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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Dann will ich auch mal so langsam wieder was schreiben

Moin zusammen!

Zwar bin ich noch im Krankenhaus und muss auch noch ein paar Tage bleiben – aber das Ende ist schon absehbar, mit einer möglichen Entlassung am Donnerstag oder Freitag.
Will sagen ( aber das habt Ihr sicher alle schon bei meiner LIebsten gelesen): die Operation liegt hinter mir und war in mehrfachem Sinne auch durchaus erfolgreich, nachdem der Anfang meines Krankenhausaufenthaltes ja eher etwas holprig war:
Erst gabs kein Bett und dann wurde auch noch die Operation um zwei Tage nach hinten verschoben, weil am geplanten Op-Tag ein Notfall Vorrang hatte und am folgenden Tag der Op-Saal nicht zur Verfügung stand, in dem eine Operation unter ständiger Röntgenkontrolle möglich war.

Aber immerhin das hat am Aufnahmetag gut geklappt:

Mein Armband mit maschinenlesbarem Strichcode habe ich gleich als Erstes bekommen, damit ich nicht verloren gehe und zur Not auch selbst immer nachlesen kann, wer ich bin , wann ich geboren wurde und auf welcher Station ich „zuhause“ bin (falls ich das mal vergessen sollte)…

Übrigens eine durchaus praktische Erfindung, denn gescannt wird hier zu allen möglichen Gelegenheiten. Sei es vor einer Blutentnahme oder einer anderen Untersuchung – und auch vor Einleiten der Narkose im OP.

Aber schlussendlich fand sich dann ja doch noch ein Bett für mich – und auch das Verschieben des Op-Termines war in der Rückschau betrachtet eher nur ein kleines Drama, weil ja trotzdem schon mit der gekoppelten Infusions-Therapie begonnen werden konnte und damit letztendlich auch keine Zeit verloren gegangen ist:

Das Ist guter Stoff in dem Fläschchen, der die kleinen Kapillaren ordentlich weitet und damit eine gute Vorbereitung für den Erfolg der Operation war. Denn tatsächlich hat sich meinen schmerzfreie Gehstrecke mit der Verbesserung der Durchblutung buchstäblich vervielfacht, woran auch die Infusionen einen gehörigen Anteil haben, der auch vor der OP schon zu merken war….

So gesehen ist also erst mal alles gut und eitel Sonnenschein, soweit es den medizinischen Teil dieses Unternehmens betrifft, zumal ja auch wirklich die schonendste Form des Eingriffes gereicht hat und auch die Wundheilung bisher anscheinend völlig komplikationslos vonstatten geht.

Bleibt also noch, mich für Euer aller guten Wünsche und Eure Anteilnahme – auch „drüben“ bei der LIebsten – aufs herzlichste zu bedanken.
Weils einfach gut tut, wenn man weiss, dass „da draussen“ Menschen sind, die – jeder auf seine Weise – mit ihren guten Wünschen helfen und unterstützen….

-_-_-_-

Weniger schön hingegen das „drumherum“, insbesondere, wenn man wie ich den direkten Vergleich zum „Alltag“ auf dieser Station vor einigen Jahren ziehen kann.:

Personalknappheit an allen Ecken und Enden – Teils auch (von den Schwestern beklagt) Mangel an Pflegematerialien wie etwa einfachen Hautpflegecremes oder anderen Utensilien, die eigentlich zum Grundausstattung jeder Krankenhausstation gehören sollten.
Und selbst beim Essen wird noch mehr gespart als früher (was ich bisher nicht für möglich gehalten habe):

Etwa beim Abendessen, das jeden Tag aus den gleichen Zutaten besteht und sich bis auf die fehlende Marmelade und das fehlende Billig-Aufbackbrötchen kaum vom Frühstück unterscheidet:

Zwei Scheiben Brot, zwei Scheiben „Gummikäse“, einer hauchdünnen Scheibe Fleischkäse und einer Scheibe Truthahnsalami, einer kleinen Schale Kräuterquarkzubereitung, einer Gewürzgurke und zwei kleinen Döschen „Butterersatz„:

Palmfett, Wasser, Emulagtor, also lauter „richtig gesunde“ Zutaten :-(

Die zweite Tasse Tee ist übrigens schon „extra“….

Von Individualität also keine Spur, und selbst der Kaffee am Morgen ist rationiert…..
Entsprechend mies ist demzufolge auch die Stimmung insbesondere bei denen, die hier täglich arbeiten müssen. Denn die sind es ja auch, die Druck von allen Seiten bekommen:
„Von oben“ wegen aller möglicher Sparzwänge, von den Ärzten, weil manches nur noch deutlich „zäher“ funktioniert als früher – und von den Patienten, die ebenfalls unter all dem leiden, um so mehr, je weniger sie in der Lage sind, sich selbst um ihre Belange zu kümmern….

