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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Eine kleine persönliche Krönungs-Nachlese

Und nochmal: Moin zusammen!

Wer mich ein wenig besser kennt, der wird sicher wissen, dass ich mit den gekrönten Häuptern dieser Welt nicht gerade viel an Hut habe – weil ich denke, dass die Welt solche Institutionen nun wahrlich nicht mehr braucht und es gut ist, dass es in unserem Land keinen Monarchen mehr gibt, seit dieser Firlefanz bei uns vor mehr als hundert Jahren mit der Abdankung des letzten Kaiser endete.

Aber: Andere Länder, andere Sitten!

Beispielsweise in England, wo es ja seit Neustem wieder einen gekrönten König (und Hoffnungsträger?) gibt, der – selbst schon in betagten Jahren – angetreten ist, es seiner Mutter nachzumachen, auch wenn er ihre gefühlt ewig dauernde Regierungszeit sicherlich nicht mehr übertreffen kann.
Was Anlass gab für eine aus meiner Sicht völlig aus der Zeit gefallene Krönungszeremonie mit viel Pomp und Tschingderassabum und anschliessender Militärparade, der ein wenig mehr Bescheidenheit sicher gut getan hätte angesichts der wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten, in denen das langsam zerbröckelnde Reich des frisch gebackenen Königs sich gerade befindet.
Aber gut, man wird in England wissen, warum man das so und nicht anders gemacht hat – und deshalb werde ich mir jetzt auch jegliche despektierliche Äusserung dazu ersparen, auch wenn mir zu diesem Thema eine Menge an kleinen Spötteleien einfallen würde.n
Wobei (ja, auch wir haben den Samstag vor der Glotze verbracht, obwohl eigentlich anders geplant war) es während des Krönungsgottesdienstes in der ehrwürdigen Westminster Abbey tatsächlich zwei musikalische Momente gab, die ich um nichts in der Welt hätte verpassen mögen, weil es die in dieer Qualität so schnell wohl nicht wieder zu sehen gibt:

Zum Einen das vom Bass-Bariton Sir Bryn Terfel auf walisich gesungene Kyrie, mit dem er ohne Mikrofon-Verstärkung scheinbar mühelos den gesamten Kirchenraum füllte

Was für einen Stimme!

…. und zum Anderen die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende, die ihn sowohl gesanglich als auch modisch noch toppen konnte und mit ihrem beeindruckenden sonnengelben Kleid sicher jeden weiblichen Krönungsgast locker ausgestochen hat:

Was für einen Sängerin!

Beides aus meiner Sicht Momente für die Ewigkeit – im Gegensatz zum Rest der Veranstaltung, auch wenn der es rein historisch betrachtet wohl eher in die Geschichtsbücher schaffen wird als diese beiden musikalischen Darbietungen.

Aber das kann eigentlich nur ein Grund mehr für mich sein, den beiden Künstlern wenigstens hier ein kleines Denkmal zu setzen…..


In diesem Sinne:
Euch allen noch einen wunderbaren Abend!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der Euch natürlich auch mit diesem Beitrag das wünscht, was er Euch immer wünscht….


-944-

2040 – Tag der deutschen Einheit – Thriller

Moin, Ihr Lieben!

Also das hatte ich tatsächlich schon lange nicht mehr, dass mich ein Buch so packt, dass ich die halbe Nacht durch lese, weil ich wissen will, wie die Geschichte ausgeht. Aber mit diesem Buch – einem wirklich solide gemachten und gut zu lesenden Thriller, vergleichbar mit Tom Hillenbrand’s Drohnenland – ist mir das tatsächlich mal wieder passiert:

2040 – Tag der deutschen Einheit
von Patrick Baumann

Wobei die Plots von „Drohnenland“ und „2040“ zwar durchaus unterschiedlich sind, aber dennoch auch einige Parallelen ausweisen, was den zeitlichen Rahmen und den relativ gemässigten Blick auf die technische Entwicklung in der nahen Zukunft angeht – der hier wie da wesentlich dazu beiträgt, der Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen. Denn in diesem Punkt scheinen sich beide Autoren einig und denken nur technologische und gesellschaftliche Entwicklungen weiter, die auch jetzt schon vorhanden sind oder sich für die nächsten Jahre abzuzeichnen scheinen.

