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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Na, ich weis nicht….

Guten Morgen in der Mitte der Woche!

Bisher war ich eigentlich ein grosser Fan der kleinen Kerle aus dem Erzgebirge, die irgendwo still im Regal rumstehen oder hocken, nichts böses tun, friedlich vor sich hin quarzen und dabei angenehme Düfte verbreiten. Jedenfalls, soweit es die alten, klassischen Räuchermännchen betraf, mit denen ich auch einige heimelige Erinnerungen an Kindheit, Weihnachtszeit und lange Abende bei Kerzenschein verbinde.
Aber diese Gedanken vergehen mir ziemlich schnell, wenn ich die neuste Kreation der Seiffener Volkskunst-Hersteller betrachte, von der ich mir nicht vorstellen kann, wer sich die in die Wohnung stellen möchte:

Mag ja sein, dass dort im tiefsten sächsischen Hinterwald jemand die Idee witzig fand, aber einen faden Beigeschmack hat die Figur für mich dann doch.
Noch dazu, wo sie ganz ernsthaft mit „Klimakleber“ bezeichnet und beworben wird, dieser unseligen Wortschöpfung der Blödzeitung, die abwertender für die Ziele der letzten Generation nicht sein könnte und mit dafür verantwortlich ist, dass diese Menschen zum Feindbild deklariert werden, deren Anliegen keinesfalls ehrenhaft, sondern höchst ruchbar sei.

Und ich fürchte, genau das war die Intention, die auch die Schöpfer der Figur hatten, als sie ihr das verbissen wirkende, unsympathische Gesicht verpasst, die Rauchöffnungen in die Ohren verlegt und noch weitere, ähnlich dumme Sprüche als Aufkleber zum Wechseln beigepackt haben, die ich hier nicht ausführlicher kommentieren möchte… ausser, dass damit einmal mehr dokumentiert wird, wie merkbefreit gewisse Leute dort rechts unten in unserer Republik sind.

Heimeligkeit geht jedenfalls anders – soviel ist mal klar.
Und so recht vermag ich mir auch nicht vorzustellen, wer denn nun als Zielgruppe dieser Figur angedacht sein soll? Die Umweltschützer selbst werden sie wohl kaum ins Regal stellen – und ob ihre Gegner bereit sind, sich dieses Denkmal ihrer eigenen Verbohrtheit für knapp 100.-Euro ins Haus zu holen, wage ich auch zu bezweifeln….

Aber gut.
Jeder so wie er mag.
Wobei mal klar ist, dass für mich das Thema „Volkskunst aus Seiffen“ damit endgültig durch ist und ich mich eigentlich nur noch frage, wann die den ersten Neo-Nazi ins Programm nehmen.


Trotzdem:
Habt einen angenehmen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der diesen Beitrag keinesfalls als Werbung gemeint hat und seine beiden alten Räuchermännchen jetzt erst mal in die Schublade verbannt…. auch wenn sie „politisch unbedenklich“ sind :wacko:

Neu auf „…mal nachgedacht“ :
Nur keinen Stress!


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- 45 Bemerkungen zu “Na, ich weis nicht….

  1. Ich kenne die anderen Sprüche nicht, aber solange da keine Grenzen in Richtung Kackblau überschritten werden, halte ich es mit Humor und damit lebt es sich sowieso immer am besten. Ich musste jedenfalls lachen, als ich die Figur sah.
    Und über sich selbst lachen zu können halte ich sogar für besonders wichtig!
    Übrigens gehöre ich nicht zu den Gegnern dieser Aktivisten, sondern verstehe sie. Halte aber manche Aktionen eher für ungeeignet, bei der Bevölkerung Bewusstsein für die Problematik zu wecken.

    1. Ja, Schmunzeln musste ich zuerst auch.
      Aber das ist mir beim näheren Betrachten dann auch schnell wieder vergangen, als ich mir einige Pressemeldungen dazu angesehen habe, die zeigen, wie wenig sich der Hersteller eigentlich für die Ziele der letzten Generation interessiert, sondern stattdessen immer wieder gebetsmühlenartig betont, politisch neutral sein zu wollen. Hält man dann aber die dümmlichen Sprüche daneben, die noch beigelegt sind, wird schnell deutlich, dass er alles tut, um die Klimaschützer ins lächerliche zu ziehen…
      Soweit also „Neutralität“

  2. „Geschäftsführer Andreas Bilz (57) von der 65 Jahre alten Manufaktur-Genossenschaft schmunzelnd:
    „Die fast komplett motorisierte Belegschaft gab die Anregung, dass wir diesen speziellen Räuchermann erschaffen müssen. Man kann ihm Feuer unter den Arsch machen. Und wir hoffen, dass diesen Chaoten mal richtig der Kopf durchgeräuchert wird.“

    Politisch neutral?