Ergo werde ich nachher mein etwas müffelndes Bett mal selbst neu beziehen, weil das Personal dafür sicher keine Zeit hat…..

Dunkle Zeiten also in der Pflege – und ich kann wirklich jeden verstehen, der unter solchen Bedingungen nicht mehr arbeiten möchte……

-_-_-_-

Kurz und gut also:
Da ist so einiges an Licht und Schatten, wenn ich die letzte Woche Revue passieren lasse:
Einerseits natürlich als Positivum der Erfolg der Operation, den ich so in meine kühnsten Träumen nicht erwartet hätte – und natürlich auch die Unterstützung die ich von meiner Liebsten bekomme…
Anderseits aber graust es mich auch, wenn ich daran denke, wie es wohl Menschen in diesem Krankenhaus gehen mag, die sich nicht mehr selbst helfen können…..
Dagegen dürften meine Kümmernisse wegen des Essens und anderer Kleinigkeiten dann wohl eher Pillepalle sein.

Und zum Glück sind es für mich ja auch nur noch ein paar Tage, bis ich wieder zuhause bin….


In diesem Sinne:
Gehabt Euch wohl und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich wirklich sehr auf „zuhause“ freut und ja, sogar auch auf die Treppe, die er dann sicher deutlich besser hinauf kommen wird……


-865-

- 19 Bemerkungen zu “Dann will ich auch mal so langsam wieder was schreiben

  1. Hallo Martin. Schön, von dir persönlich zu hören, dass du ganz gut drauf bist und nicht ganz arg auf die Hilfe des Personals angewiesen bist. Ich bin sicher, du machst dem Personal keine Vorwürfe wegen der fehlenden Butter. Die, die am Ende der Kette stehen, können am allerwenigsten dafür. Das wäre das selbe, dem Zugbegleiter Vorwürfe wegen einer Verspätung zu machen.
    Ich wünsche dir weiterhin gute Genesung und dass du hoffentlich bald wieder von deinem gewohnten Arbeitsplatz im trauten Heim schreiben kannst.

    1. Warum sollte ich mein en Kollegen Vorwürfe machen.?
      Die können doch am allerwenigsten dafür, dass es so ist, wie es ist.

      Ich wünsche dir weiterhin gute Genesung und dass du hoffentlich bald wieder von deinem gewohnten Arbeitsplatz im trauten Heim schreiben kannst

      Vielen Dank!
      Und wenn nichts dazwischen kommt, werde ich spätestens am Wochenende wieder zuhause sein :-)

  2. Martin, ohne First-class-patient zu sein, muss ich ja dann 2019 bei meiner dritten Nasenop in einer 7-Sterne-Klinik gelegen haben. Wir konnten uns von einem Wagen unsere Zutaten zum Frühstück und Abendbrot selbst aussuchen. Na gut, Krabben, Aal und Räucherlachs gab es nicht, aber ansonsten konnte ich in den 5 oder 6 Tagen nicht meckern, zumal mir ja niemand hätte Essen gebracht.
    https://chh150845.files.wordpress.com/2022/07/0107-2019-nasenop-3-1.jpg
    Es sah schlimmer aus, als es letztendlich gewesen ist.
    Also mache heilungsmäßig noch gute Fortschritte, damit du den Sommer zu Fuß, zu Roller und zu Auto genießen kannst.
    Dicken Gruß von mir

    1. Ich denke mal, dass der Schuppen hier (wie die meisten Kliniken des Konzerns) schon ziemlich weit oben in der Negativ-Skala rangiert, was Auswirkungen von Sparmassnahmen angeht. Und das ist spätestens Stadtgespräch, seit sie für Kassenpatienten die Butter gestrichen haben…

      Andererseits (und deshalb alleine bin ich hier) sind sie aber fachlich ziemlich Spitze, was meine Erkrankung angeht und zumindest in Hamburg fast Alternativlos.
      Deshalb bleibt eigentlich auch nichts, als die Kröten zu schlucken, die damit verbunden sind…

  3. Zum Erfolg des Unternehmens möchte ich herzlich gratulieren! Einerseits.
    Andererseits hört sich der Bericht erschreckend an. Und da muss sich umbedingt wieder etwas ändern. Wir waren zu Recht immer stolz auf unser Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen Ländern. Lange Zeit sind deren Bürger (ich weiss es von England und Schweden), sofern sie es sich leisten konnten, gern für bestimmte Maßnahmen in unser System eingereist.

    Aber…am wichtigsten ist doch der medizinische Erfolg. Mein Mann ist mir im vergangenen Jahr im Urlaub in einer bayrischen Klinik durch hervorragende Diagnostik und Behandlung wiedergeschenkt worden. Last Minute!
    Ich konnte ihn trotz täglicher negativer Testung wegen Überbelegung mit Coronakranken und Sperre für alke Stationen nicht ein einziges Mal besuchen. Das war schwer, aber er wurde gerettet und da pfeift man doch auf alles andere, oder?

