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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ausgeklinkt

Vorhin war es mal wieder soweit:

Ich musste mich mal für einen Weile in die heile Welt der klassischen Musik zurück ziehen, wie in letzter Zeit häufiger, wenn mir die akustische Belästigung durch immer wieder aufs Neue auf allen Kanälen aufploppendes Politikergesabbel anlässlich des Wahlkampfes samt anschliessender Beleuchtung von allen Seiten durch „journalistisches Fachpersonal“ auf die Kappe geht, die keine Blähung der Wahlkontrahenten unkommentiert lässt.

Nicht, dass ich etwa politisch uninteressiert wäre – im Gegenteil – aber mir persönlich sind diese akustisch- visuellen Auswüchse des Wahlkampfes inzwischen deutlich zuwider und ich ziehe es deshalb vor, mir die nötigen Informationen lieber lesend zu beschaffen, als mich mit etwas dauerbeschallen zu lassen, was in den meisten Fällen ohnehin nicht mehr als die ständige Wiederholung bekannter Fakten ist.

Ganz anders meine Liebste, die überhaupt kein Problem damit hat, wieder und wieder die selben Nachrichten via Bildschirm präsentiert zu bekommen – was normalerweise auch kein allzu grosses Problem für mich darstellt, jedenfalls, solange nicht auch noch mein Tinnitus ein Wörtchen mitreden will und mich mit seinem Dauerpiepsen nervt:
Dann wird meine Geduld mit dem Gesabbel irgendwann endlich – und es ist eindeutig besser und dem ehelichen Frieden zuträglicher, mich unter meine Kopfhörer zu klassischer Musik zu flüchten, bevor ich völlig unwirsch reagiere…. wobei es erfahrungsgemäss auch immer ein Weilchen dauert, bis ich wieder runtergefahren bin, wenn ich nicht gar etwas mir völlig Neues entdecke und daran hängen bleibe….

Was im Übrigen auch einen der wenigen Punkte aufzeigt, an dem wir völlig unterschiedlicher Meinung sind. Denn ebenso wie es mir mit der Daurnachrichtenberieselung geht, geht es ihr mit meiner Vorliebe zu klassischer Musik. Die kann sie auch höchstens in homöopathischen Dosen geniessen….

Womit mal wieder ein Satz zum Tragen kommt, den ich immer gerne zitiere und in diesem besonderen Fall aber gerne auch noch um die Ausdrücke „Politikerworte“ und „Moderatorengeschwätz“ erweitern würde :

Musik wird oft nicht schön gefunden,
weil sie stets mit Geräusch verbunden

Wilhelm Busch

Aber das tut unserer Liebe zueinander zum Glück keinen grössern Abbruch, solange funktionierende Kopfhörer im Haus sind….


In diesem Sinne:
Euch einen schönen Abend.
Lasst Euch nicht nerven bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


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- 15 Bemerkungen zu “Ausgeklinkt

    1. Eigentlich haben der Gatte und ich uns u.a. auch über unseren gemeinsamen Musikgeschmack kennengelernt. Wir haben durchaus viele Gemeinsamkeiten, aber eben auch unterschiedliche Vorlieben. Und so hat halt jeder Kopfhörer oder der Gatte nutzt meine Jobbedingte Abwesenheit :-) Aber die ist ja weniger geworden, seit ich feste Homeoffice Tage habe.

      1. Meine Frau kann keine experimentelle Musik hören. Ich schon, war immer offen für alles in dieser Richtung..
        Sie hat AUCH einen Faible für klassische Musik, ich weniger.
        Wenn sie aber etwas im Wohnzimmer auflegt, ist es zu 99,9 % mein Fall.

    2. Das Hauptproblem bei der ganzen Geschichte ist neben den ständigen (und unnötigen) Wiederholungen der immer gleichen Informationen auch die Form, in der sie dargeboten werden – als Frage- und Anwortspiele, die mich je mehr irritieren, je stärker es in meinem rechten Ohr piept. Was im Übrigen in ähnlich Form auch für Talkshows gilt, bei denen ich das genauso erlebe:

      Da kann ich nur dann wirklich folgen, wenn ich mich voll darauf konzentriere, aber sie überhaupt nicht vertragen, wenn sie als Nebengeräusch im Hintergrund laufen und mit einzelnen unzusammenhängenden Satzfetzen ständig meine Konzentration auf meine eigentliche Hauptbeschäftigung stören.
      „Weghören“ geht da nicht – jedenfalls nicht, wenn sich das Dauerpiepsen so stark bemerkbar macht wie gestern und ich es nicht mal schaffe dieses nervende Dauergeräusch auszublenden