  3. Lieber Wilhelm, liebe Kommentatoren …

    ihr musstet laut Euren Äusserungen beim ersten Betrachten der Figur schmunzeln, um dann doch sehr abwertend und wenig neutral zu reagieren. Hier wird vom „tiefsten sächsischen Hinterwald“ sowie „merkbefreit gewissen Leute dort rechts unten in unserer Republik“ geschrieben … Ist diese Verunglimpfung nicht gleichzusetzen mit dem Begriff Klimakleber, Schwuchtel oder dem N*Wort? Wird dabei nicht eine ganze Region deformiert?

    Ich wohne im Erzgebirge, bin weder hinterwälderisch noch merkbefreit; wäre das so, hätte ich sicher diesen Beitrag gar nicht erfassen und verstehen können. Ich habe den Abschluss der ehemaligen EOS, also dem Gymnasium, habe einen Beruf erlernt und bin weder rechts noch braun … kann mich ganz klar dagegen positionieren. Und glaubt mir, ein echter Erzgebirger würde sich so ein Raachermannel nie in die Wohnung stellen, die werden eher nach Köln, Hamburg und Stuttgart geliefert. Leute, die etwas modernes wollen und nicht die traditionelle Erzgebirgskunst, die genau aus Schnitzkunst (meistens ein Bergmann, der auch nicht seinen Arm hebt) Rauchermannel und die Kaarzeln, Schwibbögen und Klöppelzeuch besteht. Also bitte verunglimpft nicht eine ganze Region, von der Ihr vielleicht gar nichts wisst, die Ihr noch nie besucht habt. Dazu lade ich Euch allerdings herzlichst ein und verabschiede mich mit einem Glück auf, dem typischen Gruß hier – ausgesprochen unter den Einheimischen G´auf.

    1. Ich habe mal 15 Monate in Leipzig gelebt und war nicht nur in Dresden, Görlitz, dem Elbsandsteingebirge, sondern auch im Erzgebirge. Ich habe schon damals sowohl viel braune Scheiße miterlebt, als auch engagierte Menschen, die versucht haben, sich dagegen zu engagieren. Trotzdem sage ich ganz ehrlich, dass ich froh bin, dass ich da wieder weg konnte, so sehr mir Leipzig selber auch gefallen hat.

    2. Also das musst Du mir jetzt bitte mal erklären, was an der Formulierung

      wie merkbefreit gewisse Leute dort rechts unten in unserer Republik sind

      verallgemeinernd sein soll?
      Wenn ich statt „gewisse“ das Wort „alle“ verwendet hätte, dann wäre Deine Kritik wohl angebracht, aber so?
      Und wieso sollte ich mich neutral gegenüber etwas äussern, was alles andere als neutral gemeint ist, sondern eindeutig polemsierend mit den Menschen der letzten Generation umgeht?

      Zudem dürfte doch wohl unbestreitbar sein, dass gerade dieser Teil unserer Republik mit die höchsten Zahlen für die Kackblauen in den Umfragewerten hat – und wer meinen Blog regelmässig liest weiss auch, in welchem Kontext ich die Formulierung „Hinterwald“ deswegen setzte..
      Das damit auch gelegentlich andere getroffen werden, nehme ich als Kollateralschaden durchaus in Kauf, zumal die Sichtweise in der Gegenrichtung ja gerade auch nicht immer von liebevollen Tönen geprägt ist….

      Insofern: wem der Schuh passt, der ziehe ihn sich an…

    3. Liebe Conny, ich kann es verstehen, dass Sie sich von bestimmten Aussagen betroffen fühlen, auch wenn Sie damit gewiss nicht gemeint waren. Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, dass Verallgemeinerungen bzw. Verunglimpfungen einer ganzen Region unangebracht sind.

      Ihrer Empfehlung, die „neuen“ Bundesländer bzw. das Erzgebirge einmal kennenzulernen, kann ich mich nur anschließen. Manch einer wird staunen, wie schön dieser Teil Deutschlands ist und wie froh wir alle sein können, keine Grenze mehr überwinden zu müssen.
      Ich, in Hamburg beheimatet, habe übrigens nach der Wende diese Gelegenheit genutzt und mir alle 5 Bundesländer nach und nach so weit wie möglich erschlossen. Nicht nur landschaftlich und kulturell eindrucksvoll. Ebenso wertvoll waren und sind mir einige menschliche Begegnungen. Auch angesichts des wirklich bedrückenden Anwachsens einer bestimmten Partei darf man nicht in den Fehler verfallen, die Mehrzahl der Anderen zu übersehen.

