– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Weg nach Tongay – Erzählung

Eher nachdenklich stimmend – und im Gegensatz zu den bisher gelesenen Büchern der Autorin auch mit  einer eher sachlich und sehr ruhig wirkenden Wortwahl – diese Erzählung aus dem Jahr 1965, die ich jetzt tatsächlich zum ersten mal gelesen habe:

Der Weg nach Tongay
von Gudrun Pausewang

Darin geht es um eine alte Frau, die sich mit ihrer Drehorgel  – ihrer einzigen Einnahmequelle – auf den Weg von der Küste zum im Gebirge liegenden Wallfahrtsort Tongay macht in der Hoffnung, dort mit ihrem Instrument gute Einnahmen zu machen, um so die nächsten Monate überleben zu können. Sie ist alleine und der Weg durch die Wüste liegt noch vor ihr, als sich ihr in einer Oase ein kranker, streunender Hund anschliesst, der ihr – Anfangs gegen ihren Willen – nach einigen Wirrnissen zum  Begleiter auf ihrem einsamen Weg wird, denn die grosse Masse der Pilger sind ihr weit voraus. Und damit auch zum Objekt ihrer Sorge und ihrer LIebe, denn  ihre Kinder sind schon lange tot und andere Menschen gibt es auch nicht mehr in ihrem Leben….

Was mir an dieser Geschichte wirklich gut gefallen hat ist der Blick in die Gedanken, Gefühle  und Träume der alten (und beinahe namenlosen, denn ihren Namen erfährt man tatsächlich erst am Schluss der Geschichte) Frau, die immer wieder in die Handlung eingebettet sind und diese kommentieren und wie Rückblenden tiefe Einblicke in ihr Leben geben – in glückliche Phasen ebenso wie in Trauer und Schmerz über Verluste, die sie erleiden musste – ein Leben, dass sie zur Einzelgängerin ohne Heimat und festes Ziel gemacht hat, die niemanden braucht und auf niemanden angewiesen sein möchte.

Womit der einsame  Weg durch die Wüste auch zur Sinnfrage für sie wird, zu der auch die Frage nach Gott gehört und das Hadern mit dem eigenen Glauben, der durch den immer schwächer werdenden Begleiter plötzlich in Frage gestellt ist….

Somit ist die Beschäftigung mir diesem Buch sicher keine leichte Kost – und ich gebe zu, ich habe manche Passagen wirklich zwei mal gelesen, ums sie zu verstehen und für mich einordnen zu können. Aber: es ist wirklich lesenswert und nicht ohne Spannung mit dem grossen Bogen, den es spannt.

Und damit hat es sich auch die fünf Sterne verdient, mit denen ich es bewerte

Der Vollständigkeit halber der  – unverdient – knappe Klappentext der mir vorliegenden Taschenbuchausgabe von 1980:

Durch eine südamerikanische Wüstenlandschaft führt der Weg einer alten Drehorgelspielerin, die sich in dem Wallfahrtsort Tongay gute Einnahmen verspricht. Fast Unmenschliches fordert ihr diese Reise ab, auf der sie ein hergelaufener kleiner Hund begleitet, der zu ihrem ganzen Lebensinhalt wird.

Bleibt also  nur noch anzumerken, dass ich dieses (nur noch antiquarisch erhältliche) Buch auch gerne  – in elektronischer Form (für Kindle, Tolino oder als PDF) – weitergebe.
Wer  mag, kann es per Mail von mir bekommen….


Und wie immer, so auch am Ostersonntag:
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns


-269-