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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Thank You For The Music

Ich glaube, ich muss mich mal outen:
Auch ich war einer der Menschen, die seinerzeit von der schwedischen Pop-Gruppe ABBA fasziniert waren. Und das, obwohl ich ansonsten musikmässig in ganz anderen Sphären unterwegs war und eigentlich eher die „härteren“ Sache bevorzugte, mit kleinen Ausflügen in die Reiche des Folk und der Country-Musik, in die LIedermacherszene und der Klassik.

Da stach der ABBA-typische Pop schon ziemlich heraus, was nicht nur an der blonden Sängerin Agneta lag, in die damals wohl alle männlichen Jugendlichen meiner Generation verschossen waren – mich eingeschlossen.
Nein, es war tatsächlich auch die Musik der Gruppe, die ich gut fand, weil sie aus dem üblichen Brei der Pop-Musik herausstach. Und dabei hauptsächlich die ruhigeren Stücke, die beinahe alle Ohrwürmer waren.
Wer erinnert sich nicht an Titel wie „Fernando„, „Eagle“ oder „One OF US„. die damals regelmässig in den Charts ganz oben standen und im Radio stündlich rauf und runter gespielt wurden – und bei mir zuverlässig bewirkten, dass ich die Lautstärke noch um drei Nummern höher drehen musste?

Aber 1981 war dann Schluss, wohl auch, weil die Harmonie zwischen den vier Musikern nicht mehr stimmte. Danach kam nur noch, was immer in solchen Fällen kommt, solange die Hype noch anhält: ein Best-Of-Album nach dem anderen, ein Film und ein Musical, mit dem die alten Hits weiter vermarktet werden konnten. Und auch immer wieder Gerüchte über eine Wiedervereinigung und ein eventuell erscheinendes neues Album.
Aber passiert ist vierzig Jahre lang nichts.

Bis sich vor ein paar Tagen Meldungen in verschiedenen Medien häuften, dass alle vier Musiker zusammen an einem neuen Album arbeiten, welches möglicherweise im Herbst erscheinen solle.
Was ich persönlich nicht geglaubt habe und – ich gebe es zu – mir auch nicht vorstellen konnte.
Denn wie hätte das funktionieren sollen, nachdem sich die musikalische Welt in der Zeit ja weiter entwickelt hat und inzwischen gänzlich andere Musikstile den Markt beherrschen?
Und so war ich auch ein wenig skeptisch, als gestern tatsächlich eine Pressekonferenz stattfand, auf der nicht nur die zwei ersten Titel des neuen Albums präsentiert wurden, sondern auch ein Konzept für eine Art Tournee, die im nächsten Jahr stattfinden soll. Immerhin ist keiner der vier jünger als siebzig Jahre, der älteste sogar schon beinahe achtzig….
Und nicht alle sind so fit wie die Stones, die selbst in diesem Alter noch über die Bühne toben?

Um so verblüffender, was da jetzt tatsächlich an den Start geht und wirklich beeindruckend, wie es ABBA gelungen ist, musikalisch genau da anzuknüpfen, wo sie vor vierzig Jahren aufgehört haben – und damit eine erneute Hype auslösen, die den ersten neu veröffentlichten Titel vermutlich innerhalb kürzester Zeit wieder an die Spitze der Charts spülen wird:

I Still Have Faith In You

Das klingt doch tatsächlich fast so wie früher (wenn auch etwas gesetzter und ruhiger) und ist unverwechselbarer ABBA-Stil…. ist also ziemlich sicher sowas wie eine Lizenz zum Gelddrucken….
Denn damit werden nicht nur Omas und Opas wie ich hinter dem Ofen hervorgeholt, sondern bestimmt auch viele jüngere Leute wieder auf die Musik der Gruppe aufmerksam.

Ähnlich wird es auch mit der Tournee sein, bei der die vier „aus Altersgründen“ gar nicht mehr selbst auftreten, sondern elektronisch verjüngte „Avatare“ auf die Reise schicken wollen, um gemütlich im Sessel sitzend den warmen Geldregen zu geniessen, der dabei herauskommen wird.
Was ich jetzt keinesfalls bissig meine, sondern ihnen wirklich gönne.

Schon weil ich aus persönlicher Erfahrung weiss, dass mit zunehmendem Alter manches sehr anstrengend wird, was früher ein Kinderspiel war.

Und damit wird ABBA möglicherweise erneut zum Trendsetter – als erste Band, die diese stark nach Sience-Fiction klingende Idee konsequent in die Tat umsetzt….
Denn ich kann mir gut vorstellen, dass auf diesen Zug auch noch andere aufspringen und etliche Superstars von Dunnemals ähnliches probieren könnten. Was ich persönlich wirklich begrüssen würde, wenn ich auch selbst nicht zu denen gehöre, die so ein virtuelles Konzert besuchen – schon aus Altersgründen nicht….


In diesem Sinne:
Euch allen – schon mal vorab – ein schönes Wochenende und natürlich:
Bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

(bei dem sich schon seit dem Aufstehen ABBA auf dem virtuellen Plattenteller dreht)


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