      Niemand muss schließlich die hier besprochene Figur kaufen oder gar mögen. Ich finde sie zwar nicht schön, aber immer noch eher witzig, wie sie vielleicht auch gedacht war. Und sie mindert in meinen Augen auch keineswegs die Qualität der sonst gewohnten und geschätzten Arbeiten der Seiffener Schnitzkunst und es gibt für mich keinen Grund, den bisherigen Bestand deshalb zu verbannen.
      Eine Freundin, seit Jahren im Umweltschutz aktiv, wird ganz sicher wieder Jahr ihr großes Engelorchester in der Weihnachtszeit aufstellen und ich meinen Räucherförster ebenso wie den Schwibbogen und den Nussknacker. Ebenso werden meine Weihnachtskugeln aus Lauscha an den Baum gehängt. All diese wunderbaren Teile werden nach wie vor geschätzt.

      1. Ich habe in den 15 Monaten, die ich dort gelebt und gearbeitet habe, auch wunderbare Menschen kennengelernt. Es geht überhaupt nicht darum, alle über einen Kamm zu schweren. Ich habe aber eben auch erlebt, wie viele schon damals geschwiegen haben, als Pegida und Legida jede Woche die Städte lahm gelegt haben, wenn in der Straßenbahn jemand rassistische Sprüche losgelassen hat. In Leipzig gab es noch relativ viel Gegenprotest. Ich selber konnte einmal nur knapp einem schweren Steinaschenbecher ausweichen, den mir ein Fascho Richtung Kopf geschleudert hat. .

        Wir haben uns vieles damals auch gemeinsam angeguckt, waren auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Wir sind öfter mal in Mecklenburg, wo eine Freundin von uns lebt. Nur die Schönheit der Landschaften alleine ist es eben nicht. Wenn die Mehrheit der (Noch-)Minderheit das Feld überlässt, dann entsteht ein Bild, das so vermutlich nicht stimmt.
        Ich gebe zu, dass mich da nix mehr hinzieht und ich lieber in Schleswig-Holstein Urlaub machen würde.

        1. Mir geht gerade die Demo gegen rechts in Dresden durch den Kopf, zu der wir (wie viele andere aus der gesamten Republik) damals(2018/2019??) extra angereist sind, so dass die auswärtigen Demonstranten vermutlich deutlich in der Überzahl waren.
          Dresden fand ich wirklich schön, aber die Stimmung gegen uns Demonstranten war in der ganzen Stadt trotzdem deutlich zu spüren.
          Bis hin dazu, dass ich von einem älteren Einheimischen gefragt wurde, was wir denn da wollen. Das sei doch ihre Stadt und es würde uns überhaupt nichts angehen, wenn Pegida dort ihr Ding macht.

          Sicherlich mag dieses kurze Blitzlicht nicht repräsentativ sein, aber für mich zeigte es doch, dass es auch in Teilen der Zivilbevölkerung wenig Berührungsängste mit dem rechten Gedankengut zu geben scheint, zumal ich später auf FB noch einige Statusmeldungen fand, die ähnliches beschrieben.
          Und ich denke genau da liegt auch das Problem, warum weite Teile der ehemaligen DDR inzwischen so in Verruf geraten. Weil die rechts gerichteten Menschen dort in der öffentlichen Wahrnehmung im Rest des Landes deutlich präsenter sind, als die schweigende und möglicherweise auch unter diesem Eindruck leidende (?) Mehrheit.

          Doch wer sich nicht wehrt, lebt irgendwie verkehrt – das ist schon eine alte Weisheit, die wohl auch in diesem Fall gilt.
          Und wenn sich was ändern soll, dann muss der Wunsch dazu auch deutlich erkennbar und vor allem auch viel öffentlicher kommuniziert werden.
          Viel mehr, als das bislang der Fall ist
          Denn bisher scheint es von aussen betrachtet eher so, als ob die schweigende Mehrheit im Land den Kopf einzieht den braunen kampflos das Feld überlässt – Einzelstimmen mal ausgenommen, die mir eher vorkommen wie der sprichwörtliche Rufer in der Wüste.

