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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Picknick mit Bären – Reisebericht

Eigentlich hatte ich ja gedacht, mit Reiseliteratur wäre ich fürs Erste durch – aber dann kam es doch anders, nachdem im Fernsehen vor einigen Wochen der wunderbare Film mit Robert Redford lief und ich eher zufällig herausfand, dass es dazu eine Buchvorlage gibt:

Picknick mit Bären
Von Bill Bryson

Ein Buch, das allerdings Einiges mehr ist, als ein purer Reisebericht, enthält es doch neben der Schilderung der Erlebnisse Bryson’s und seines eher unsportlichen Freundes Katz auf dem gut dreitausendfünfhundert Kilometer langen Appalachian Trail auch eine ganze Menge an Informationen nicht nur über den Weg und die Landschaften, durch die er führt, sondern – als kleine Schmakerln zwischendurch – auch eine Reihe mit spitzer Feder gezeichneter Portaits von Leuten, die den beiden Wanderern auf ihrem Weg begegnen – immer mit viel Humor betrachtet und manchmal ein wenig überzeichnet, aber trotzdem voller Respekt und niemals verletzend werdend, auch wenn bei manchen der Personen schon deutlich wird, dass sie nicht unbedingt sympathische Zeitgenossen sind.
Und genau das ist es, was das Buch auch dann durchaus lesenswert macht, wenn man sich ansonsten weniger für Reiseberichte interessiert – so lesenswert, dass ich sicher noch mehr Texte von Bryson lesen werde.
Insofern wird es wohl auch nicht weiter verwundern, dass ich dieses Buch gerne mit der vollen Punktzahl bewerte:

-_-_-_-

Der Klappentext -(vom Tonfall her dem Buch durchaus angemessen:

Bill Bryson will es seinen gehfaulen Landsleuten zeigen:
Gemeinsam mit seinem Freund Katz, der aufgrund gewaltiger Leibesfülle und einer festverwurzelten Leidenschaft für Schokoriegel nicht gerade die besten Voraussetzungen dafür mitbringt, will er den längsten Fußweg der Welt, den „Appalachian Trail“, bezwingen.
Eine abenteuerliche Reise quer durch zwölf Bundesstaaten der USA beginnt…

Ein Reisebericht der etwas anderen Art – humorvoll, selbstironisch und mit einem scharfen Blick für die Marotten von Menschen und Bären!

-_-_-_-

Bleibt aber noch zu anzumerken, dass der – für mein Gefühl – etwas „affige“ Titel dem Buch nicht wirklich angemessen ist. Da wäre man sicher besser beraten gewesen, wenn man näher beim weniger plakativen Original-Titel geblieben wäre:

A Walk in the Woods
(Ein Spaziergang im Wald)

Denn (soviel kann ich sicher verraten ohne übermässig viel vom Inhalt zu spoilern):
Einem Bären sind Bryson und Katz auf ihrem Weg nie begegnet, auch wenn Bären immer wieder (als ironischer Running Gag) eine Rolle im Buch spielen – als Synonym für alle möglichen Ängste, welche die beiden vor Beginn der Reise in ihren Köpfen entwickeln..
Nur ist im realen Leben alles ein wenig anders, als beide sich das vorab in ihrer Fantasie ausgemalt haben.

Was mir aber ausgesprochen gut gefallen hat:

Sowohl Bryson als auch Katz sind auf ihre Art sehr pragmatisch in der Art, wie sie sich auf den Weg machen.
Auch wenn beide als grosses Ziel im Kopf haben, sich den Trail in seiner vollen Ausdehnung zu erwandern, sind sie realistisch genug um zu sehen, dass sie dieses Ziel kaum erreichen können.
Trotzdem versuchen sie es und kommen zusammen auch viel weiter, als jeder für sich alleine zu hoffen gewagt hatte (aber dem anderen gegenüber nicht zugeben wollte)
Und so endet das Buch sehr versöhnlich mit der Erkenntnis, dass es viel mehr auf den Weg als auf das Ziel ankommt…..


Habt noch einen schönen Abend und eine gute Nacht
Wir lesen uns (wenn auch vermutlich erst am Wochenende wieder) :bye:
Bleibt also solange gesund und behütet….

(der sich jetzt auf drei Tage frische Nordseeluft freut)


-398-

- 7 Bemerkungen zu “Picknick mit Bären – Reisebericht

  1. Dann wünsche ich dir drei erholsame Tage und bitte, hol‘ ein Mal tief Luft für mich. :-) Ich möchte mal wieder das Salz auf meiner Zunge und in meinen Lungen spüren … ohne, dass es aus dem Salzstreuer kommt.

    Schöne Tage wünscht
    Maksi

  2. Mir fällt gerade ein, dass ich zwar das Buch nicht gelesen, aber den Film gesehen habe. Die Erwähnung von Robert Redford – Filme mit ihm, dem Schwarm meiner Jugend, lasse ich doch nicht aus – half der Erinnerung auf die Sprünge (dabei ist das doch noch gar nicht so lange her). Und dann sehe ich auch gleich den unvergleichlichen Nick Nolte vor mir. Das Buch habe ich übrigens gekauft. Aber wie auch das Baumbuch wartet es noch darauf, dass ich mit dem Lesen beginne. Ich bin gerade süchtig nach dem Friedlichen Kreativmodus von Minecraft. Darüber werde ich mal schreiben.
    Euch wünsche ich drei schöne Tage an meiner Geliebten und sehr vermissten Nordsee!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Stimmt.
      Nick Nolte hat ja den Katz gespielt. Das war mir irgendwie völlig entgangen.
      Die beiden zusammen sind aber auch wirklich ein Traumpaar :-)

      Der Film lauft übrigens am 10.10. 21 um 16:50 Uhr nochmal auf 3Sat.

  3. Danke für diese inspirierende Beschreibung des Buches. Habe schon gecheckt, ob es das in unserer Bibliothek gibt – ja, gibt es :-)
    Und ja, auf den Weg kommt es an und dass man sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Das Ziel ist aber eben meist nicht, am Ende des Weges anzukommen, obwohl ich gern zugebe, dass ich mich trotzdem immer darum bemühe. Ich hatte schon auf zwei Wegen irgendwo mittendrin das Gefühl, dass der Auftrag des Weges erfüllt war und ich eigentlich hätte nach Hause gehen können. Ich bin dann aber doch noch weiter gegangen. Ach, da passiert einfach so viel Spannendes.
    Nun wünsche ich Euch aber erstmal eine gute Fahrt morgen und hoffe, dass es nicht zu sehr stürmt.

    1. Tatsächlich sind ja die zwei Helden des Buches ihren Weg auch nicht zu Ende gegangen, sondern haben relativ kurz vor dem Ziel aufgegeben, weil beide das Gefühl hatten, ihre persönlichen Ziele erreicht zu haben
      Und sie haben ja auch recht.
      Sie sind den Appalachian Trail gegangen und weiter gekommen, als sie gedacht haben.
      Und dabei ist es unerheblich, ob sie den Weg nun von Anfang bis zum Ende gelaufen sind oder „nur“ zum grossen Teil. Das macht auch keinen Unterschied in der Erfahrung, die beide damit machen.

      1. Genau, etwas zu erzwingend bringt auch nichts. Und seit Kerkeling wissen wir ja auch, dass man auf einem Pilgerweg auch mal mit dem Auto fahren kann – aber eben auch nicht muss. Auch wenn alle den gleichen Weg gehen, ist es doch für jede/n ganz individuell.

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