Allerdings – und darin unterscheiden sich die Geschichten dann doch deutlich – beschäftigt sich Baumann’s Buch vor allem mit den deutschen Verhältnissen des Jahres 2040 und zeichnet darin eine Enwicklung vor, die sich wohl keiner von uns wünschen dürfte:

Denn inzwischen ist – finanziert und gefördert durch einen grossen Medien-Mogul – eine streng patriotische und ausländerfeindliche Partei an die Macht gekommen und versucht diese mit allen Mitteln zu festigen:
Mit einem neu ins Leben gerufenen fast allmächtigen Geheimdienst und purer Gewalt durch kleine Schlägertrupps, aber auch durch Aufsehen erregende Attentate in grösserm Stil, deren Ziel vor allem ist, subtile Begründungen für weitere Gesetzesverschärfungen zu liefern.
Und mittendrin Paul Kanter, ein kleiner Ex-Gangster und Kioskbesitzer, der in den Strudel hineingezogen wird, als auf seine Freundin, eine Journalistin ein Überfall verübt wird und er versucht, die Hintergründe im Alleingang aufzuklären, nachdem er selbst unter Verdacht geraten ist.
Wobei auch noch ein arabischer Klan, eine neue Mitarbeiterin des Geheimdienstes und eine Hackerin eine Rolle spielen und alle zusammen eine Verschwörung aufdecken, als sie auf der Suche nach der Wahrheit immer tiefer in einen Wust von anscheinend nicht zusammen passenden Informationen eintauchen.
Und so kommt es anlässlich der grossen Feier zum 50. Jahrestag der deutschen Einheit zum grossen Showdown…..

Ein Szenario also, das bei genauerer Betrachtung durchaus denkbar erscheint und in manchen Entwicklungen die Zeit nach 1933, also nach Hitlers Machtergreifung zum Vorbild hat, selbst wenn Baumann’s Bild davon an manchen Stellen zu glatt und zu wenig vielschichtig erscheint.
Aber ich denke, den Anspruch auf ein dezidierteres Bild hat dieses Buch auch nicht, das ja explizit als spannender Thriller vermarktet wird – und als solcher gelesen voll und ganz befriedigt. Mit wenigen, kleinen Einschränkungen, die insbesondere die Rolle seines Helden – des Paul Kanter – betreffen, der als ausgesprochener Looser im Verlauf der Geschichte immer mehr über sich hinauswächst, ohne dass man dafür eine logische Begründung finden würde, während die anderen Figuren von vorneherein so eingeführt werden, dass ihre Rollen glaubwürdig erscheinen.
Ein kleiner Schönheitsfehler, der aber der spannenden und ansonsten in sich logisch aufgebauten Handlung keinen Abbruch tut, wenn man einfach darüber hinweg liest.

Insofern gibts von mir auf alle Fälle mal eine gute Bewertung

und die Anmerkung, dass ich wohl auch weitere Romane dieses Autors lesen würde, der mit seinem Erstlingswerk auf jeden Fall den Wunsch nach „mehr in dieser Art “ in mir befeuert hat.

Bleibt nur abzuwarten, wann sein nächstes Buch erscheint.

-_-_-_-

Der Klappentext:

Berlin im Jahr 2040. Die »Patriotische Alternative Deutschlands« regiert die Republik. Rechte Schlägertrupps machen Neukölln unsicher. Paul Kanter, Ex-Gangster und Kioskbetreiber, versucht, sich aus allem Ärger herauszuhalten. Doch dann wird seine Freundin, die Journalistin Olivia Kusmin, in ihrer Wohnung brutal überfallen. Der Verdacht fällt auf Kanter. Beim Versuch, seine Unschuld zu beweisen, gerät er in eine monströse politische Verschwörung, die ihn in die dunkelsten Kapitel seiner Vergangenheit zurückführt.

Amazon

Habt einen angenehmen (und vielleicht auch spannenden?) Tag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich jetzt das nächste Buch vom Stapel greift….auf dem auch dieses Buch schon eine ganze Weile vor sich hin geschmort hat….


-943-