          Und noch eins:
          So nett gemeint die Einladungen auch sein mögen, Land und Leute kennenzulernen:
          Ich glaube, ich würde das nicht mehr wollen, nachdem wir auf unseren Reisen dorthin schon mehrfach die Erfahrung machen mussten, dass in der Kneipe am Nebentisch unwidersprochen ausländerfeindliche Parolen geschwungen wurden oder abfällig über Flüchtlinge, Schwule und auch über uns Wessis geredet wurden, die wir in der Mehrheit ja auch nichts dafür können, was die Kohl-Regierung und die Treuhand nach der überstürzten Wiedervereinigung verzapft haben.

          Was soll ich also an einem Ort, wo ich offenbar nicht willkommen bin?
          Und ich kann auch jeden verstehen, der das inzwischen genauso sieht und um den Teil unseres Landes lieber einen Bogen macht.

  4. „Was soll ich also an einem Ort, wo ich offenbar nicht willkommen bin?“

    Diejenigen durch Präsenz solidarisch unterstützen, denen du willkommen bist. Wir dürfen diese doch nicht mit den Verirrten allein lassen! Was wäre denn damit erreicht?

    1. Wie soll das gehen? Ich kann ja meine Klappe nicht mehr halten wenn ich etwas höre, was mir gegen den Strich geht. Wenn ich in meinem Umfeld rechtsradikale Äusserungen hören würde, könnte ich nicht schweigen. Und dann könntet ihr mich sicher alle im Krankenhaus besuchen kommen, mir über den Kopf streicheln und sagen: Das hast du toll gemacht.

      1. Das verstehe ich, Hans-Georg, geht mir auch so und so verstehe ich vielleicht auch die von Wilhelm erwähnten Schweiger „vom Nebentisch“.
        Zivilcourage ist eine wunderbare Idee, aber wenn es darauf ankommt eben auch sehr riskant.
        Ich meine mit Präsenz, es stellt kein Risiko da, diese Länder zu besuchen und damit zu zeigen, dass unterschiedliche Sozialisationen nicht dauerhaft festgeschrieben sind, sondern mit gegenseitigem guten Willen überwunden werden können.

        1. Mal ganz ehrlich Trulla:
          ich tue mir das nicht mehr an. Ganz einfach, weil ich genauso wie Hans-Georg die Klappe nicht halten könnte und weil ich im Zweifelsfall bei jeder körperlichen Auseinandersetzung den kürzeren ziehen würde. Zumal ich nicht mal in der Lage wäre, schnell genug abzuhauen.

          Deshalb mal eine Gegenfrage:
          Wie ich ja inzwischen weis, bist du älter als ich?
          Gesetzt den Fall, Du kämst in so eine Situation – Würdest Du Dich heute noch so verhalten, wie Du es hier vorschlägst?
          Falls ja, hast Du meinen vollen Respekt, falls nein…. nunja.

          1. „Deshalb mal eine Gegenfrage:
            Wie ich ja inzwischen weiss, bist du älter als ich?
            Gesetzt den Fall, Du kämst in so eine Situation – Würdest Du Dich heute noch so verhalten, wie Du es hier vorschlägst?“

            Ja, Wilhelm, das stimmt, ich bin schon ein ziemlich altes Semester (Jahrgang 1945), und sehr dankbar für meine „relative“ Fitness, die mich auch heute noch demonstrieren lässt, wenn nötig. Immer noch reiselustig, immer mal wieder im Osten der Republik, und nur das Kennenlernen dieser Länder habe ich – ganz generell – empfohlen, mehr nicht.

            Das Einmischen in ein fremdes Gespräch habe ich jedenfalls mit keinem Wort vorgeschlagen, aus den gleichen Gründen wie von dir genannt.
            Ich gehe nämlich auch jeder möglichen Gewalt lieber aus dem Weg.

            Wenn es aber grundsätzlich darauf ankommt „Flagge zu zeigen“, habe ich das schon des öfteren in meinem Leben getan. Meine politische Gesinnung war und ist für jeden meiner Umgebung offen erkennbar.

            1. Nur, damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen:
              ich wollte Dich keinesfalls hier persönlich angehen, sondern zolle Dir im Gegenteil ehrlichen Respekt für Deine Haltung. :good:

              Insofern war meine Frage möglicherweise aus etwas provokativ, wobei ich Deiner Antwort aber entnehme, dass wir wohl grundsätzlich sehr ähnlich ticken, auch wenn ich mir aufgrund meiner körperlichen Einschränkungen vieles nicht mehr antun mag, was früher ganz normal für mich gewesen wäre. Streit um die Sache bin ich eigentlich nie aus dem Weg gegangen, solange ich das noch konnte.

