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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Bonjour, Saint Ex! – Roman

Guten Morgen liebe Lese-Freunde!

Hmm…..
Bei diesem Buch weis ich nicht so recht, was ich damit nun anfangen soll, auch wenn die Geschichte weiten Teilen eine eher simple ist, weitgehend auf realen Fakten beruht und bis auf ihren ziemlich surrealistisch anmutenden Mittelteil durchaus eingängig und gut lesbar für mich war:

Bonjour, Saint Ex!
Von Jörg H.Trauboth

Denn ich habe so meine leise Zweifel, ob es „legitim“ ist, sich auf diese Art und Weise dem Mysterium um den Tod von Antoine de Saint-Exupéry (dem wortgewaltigen Autor einiger Fliegerbücher und nicht zuletzt auch dem poetischen Schöpfer des „Kleinen Prinzen„) nähern, der im Juli 1944 als Soldat auf einem Einsatzflug über dem Mittelmeer verschollen ist.
Einem Mysterium, das in der Realität zum Teil entzaubert wurde, als kurz vor der Jahrtausendwende ein Fischer Saint-Exupéry’s silbernes Armband in seinem Netz fand, daraufhin ein paar Jahre später sein abgestürztes Flugzeug in der Nähe von Marseille im Mittelmeer gefunden wurde und noch ein paar Jahre später ein ehemaliger Kampfflieger der deutschen Luftwaffe behauptete, ihn dort abgeschossen zu haben, ohne dass es Belege in irgendeiner Form dafür gegeben hätte, wie man auf Wikipedia nachlesen kann

Und es ist genau dieses Mysterium, um die herum der Autor – selbst Pilot und ehemaliger Offizier – seine Geschichte aufbaut. In Ich-Form geschrieben aus der Sicht eines fiktiven Sohnes des angeblichen Todesschützen, den im Nachhinein Gewissensbisse plagten, weil er am Tod des grossen Autors schuldig war.
Was der Sohn, selbst auch Pilot und Saint-Exupéry-Fan, zum Anlass nimmt, den letzten Flug des grossen Franzosen nochmal nachzufliegen, wohl in der Hoffnung, Saint-Ex und damit der Geschichte seines inzwischen verstorbenen Vaters ein Stück näher zu kommen….

Wobei man im ersten Teil des Buches tatsächlich (und gut aufbereitet) Einiges über Saint-Exupéry und sein nicht immer ganzgradlinig verlaufenes Leben erfährt und ergänzend dazu auch, unter welchen Umständen sein letzter Flug zustande kam, obwohl er eigentlich schon viel zu krank zum Führen seines (gerade dieses) Flugzeuges(typs) war und ihn die komplizierte Technik des hochgezüchteten Fluggerätes überforderte…

Im zweiten Teil des Buches (der so surreal wirkt) kommt es dann während dieses Erinnerungsfluges zu einer wundersamen Begegnung, als plötzlich neben dem Flugzeug des Ich-Erzählers ein zweites Flugzeug auftaucht, das sich tatsächlich als das verschollene Flugzeug Saint-Exupéry’s entpuppt, an dessen Steuer der Erfinder des kleinen Prinzen selbst sitzt und „von Pilot zu Pilot“ ein Gespräch mit dem Sohn seines vorgeblichen Mörders aufnimmt..

Woran ja eigentlich nicht auszusetzen wäre – an der Geschichte nicht und auch an ihrem zweiten Teil nicht -, würde nicht Trauboth Saint-Exupéry bei dieser Gelegenheit Worte in den Mund legen, die zwar genauso so poetisch klingen wie die Weisheiten aus dem kleinen Prinzen, mir aber doch eher Trauboths Wunschvorstellungen zu entsprechen scheinen, wie er sie schon von Anfang des Buches an seinem Helden, dem Ich-Erzähler in den Mund legt.

Das kann man sicherlich so machen, und es entspricht auch der dichterischen Freiheit, aber ich frage mich schon, ob es dem grossen, hier förmlich auf einen Podest gestellten „Saint-Ex“ in all seinen Facetten und damit auch in seinen Zweifeln wirklich gerecht wird?

-_-_-_-

Ganz sicher nicht gerecht wird es dem (auch schon lange verstorbenen) ehemaligen deutschen Kampfpiloten und vorgeblichen Todesschützen Horst Rippert, dessen Rolle in der Geschichte fast gar nicht zur Sprache kommt (ausser in Form des angesprochenen Schuldkomplexes), der aber auch in anderen Dingen eher „dubios unterwegs war“ und bezüglich seines Lebenslaufes wohl auch immer wieder zu schönfärberischen Übertreibungen geneigt hat…..

Und so bleibt für mich bei diesem Buch trotz aller Spannung der Handlung und einigen sehr poetisch wirkenden Passagen doch ein leicht bitter Beigeschmack…
Deshalb reicht es für mich auch nur zu einer eher mässigen Wertung:

-_-_-_-

Der Klappentext:

Am 31. Juli 1944 hebt der physisch und psychisch angeschlagene Kriegspilot Major Antoine de Saint-Exupéry auf dem Flugplatz Bastia-Borgo (Korsika) mit einem Aufklärungsflugzeug ab und kehrt nicht mehr zurück. Ein deutscher Jagdpilot gibt an, ihn abgeschossen zu haben. Jahrzehnte später fliegt Fabian, der Sohn des Jagd­piloten, die Route seines Idols, Major „Saint-Ex“, nach. Am Himmel über Frankreich wird Fabian mit seinem Flugzeug in ein Universum jenseits von Raum und Zeit geschleudert. An seiner Seite erscheint ein mysteriöser Flügelmann und beginnt mit ihm ein sehr persönliches Gespräch …

Amazon

Und dennoch:
Habt alle einen feinen Tag, freut Euch schon mal aufs lange Feiertagswochenende – und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade zwar (animiert durch diese Lektüre) mal wieder den kleinen Prinzen vor der Nase hat, aber vermutlich nicht darüber schreiben wird.

Was sollte dabei schliesslich auch herauskommen, was nicht auch schon viele andere darüber geschrieben haben?


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