      (Wobei ich prinzipiell gar nichts gegen laufende Fernseher habe, zumal es durchaus auch Sendungen gibt, die ich ohne weiteres auch als Hintergrundgeräusch gut ertragen kann – und sogar dabei gut schlafen kann.
      Dokumentationen beispielsweise mit einem ruhig vor sich hin plätschernden, sachte dahin fliessenden Kommentar)

        1. Das ist mir in dem Zusammenhang ziemlich egal.

          Wobei ich auch gerne zugebe, dass ich noch nie ein Freund dieser Art von Informationsvermittlung war, wie sie heute „modern“ ist.:
          Das eine Nachricht, die eigentlich in einer knappe Minute abgefrühstückt ist, stundenlang aus den verschiedensten Richtungen beleuchtet werden muss, um anschliessend – mangels weiterer Neuigkeiten in Form ständiger Wiederholung nochmal stundenlang durchgekaut und mit immer neuen Spekulationen angereichert zu werden….

          Dann lieber kurz und knackig als Zeitungsmeldung, meinetwegen auch noch mit einem deftigen Kommentar dazu. Das sollte doch auch reichen.

          Also: „Fakten, Fakten Fakten“, wie es früher so schön im Werbesolgan einer Zeitschrift hiess, zu deren Leserkreis ich nie gehört habe.

  1. Da gibt es eine ganz einfache Möglichkeit *AUSSCHALTEN*
    Ich komme nicht auf die Idee mir die vielen Sendungen zur Wahl anzuschauen.
    Ab und zu ’sehr dosiert‘ und wenn es mir zuviel wird schalte ich aus.
    Manche Menschen wissen leider nicht, dass es auch einen Ausschalter gibt oder sie finden ihn nicht keine Ahnung = 😊

    1. Im Prinzip in guter Tipp – und das mache ich auch, wenn ich alleine bin.
      Bzw. dann schalte ich den Fernseher gar nicht erst ein, sondern höre Radio oder gestreamte Musik oder auch (sehr oft) gar nichts.

      Aber das geht halt nicht, wenn wir beide zuhause sind und ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben im Bezug auf Information – und auch auf die eigene Konzentration – haben.
      Da wird dann halt auch manchmal „dem einen sein Uhl‘, was dem anderen die Nachtigal“ ist.
      Was ja prinzipiell auch nicht schlimm ist, solange genug Rückzugsmöglichkeiten bleiben – zur Not halt auch unter den Kopfhörer….

  2. Wir behelfen uns auch mit Kopfhörern und/oder für diese Zeiten getrennte Zimmer. Hat ja auch was mit gegenseitiger Akzeptanz zu tun, wenn man Mittel und Wege findet, einander Freiraum für „Eigenes“ zu lassen. Da findet sich in der Regel immer eine Möglichkeit.

    1. Genau das ist auch unser Standard-Umgang damit:
      Die Liebste im Wohnzimmer und ich im Flur an meinem Schreibtisch – ggf. mit Kopfhörern, wenn ich Musik hören will…
      Schwierig wird es halt nur, wenn mir nicht nach Musik ist und es mir unbewaffneten Ohres nicht mehr gelingt, die Hintergrundgeräusche aus dem Fernseher „auszublenden“.
      (Vielleicht sollte ich mir mal Gedanken über Gehörschutz machen, wie ihn Bauarbeiter tragen? B-) )

      1. Gegen nächtliche Hintergrundgeräusche (Schnarchen) nehme ich solche Ohrstöpsel a la Ohropax. Aber nicht diese Knetmasse – da habe ich Sorge, dass ich sie nicht wieder richtig aus den Ohren kriege. Es gibt da so Weichplastikteile. Hilft (für mich) sogar gegen Schnarchkonzerte in größeren Schlafsälen von Pilgerherbergen.

  3. Ich habe schon sehr lange keinen Blick mehr in das TV-Gerät geworfen (oder auf das TV-Gerät?). Mein Schatz schaut gern Serien oder Filme auf Netflix. Währenddessen ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und lese den E-Reader leer.
    Das ganze Geschwafel um die Wahl interessiert mich nicht wirklich. Es reicht mir, wenn ich mich online informiere. Wobei einige Parteien sowieso total ausgeschlossen sind für mein Kreuz.
    Klassische Musik höre ich sehr gern und habe dazu auch eine große CD-Sammlung. Bei den Essensvorbereitungen in der Küche höre sich oft Klassikradio.

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