              Doch inzwischen geht halt eine Menge nicht mehr so, wie ich das gerne hätte – und (um noch mal auf das eigentliche Thema zurück zu kommen) ich sehe auch wenig Sinn darin, mit Menschen zu diskutieren, die offenbar gegen jedes vernünftige Argument resistent sind.
              Aber genau das ist mein Eindruck, wenn ich mir das Dilemma der neuen Bundesländer ansehe.
              Sowohl bei den Braunen, als auch bei denen, die eigentlich gegen sie sind und es trotzdem nicht gebacken bekommen, sich zu organsieren und dem Spuk etwas entgegenzusetzen…
              Natürlich brauchen die auch Unterstützung, keine Frage.
              Aber die können sie auch nur bekommen, wenn sie selbst sich offen positionieren.
              Allein schon, weil ( und das Argument habe ich tatsächlich schon öfter gehört, auch im Zusammenhang mit besagter Demo in Dresden) sonst von Seiten der Braunen immer wieder ins Feld geführt wird, dass ein Widerstand gegen sie ja von aussen gesteuert wäre – wie etwa von einer ominösen Antifa-AG, die sogar Spesen und Gage für die Demo-Touristen aus dem Westen zahlt.

              1. Keine Sorge!

                Ich sehe das auch so, dass wir wohl im Großen und Ganzen ähnliche Wertvorstellungen haben und uns die gemeinsame Sorge umtreibt, ein weiteres Erstarken dieser unerträglichen Bewegung erleben zu müssen.

      2. Ich behaupte auch mal, dass die nicht so hilflos sind, dass sie auf unsere Präsenz angewiesen sind. Es gibt ja schon Aufrufe, sich rechtzeitig vor der Wahl dort mit 1. Wohnsitz anzumelden, um wählen zu können und so das AfD Ergebnis klein halten zu helfen. Soweit ich mich erinnern kann, gab es 89 auf keine Hilfe von außen. Da ist doch auch was gelungen. Und heute nicht mehr?

          1. Wilhelm, woher weisst Du, das wir hier alle schweigen? Das tun wir nicht; nur die Gegenstimmen werden von Euch leider nicht gehört … Deshalb habe ich auch diese Diskussion angefangen und gesagt, das man eben nicht alle in einen Topf werfen kann. Ich behaupte ja auch nicht, das alle Hamburger und Hamburgerinnen im Drogen- und Rotlichtmilieu tätig sind. :-)

            1. Habe ich behauptet, dass alle Erzgebirgler Nazis sind?
              Nö.
              Insofern unterstell mir hier bitte nichts, was nicht wörtlich hier steht.

              Bleibt aber die Frage, warum Euch keiner Wahrnimmt, die Ihr dagegen seid?

    2. Mein Chef hat damals von Leipzig aus im Elbsandsteingebirge Urlaub gemacht. Er kam sowas von entnervt wieder, weil der braune Spuk schon im Hotel los ging. Und genau das ist der Punkt. Wenn ich schon bei der Buchung einer Übernachtung Befürchtungen haben muss, habe ich wenig Lust da hin zu fahren.
      Wie gesagt, ich habe mal in Leipzig gelebt und gearbeitet, war bei sehr vielen Protesten dabei, habe in der Flüchtlingshilfe geholfen und Leipzig ist sicherlich noch mal anders als Dresden oder das Erzgebirge und selbst in Leipzig war es mir zuviel.
      Und wie Du oben sehen kannst, waren wir ja sogar von Hamburg aus in Dresden, um bei der Demo dabei zu sein, damit die möglichst groß wird. Wir sind nur deshalb dorthin gefahren, haben dort übernachtet, waren essen usw. Es hat uns also auch gut Geld gekostet.

      1. Mittlerweile findet man in Google-Bewertungen und bei Trip-Advisor etliche Bewertungen, die sich genau auf diesen Punkt beziehen.
        Manchmal sogar mit der Anmerkung, dass Leute vorzeitig abgereist sind, weil ihre Wirtsleute so Nazi-mässig drauf waren.

        Nicht umsonst gibt es ja auch immer wieder Stimmen, die den Braunen Spuk als Standortnachteil beurteilen. Da ist also tatsächlich was dran.

        1. Das dürfte auch für Firmen und Universitäten ein Problem werden, wenn sie ausländische Kräfte anwerben wollen. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter schon vor Jahren erzählt hat, dass sie eine Bewerbung von einem Prof. hatte, der in in Ilmenau eine bessere Stelle hätte kriegen können, das aber seiner asiatischen Frau nicht zumuten wollte.

