bezogen auf diesen Blog.

Und deshalb wird es hier in den nächsten Tagen (und Wochen?) sehr ruhig werden und allenfalls (vielleicht – wenn überhaupt? ) nochmal die eine oder andere unverfängliche Buchvorstellung zu lesen geben.
Je nachdem, ob mir gerade danach ist oder nicht.
Was auch beeinhaltet, dass ich auch meine Blogrunden weitgehend pausiere und (bis auf wenige Ausnahmen) vorerst auf Kommentare an anderer Stelle verzichte. Vielleicht für eine Woche, vielleicht aber auch länger , vielleicht auch…., na, mal sehen….


Eine Anmerkung noch, falls nun jemand auf meine Gedanken etwas erwidern möchte:
Selbstverständlich ist hier niemand eine Rechtfertigung schuldig, weil er die Dinge anders sieht als ich
und sein Leben (oder seinen Blog) ganz anders gestaltet als ich.
Denn jeder Mensch ist frei sich zu entscheiden:

Entweder – Oder?

Und damit ist für jeden auch richtig, dass er den Weg geht, den er geht….
…. genauso wie mein Weg sich richtig für mich anfühlen soll.


Bleibt also einstweilen noch, Euch allen eine angenehme Zeit zu wünschen und wie immer, dass ihr der derweilen gesund und behütet bleibt. :bye:

Euer Wilhelm,

der sich jetzt erst mal anderen Dingen zuwendet….. und ganz profan entscheiden muss, ob er nun zuerst die Küche aufräumt oder die Betten macht :scratch:


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- 10 Bemerkungen zu “Zitat 21/23: Entweder – Oder?

  1. Ich sage schlicht und ergreifend: – „Ich hab‘ mich so an dich gewöhnt … du würdest mir fehlen!“
    Entscheide dich, lass dir Zeit damit – aber entscheide dich richtig *haha* ;-) :-)
    Schau’n wir mal, ob bis bald oder bis etwas länger! Ich muss mit so vielen Sachen, besonders mit Zahnarztsachen, unendliche Geduld aufbringen – ich habe also schon gut trainiert!

    1. Ich bin ja nicht weg – und ich werde auch nicht weg sein, das ist jetzt schon mal klar.
      Also kein Grund, Trauer zu tragen. :yes:

      Denn ganz ohne Bloggen geht wohl nicht, zumal es mir eigentlich jetzt auch schon wieder in den Fingern juckt.
      Trotzdem werde ich mir erst einmal die Auszeit gönnen,um mir klar zu werden, wie ich jetzt weiter mache….
      Aber dazu mehr, wenn ich mit meinen Gedankenspielen durch bin. B-)

  2. Tja, dazu denke ich so manches und habe mir manche dieser Fragen auch schon gestellt. Mein Schluss ist der, dass mein Blog meine Spielweise ist, wo ich keine Konzepte und Spielregeln durchhalten muss sondern einstellen kann was immer mir Freude macht.
    Wenn man einen Diskussionsblog betreiben möchte über aktuelle politische und /oder soziale Fragen muss man Meinungen und Standpunkte anderer respektieren sonst wird aus dem Diskutieren ein Kriegführen. Und auch wenn man selbst weder besserwisserisch noch aggressiv ist und durchaus inder Lage eine kontroverse Diskussion zivilisiert und respektvoll zu führen, heißt das noch nicht, dass auch die Leute, die mitdiskutieren wollen das auch können.
    Ich sehe das als guten Weg zum Verdruss 🥴 Das ist der Grund warum ich politische Debatten meist nur persönlich und mit ausgewählten Leuten führe.
    Manchmal weiche ich von diesem Prinzip ab, aber nur sehr selten ergibt sich daraus etwas, was für mich ein konstruktiver Meinungsaustausch wäre. :bye:

    1. Die Formel „mein Blog, meine Spielwiese“ trifft es ziemlich gut, zumal ich es genauso sehe.

      Und trotzdem bin ich im Zwiespalt mit mir selbst über Form und Inhalte dieses Blogs, weil ich das Gefühl habe, dass vieles für mich nicht mehr stimmt, was ich am Anfang dazu überlegt und später hier geschrieben habe. Will sagen, dass sich zwischenzeitlich auch viel Ballast an Beiträgen und Blabla-Themen(bereichen) hier angesammelt hat, der mir in der Rückschau ziemlich überflüssig erscheint – und mich immer wieder zu der Feststellung führt, weniger sei mehr gewesen.
      Wobei ich – und das stand für mich auch nie wirklich zur Debatte – ganz sicher nicht die Intension habe, einen reinen Diskussionblog zu betreiben, sondern den Schwerpunkt mehr auf eine Reduktion auf einige wenige Themenbereiche legen möchte, zu denen auch mehr als bisher der Bezug auf Tagesgeschehen, Politik und gesellschaftliche Themen gehören sollte – aufgelockert auch weiterhin mit Texten über Zitate, über Bücher und – eventuell, aber deutlich seltener als bisher – über Musik.
      Und damit (mit dieser Überlegung) bin ich mir zumindest schon ein Stück klarer über das, was ich schreiben möchte, wenn auch noch nicht über das wie.

  3. Mein Blog ist ja mittlerweile zum fast reinen Fotoblog mutiert, was er nie werden sollte und früher auch nicht war. Insofern sicherlich auch eher ein blablabla Blog, auch wenn ich gelegentlich auch gesellschaftliche Themen anreiße. Das aber oft nur in Form von Links, schlicht, weil mir auch die Zeit fehlt, längere und ausgefeilte Texte zu erstellen.
    Ich bin deswegen nicht unpolitisch, aber das weißt Du ja, zumal wir auch manche Debatte Zuhause führen. Ich scheue mich auch nicht vor Diskussionen auf meinem Blog, trotzdem ist es schon lange ein Bilderblog mit tagebuchähnlichen Einträgen. Und im Moment geht es mir tatsächlich ein bisschen wie Dir. Zwar finde ich es legitim, einfach auch nur schöne Bilder zu gucken, aber mich persönlich macht das auf Dauer nicht „satt“.
    Ich lese gerne in anderen Blogs, die mehr in die Tiefe gehen, aber darauf auch angemessen zu antworten, fällt mir oft schwer. Und mit reinen likes habe ich es nicht so. Ich finde ja auch, das wird niemandem gerecht, weder dem, der schöne Photos macht, noch dem, der gute Texte schreibt. Das alles erfordert Zeit und Arbeit und die möchte ich schon auch mehr würdigen als nur durch ein like.
    Ich überlege gerade selber, wie es bei mir weiter geht. Vielleicht mache ich einfach mal eine Pause.

    1. Ja stimmt:
      Ich hab ja viel mehr Zeit, um mich gedanklich mit allem möglichen auseinanderzusetzen als Du – und meine Gedanken in Worte zu fassen.
      Wobei ich auch keine Problem mit dem habe, was Du an Inhalten in Deinem Blog hast.
      Schöne Bilder sind ja auch Balsam für die Seele, solange sie nicht zum reinen Selbstzweck werden.

      Und solange darunter auch noch das andere aufscheint, was Dich (uns alle) bewegt (und sei es nur in Form von Links, die ich in dem Zusammenhang nicht verwerflich, sondern auch immer als zusätzliche, den Blick erweiternde Informationsquelle sehe), ist doch alles gut.
      Zumal Du ja oft noch ganz andere Quellen hast (etwa über FB) die mir als Verweiger dieser Plattformen verschlossen sind.

  4. Und hier ist noch einer der gerade frisch überlegt hat. Ende Juli läuft immer mein SSL-Zertifikat ab, das ist immer der zeitliche Anlass für mich zu überlegen ob ich weiter schreibe. Ich habe vorhin bevor ich Deinen Beitrag gelesen habe das Zertifkat verlängert und hänge (mindestens) noch ein Jahr an.

    Ich freue mich über jeden Blog in dem Freudiges und politisch Nachdenkliches zu sehen und zu lesen ist. Das gibt mir das Gefühl in der verrückten Welt nicht alleine zu sein. In diesem Sinne hoffe ich, dass auch mein Geschreibsel irgend jemand das gleiche Gefühl gibt.

    1. Schön, dass Du dabei bleibst!
      Denn manche Deiner Gedanken würde ich wirklich vermissen, zumal da oft auch ein Blickwinkel drin steckt, den ich noch nicht eingenommen habe.

      Insofern kann ich Deiner Schlussbemerkung nur beipflichten, weil es mir sehr ähnlich geht :good:

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