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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Die Entdeckung der Langsamkeit – Roman

Hallo, liebe Buchfreunde!

Wenn ich schon Bücher über John Franklin oder Polar-Expeditionen lese, dann darf natürlich auch dieser Klassiker des Genres nicht fehlen, den womöglich einige von Euch auch schon kennen:

Die Entdeckung der Langsamkeit
Von Sten Nadolny

Wobei ich zugeben muss, dass ich dieses Buch zwar kurz nach seinem Erscheinen 1983 schon in meinem Bücherschrank stehen hatte, aber tatsächlich erst vor ein paar Jahren zum ersten mal ganz gelesen und wirklich genossen habe, nachdem ich damals in den 80ern die Lektüre schon nach ein paar Seiten abgebrochen hatte, weil ich mit Nadolnys Schreibstil auf diesen ersten Seiten wenig anfangen konnte.

Und tatsächlich empfand ich auch diesmal diese ersten Seiten wieder als die sperrigsten, zumal dabei noch nicht klar wird, worauf die Geschichte hinausläuft.
Anderseits sind es aber gerade diese ersten Seiten, die mit ihrer (wie Nadolny selbst im Nachwort betont ) fiktiven Schilderung des jungen John Franklin und seiner langsamen Wahrnehmung und Denkweise den Schlüssel für die gesamte Handlung des Buches legen. Einer Handlung, die man im weitesten Sinne als biographischen Roman bezeichnen könnte, weil sie sich an vielen Begebenheiten aus dem Leben des echten John Franklins orientiert – einem Seemann, Soldaten und Entdecker im England des 19. Jahrhunderts, zu dessen positiven Eigenschaften wohl auch seine grosse Beharrlichkeit gehörte, die ihm schlussendlich auch zu eigenen Verhängnis wurde, als er auf seiner letzten Expedition zur Entdeckung der Nord-West-Passage scheiterte und zusammen mit allen anderen Expeditionsteilnehmern ums Leben kam.

Und so wird diese Beharrlichkeit und die systematische, langsame Denkweise des Protagonisten auch zum Kernthema des Buches, weil sie Franklin auch immer wieder ganz andere Wege gehen lässt, als schnellere Menschen sie wählen würden. Insofern passt also auch der Titel des Buches perfekt, auch wenn er auf den ersten Blick kaum etwas mit Franklins realer Geschichte und der Geschichte seiner Entdeckungen zu tun zu haben scheint. Entdeckt man doch als Leser in der Gedankenwelt des Franklin ganz andere Sichtweisen, als die meisten anderen Menschen sie haben. Und damit wird dieses Buch nicht nur zur Schilderung einiger der grossen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts, sondern auch zur faszinierenden Mitreise bei der Entwicklung eines besonderen Menschen.

Was mich auch beim zweiten Lesen des Buches zum gleichen Fazit kommen lässt wie schon vor vier Jahren: „Für mich faszinierend die Beschreibung des langsam denkenden und bedächtig handelnden John Franklin und seines Lebensweges, der in aller Konsequenz und Beharrlichkeit seinen Weg geht, bis zum bitteren Ende im Eis.“
Denn genau das ist es, was den Reiz dieses Buches ausmacht, zumal es auch sehr konsequent die Innensicht und die Gefühle seines Protagonisten nachzeichnet, der selbst nur zu gut weis, dass er anders ist als andere Menschen und sich damit auch immer wieder zum Ziel für Hohn und Spott seiner Mitmenschen macht, ohne sich davon beirren zu lassen.

Ergo gibt es von mir auch diesmal wieder die volle Punktzahl dafür:

-_-_-_-

Der Klappentext:

„Seit seiner Kindheit träumt John Franklin davon, zur See zu fahren, obwohl er dafür denkbar ungeeignet ist, denn in allem, was er tut, ist er extrem langsam. Doch was er einmal erfaßt hat, vergißt er nicht mehr. Er geht zur Marine und erlebt den Krieg. Insgeheim aber träumt er von friedlichen Fahrten auf See und von der Entdeckung der legendären Nordwestpassage. Als Kommandant eines Schiffes begibt er sich auf die Suche … Sten Nadolnys vielfach preisgekrönter Bestseller ist auf den ersten Blick zugleich ein Seefahrerroman, ein Roman über das Abenteuer und die Sehnsucht danach und ein Entwicklungsroman. Doch hat Sten Nadolny die Biografie des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin (1786–1847) zu einer subtilen Studie über die Zeit umgeschrieben.“

Amazon

Habt alle ein angenehmes Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich rein literarisch erst einmal noch weiter in polaren Regionen rumtreibt….


-808-

- 2 Bemerkungen zu “Die Entdeckung der Langsamkeit – Roman

  1. Danke für die Vorstellung dieses Buches. Gehört habe ich schon öfter davon, aber es bisher noch nie gelesen. Irgendetwas zieht mich dahin. Aber irgendetwas hält mich auch davon ab.

  2. Da geht es Dir vermutlich so wie mir.

    Ich hab 35 Jahre gebraucht, bis ich mich dazu durchringen konnte. ( Und mich nachher fast schon geärgert, nicht eher damit angefangen zu haben)

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