  5. Nachdem ich weit über 24 Stunden im „Zahnkoma“ lag, will ich jetzt auch noch was schreiben. Ich bin ja wohl unter den bisher Kommentierenden die einzige aus den 5 NBL, oder irre ich mich. Aufgewachsen bis zum 18. Lebensjahr in Görlitz = Sachsen, dann ca. 4 Jahre Ausbildung und Arbeit direkt in Dresden – das aber alles noch zu Zeiten, wo die Bundesrepublik für alle auf der Landkarte eine eingefärbte Fläche war. Die Leute hatten andere Freuden und Sorgen als die, die viele km davon westwärts gelebt haben – alles war anders, die Autos, die Luft, die Erholungs- und Feriengebiete, das Arbeitsumfeld und und und.
    Inzwischen möchte ich nicht mehr in Görlitz leben – aber nur über diese Stadt kann ich mir ein Urteil erlauben, weil ich auf Klassentreffen mitbekommen habe, wie einige ticken.
    Ich wohne ja seit 1970 in Berlin, davon bis 2000 im ehemaligen Ostberlin.
    Das heißt also im Umkehrschluss, dass ich seit 2000 in zwei verschiedenen Gegenden von Ex-Westberlin wohne – zuerst in Lichtfelde Süd und jetzt in Tempelhof-Marienfelde.
    Das erste Wohngebiet – zumindest das unmittelbare Umfeld war dadurch, dass die Wohnungen nur mit WBS vermietet wurden, noch sehr normal, ziemlich ausländerfreundlich und für mich durchaus akzeptabel, ganz anders als das Umfeld, in dem ich seit 2015 wohne. Ob es daran liegt, dass die meisten Leute hier Wohnungseigentümer sind und relativ wohlhabend, deren Urlaubsziele sich stark von den meinigen unterscheiden. Aber mir geht es nicht darum, wer wo und wie Urlaub macht – sondern es geht mir darum, wie die Leute über Ausländer, Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und andere weniger bemittelte Leute reden und schimpfen. – ICH für MICH habe noch nie im Leben in so einer rechten Umgebung gewohnt, was u.a. auch die Wahlergebnisse gezeigt haben. Ich weiß die Zahlen nicht mehr, ich weiß nur, dass ich sehr erschrocken war. – Viele der Bewohner aus dem Haus, denen es an NICHTS fehlt, außer vielleicht an Verstand und Intelligenz und Toleranz gegenüber Menschen, die Hilfe benötigen, haben Angst, dass ihnen was „weggenommen“ wird, wenn sie vielleicht mal keine Rentenerhöhung bekommen. – Wie ich im Laufe der Jahre mitbekommen habe, bin ich wohl die einzige aus dem „Osten“ – und entsprechend dusselig bin ich auch schon oft genug angemacht worden auf Feiern.
    Ich gebe zu, dass ich meine Einschätzung jetzt nur auf das Verhalten der Bewohner gegenüber Ausländern beziehe und eingrenze, aber wie gesagt, das Wahlergebnis für die Alternative, die wirklich und wahrhaftig KEINE Alternative ist, war erschreckend.

    1. Das passt aber irgendwie zusammen in den alten Bundesländern – und damit wohl auch in West-Berlin.
      Je mehr Geld, um so konservativer das Denken.
      Und von Konservativ zu Kackblau ist oft auch nicht mehr weit, wie uns der Herr M. von der CXU gerade bewiesen hat

  6. Liebe Clara Himmelhoch, nein, Sie sind nicht die einzige, die aus den neuen BL stammt. Wie geschrieben, komme und lebe ich in Sachsen, da – um ganz genau zu sein – im Erzgebirge. Und ich bitte alle Kommentatoren mir zu glauben, das ich weder AfD gewählt habe noch meine Lieblingsfarbe Braun ist. Deswegen bin ich immer sehr erbost, das ich – wie viele andere aus der Region – immer in diese Einheitssuppe geschmissen werden.

    Hier sind sehr wenige bis gar keine Demos der AfD und anderen gleichgesinnten Parteien und wenn – wie im vergangenen Jahr in Zwönitz und Schneeberg leider geschehen – dann kommt der Mopp aus dem Gebiet rund um Dresden. Dresden, welches schon zu DDR Zeiten als Tal der Ahnungslosen bezeichnet wurden und deren Menschen nach der Wende allein gelassen wurden. Blühende Landschaften wurden versprochen, Traditionsunternehmen für eine 1 DM aufgekauft, um nach den Abschöpfen der Sonderkredite geschlossen zu werden. Diese Menschen haben ganz einfach keine Perspektive mehr gesehen und sehen sie auch jetzt nicht. Wollt Ihr einen ganz einfachen Grund wissen, warum so viele in Sachsen braun sind? Weil leider in dieser Vereinigung ein riesengroßer Zusammenhalt ist, die Hilfsbereitschaft under diesen Anhängern enorm hoch ist und jeder seinen Platz dort bekommt, egal ob dick oder hässlich. Wenn es diese Voraussetzungen bei den Grünen, bei den Linken, bei den ganzen anderen Parteien so geben würde, hätten die Kackblauen gar keine Chance.