    1. Da muss sich unbedingt was ändern…..
      Ja, sicher.

      Allerdings wird man kaum erwarten können, dass es wieder so paradiesische Zustände gibt wie noch vor 10 oder 15 Jahren, als auch alle schon von katastrophalen Bedingungen im Gesundheitssystem geredet haben.
      Jedenfalls nicht, solange die Proirisierung auf einen Gewinnabsicht der grossen Gesundheitskonzerne liegt……

      Und genau da ist auch die Crux der aktuell geplanten Krankenhausreformen:
      Nicht die Menschen (als mögliche Patienten) stehen dabei im Vordergrund, sondern mal wieder rein finanzielle Überlegungen und „Kosteneffizienz“

  4. Ganz herzlichen Glückwunsch zur gelungenen OP. Das Drumherum ist halt keine Freude, aber wichtig ist doch – zumindest in deinem Fall – zuallererst das Ergebnis und das scheint ja sogar besser zu sein als erhofft. :yahoo: :rose:

    1. Vielen Dank!
      Und ja, Du hast recht ( und ich sehe es genauso): Wichtig ist vor allem das Ergebnis – und dafür hätte ich auch noch schlimmere Begleiterscheinungen in Kauf genommen…. B-)

  5. Ich bin auch zu allererst froh und dankbar um den OP Erfolg und dass Du endlich nicht mehr so unsägliche Schmerzen erleiden musst und auch wieder zuversichtlicher geworden bist.
    Das Drumherum finde ich trotzdem erschreckend, zumal es auch mit dazu führt, dass immer mehr Pflegekräfte die Segel streichen, weil sie so ihren Beruf nicht so ausführen können, wie sie es gerne würden. Du würdest ja selber so nicht arbeiten wollen.
    In anderen Kliniken gelingt es ja auch, schmackhaftes Essen zu reichen, für mich auch ein Teil der Genesung und nicht jeder hat eine Ehefrau, die Butter, ordentliches Brot und Aufschnitt mit bringt. Dein Bettnachbar hat so jemanden nicht.
    Und wenn ich mir Dein Bett angucke, kann man ja nicht mal mehr von satt und sauber Pflege sprechen. Ich freue mich jedenfalls, wenn Du wieder hier bist und dann scheuche ich Dich zum Gehtraining :heart:

    1. Nein, ich würde nicht so arbeiten wollen und ich bin mehr als froh, in den letzten Jahren meines Berufslebens ein Nische gefunden zu haben, in der ich auch nicht so arbeiten musste….

  6. Hallo Martin,

    auch wenn Birte von dir berichtet hat, freut es mich von dir selbst zu lesen.
    Schön das es du die O.P. gut überstanden hast und sie noch dazu erfolgreich war.
    Und die paar Tage im Krankenhaus wirst du jetzt auch noch überstehen. Danach wird deine Gattin dich schon wieder aufpäppeln.

    Ich wünsche dir eine gute Nachtruhe.
    Liebe Grüße
    Trude

    1. Klaro werde ich die Tege noch überstehen… Bis Freitag ist ja nicht mehr lang.
      Nur mit dem Aufpäppeln wird es wohl umgekehrt laufen. Denn während ich hier wenig Stress habe, hatte meine Liebste ja doch einiges an der Backe…
      Grund genug, dass ich ab spätestens Samstag wieder in der Küche stehe und auch sonst in der nächsten Zeit wieder mehr für ihr leibliches Wohl sorgen werde….. :redheart:

  7. Klasse, dass Du bisher alles so gut überstanden hast. Ich wünsche weiterhin beste Genesung.
    Bei Deinem Bericht kann man wirklich nur hoffen, dass man nie in die Verlegenheit kommt, unser Krankenhauswesen näher kennenlernen zu müssen…
    Auch ich kann jeden Pfleger und jede Schwester (und auch die Ärzte) verstehen, die ihren Beruf an den Nagel hängen – so würde ich auch nicht arbeiten wollen.

    1. Es soll ja auch noch andere Krankenhäuser geben, in denen es nicht so zugeht, Insbesondere kleinere, die nicht Teil eines gewinnorientierten Gesundheitskonzernes sind. Asklepios ist da sicher schon ein sehr negatives und abschreckendes Beispiel….

      Auch Dir vielen Dank für Deine guten Wünsche!

  8. Schön dich wieder unter den Bloggenden zu wissen und danke für den Tipp mit dem Essen. Wenn ich mal zu eine OP muss, bringe ich einen Koffer mit Leckerkeiten mit. So wie der Bond damals im Sanatorium. Kaviar, Martini … Kaffee, Tee … was man halt so braucht

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