    Und hier noch ein Hinweis in eigener Sache: Dresden und Leipzig gehören zwar zu Sachsen, allerdings nicht zum Erzgebirge!!! Hier ist der Zusammenhalt noch groß, setzen wir unsere Signale meist allerdings leise. Wisst Ihr zum Beispiel, das hier seit dem Beginn des Ukrainekrieges noch immer jeden Abend die Schwibbbögen in den Fenstern leuchten als solidarisches Zeichen? Um nur eine Aktion zu nennen …

    Und zum Schluss möchte ich mich noch vor Trulla verneigen: Danke für Ihre weisen Worte, die mir aus der Seele sprechen. Danke auch an Clara Himmelhoch für Ihren ehrlichen Kommentar, der zeigt, das sich das Gedankengut auch in Berlin wiederfindet und … ich lehne mich jetzt sicher nicht einmal zu weit aus dem Fenster und behaupte das Anhänger der Kackblauen auch sicher in Hamburg existent sind. Womit doch dann auch klar wird, das das leider nicht an einem Bundesland, einem Gebiet liegt, sondern mittlerweile ein großes gesellschaftliches Problem darstellt.

    1. Es hat niemand bestritten, dass wir auch AfD Anhänger haben. Ich mache aber doch einen Unterschied zwischen eben so gerade über die 5 % Hürde gehüpft und über 30 % und mehr. Hier sind sich auch die anderen Parteien einig über ihren Umgang mit der AfD. Anders als Kretschmer und Consorten.
      Hier schert niemand alle über einen Kamm. Ich habe ja geschrieben, dass ich beide Seiten erlebt habe. Die Kollegin (aus Sachsen), mit der ich jede Woche bei den Gegendemos war, aber eben auch den alltäglichen Rassismus in der Straßenbahn oder im Supermarkt.
      Ich glaube, es hilft auch nicht weiter, wenn man immer nur darauf besteht, dass man selber ja nicht so ist. Es ist wohl nicht zu bestreiten, dass es ein massives Problem in dieser Republik gibt und das im Osten mehr als im Westen. Das heißt überhaupt nicht, dass wir hier im Westen die Hände in den Schoß legen können. Wir müssen alle den Hintern hochkriegen.

      1. Liebe Fr. Momo, wir „kennen“ uns schon so viele Jahre und ich folgen Ihnen schon so lange … ich weiß also, wie ich Ihre Bewertungen einschätzen kann und muss. Und ich stimme Ihnen in vielen Sachen zu, gerade das es im Osten diese großen Probleme gibt. Da stehe ich 100% hinter Ihnen. Auch mit Ihrer Aussage, das wir alle den Hintern hochkriegen müssen, gehe ich total konform. Und genau diese Aussage wollte ich erreichen – WIR ALLE. Und da geht es nicht um Erzgebirger, Dresdner, Leipziger, Berliner, Hamburger im einzelnen. Es geht um die Richtung, in die das Land läuft und die ist nicht nur falsch, sondern gefährlich. In diesem Sinne: Lassen Sie uns weiter laut sein, auch wenn uns die anderen nicht immer hören. In diesem Sinne lG – Conny

        1. Tun wir das? Mir ist gerade nicht bewusst, dass wir uns schon seit Jahren „kennen“.
          Wir müssen lauter werden, alle, da sind wir uns wohl einig.

    2. „Wollt Ihr einen ganz einfachen Grund wissen, warum so viele in Sachsen braun sind? Weil leider in dieser Vereinigung ein riesengroßer Zusammenhalt ist, die Hilfsbereitschaft under diesen Anhängern enorm hoch ist und jeder seinen Platz dort bekommt, egal ob dick oder hässlich.“ – Es gib keinen einzigen Grund, deshalb die Nazis zu wählen! Es sei denn, diese Leute sind alle strohdumm und haben statt Gehirnmasse nur Luft im Kopf!

      1. Lieber Hans-Georg, warum muss man immer beleidigend sein?! Ich habe doch die Gründe aufgezeigt, die ich aus sehr vielen Gesprächen – gerade mit Jugendlichen – herausgehört habe. Auch wenn es jetzt ein ganz dummer Vergleich ist, das Fussvolk dieser Kackblauen – also die, die gröhlend durch die Strasse rennen – geniessen diesen Zusammenhalt, diese Solidarität (obwohl dieser Begriff in diesem Kontext total falsch ist). Ich gehe mal davon aus, das Sie aus den alten Bundenländern kommen. Haben Sie sich einmal ausführlich mit Leuten unterhalten, die 1989 ungefähr 30 – 40 Jahre alt waren? Haben Sie sich mal deren Geschichte angehört, ohne gleich an Jammern zu denken? Ich mag eine SACHLICHE Diskussion, ich freue mich über unterschiedliche Meinungen und ich achte mein Gegenüber … eigentlich.

        1. Ich hatte einige Leute als Kollegen, die aus genau dieser Altersgruppe kamen und nach 89 rübergekommen sind, als die Grenzen offen waren.
          Die waren zwar nicht offen rechts, aber dennoch zum Teil von ihrer Grundeinstellung herEinstellung her schon sehr vom rechten Ufer… Als Pflegekräfte wohlgemerkt, die auch täglich mit Menschen mit Migrationshintergrund umgehen sollten und damit überhaupt nicht zurechtkamen.
          Auch das sicher wieder nicht repräsentativ, aber auch nicht wegzudiskutieren.

    3. Ja, Conny, natürlich gibt es diese Braunblütigen auch in Hamburg – wie überall. Das hat ja auch Clara Himmelhoch sehr eindrücklich klar gemacht. Aber die Zahlen, die Frau Momo für die NBL nannte, sind im Vergleich sehr hoch. Und diese Sorge eint uns doch.

      Verstörend finde ich den auffallend unzulänglichen Umgang der sächsischen Justiz und ihrer ausführenden Organe mit diesen üblen rechten Schreihälsen und Demokratieverächtern. Darin steckt die eigentliche Gefahr, denn wenn man staatlicher Seite dem nicht energisch entgegen getreten wird, fühlt sich der anständige Bürger im Stich gelassen und traut sich erst recht nicht, Widerstand zu leisten.

      Ich stimme zu, dass nach der Wende nicht alles optimal gelaufen ist, möchte jetzt aber nicht in diese ganz andere Diskussion übergehen.
      Rechtes, völkisches und menschenverachtendes Gedankengut ala Höcke und Konsorten hat einen anderen Nährboden.

    4. Ich greife nur mal einen Satz raus aus Deinem langen Kommentar, zu dem meine Vorkommentator/innen auch schon einiges gesagt haben:

      Und hier noch ein Hinweis in eigener Sache: Dresden und Leipzig gehören zwar zu Sachsen, allerdings nicht zum Erzgebirge!!!

      Ist das eigentlich eine besondere Form von Lokalpatriotismus? Ähnlich wie der, mit der sich die Bayern auch immer in einer Sonderstellung in unserer Republik sehen??? (Die Bayern mögen mir diesen Vergleich bitte verzeihen)

      Denn eines ist nun mal auch wahr: Das Erzgebirge gehört zu Sachsen und wird genauso mittragen müssen, was im gesamten Land als Wahlerergebniss bei der nächsten Landtagswahl zustande kommt. Auch wenn die Erzgebirgler behaupten, sie wäre ja gar nicht so.
      Und auch wir, der Rest der Republik werden dabei nicht ungeschoren bleiben, wenn sich Mehrheiten im Bundesrat verändern, und unser ganzes Land in den Ruch gerät, in die Zeiten von 1933 zurückzufallen.
      Das wird genauso Auswirkungen haben wie die Bayrischen Lederhosen, von denen die halbe Welt glaubt, dass alle Deutschen sie tragen.

      Aber davon mal ab:
      Wenn das nicht so wäre, dann könnte mir ja auch herzlich egal sein, was da rechts unten in unserem Land passiert, ich könnte mich bequem zurücklehnen und müsste mir kaum Gedanken machen, weil die Gefahr bei uns in unserer Hansestadt ja viel kleiner ist, in sowas reinzurutschen…

      Aber es ist mir ja nun mal nicht egal….
      ——

      Und damit bin ich wieder ganz oben, bei meinem Eröffnungspost:
      Mir ist es absolut nicht egal, wenn Menschen durch den Kakao gezogen werden, für deren Anliegen ich höchsten Respekt habe und mit deren Zielen ich mich vollkommen solidarisch fühle, auch wenn ich ihre Mittel nicht immer gut heisse. Und ich habe auch kein Verständnis dafür, wenn jemand meint, er müsse das relativieren…

      Punkt .

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