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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Kleine Gedankenstütze

Wenn ich mal die Überschrift meines letzten Blogbeitrages als Massstab nehme, hätte sie für diesen Beitrag auch so lauten können:

…. aber noch ist nicht alles gut!

Denn in gewisser Weise setzt sich hier jetzt ein Thema fort, das ich schon am Anfang meines letzten Postings angesprochen hatte:
Ich dümpele immer noch mehr vor mich hin, als dass ich viel mehr als meine übliche Tagesroutine hinbekomme, fühle mich weiter angeschlagen, schlapp und lustlos – wenn auch nicht wirklich krank – und auch mit meiner Konzentration ist es nach wie vor nicht allzuweit her.

Kurz gesagt: ich hatte auch schon bessere Zeiten in diesem Jahr

Und natürlich mache ich mir inzwischen auch Gedanken, ob das alleine mit den Nachwirkungen der Impfung zu tun hat oder ob da nicht wieder ein guter alter Bekannter „Guten Tag“ sagt, der sich immer mal wieder im Herbst ein Stelldichein gibt…

Vor einigen Jahren habe ich das in einem Blogbeitrag mal so beschrieben:

Nein, es geht mir nicht schlecht.
Aber es geht mir auch gerade nicht wirklich gut.

Das ist ein Phänomen, das mir schon seit etlichen Jahren immer wieder im Herbst begegnet, wenn die Tage kürzer und grauer werden und die Nebel über das Land ziehen. Dann ist mir nach Rückzug, Wärme und Geborgenheit.

Und ich weiss, da zeigt sich wieder ein alter Begleiter aus grauer Vorzeit, der mich damals so sehr gepiesackt hat, dass ich lange ernsthaft überlegt habe, ob sich ein Weiterleben lohnt.

Damals ging es mir richtig schlecht, denn aus einem Burnout hatte sich eine Situation ergeben, die mir völlig ausweglos erschien und mich – so dachte ich damals – zu einer untragbaren Belastung für die Menschen in meiner Umgebung hatte werden lassen….

Doch zum Glück sind diese Zeiten vorbei und die morbiden Gedanken sind lange aus aus meinem Kopf verschwunden, denn in den 14 Jahren seither habe ich lernen und erfahren dürfen, dass es in solchen Situationen eben doch einen Ausweg gibt, dass mein Leben weiter geht – mit unerwarteten Wendungen zwar und anders als ich das erwartet habe, aber all diese Erfahrungen waren nötig, damit es mir wieder gut geht.

Wobei es mir – objektiv betrachtet – gerade nicht ganz so schlecht geht, wie damals, als ich vor sieben Jahren diese Zeilen schrieb. Aber es fühlt sich halt ein wenig ähnlich an, wenn auch unter anderen Voraussetzungen als damals.
Denn ich muss ja nicht mehr arbeiten und auch unser Fernbeziehungsleben ist inzwischen Geschichte, wie auch einiges Anderes, was seinerzeit eine Rolle spielte.
Dafür sind es momentan eher körperliche Phänomene, die mehr im Vordergrund stehen – und diese Impfnebenwirkungen sind wohl auch ein Teil davon – genau wie die Verschleisserscheinungen, die wohl jeder im Lauf des Lebens erfahren muss und die mir auch gerade mehr zu Schaffen machen, als mir lieb ist.

Und ausserdem steht nächste Woche halt auch noch mein jährlicher „TÜV“-Termin an, die Kontrolluntersuchung in der Gefäss-Chirugie, die mir alle Jahre wieder im Vorhinein Stress macht, auch wenn – rein subjektiv – betrachtet da eigentlich nichts schlimmes zu erwarten ist….

Insofern ist es also gut, mir nochmal in Erinnerung zu rufen, was ich vor sieben Jahren im selben Blogbeitrag weiter schrieb:

..Natürlich gab es auch in diesen letzten Jahren Umwege und Schlaglöcher – der Lebensweg ist ja keine Autobahn, die immer in die gleiche Richtung führt – aber zusammen war es doch viel einfacher, diese Klippen zu umschiffen. Und es ist ein gutes Gefühl, Hand in Hand weiter gehen zu können.

Deshalb können mir auch die Novembernebel nichts mehr anhaben und die Gespenster aus der Vergangenheit haben ihren Schrecken verloren – auch der Bruder Depression, der genauso ein Teil meines Lebens ist wie meine Eltern, Grosseltern oder meine Kinder.
Ich weiss, dass er sich versteckt in den Novembernebeln immer mal wieder in Erinnerung bringen muss, aber ich weiss auch, dass er in meinem Leben nicht mehr die Oberhand bekommen wird, denn inzwischen habe ich gelernt, wie ich mit ihm umgehen kann.

Meine festen Strukturen sind dabei nur ein Teil dieser Strategie, denn sie tun mir gut, auch wenn ich manchmal darüber jammere.
Meine Musik ist ein weiterer Teil, denn sie kann meine Stimmung sehr zum positiven verändern… Am Wichtigsten aber ist neben meinem Glauben meine Liebe, denn sie gibt mir die Sicherheit, mich immer warm und geborgen zu fühlen.

Und so wird auch diese Phase wieder vorbei gehen, wie immer in den letzten Jahren, wenn die Novembernebel sich mit unguten Gefühlen in Erinnerung bringen wollten.
Denn ich bin ja nicht alleine damit….
Auch wenn es vielleicht gerade nicht so einfach ist mit mir.


Habt dennoch einen schönen Tag und ein wunderbares Wochenende – und :
Bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


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- 20 Bemerkungen zu “Kleine Gedankenstütze

  1. Anflüge von Depressionen gehören wohl dazu, wenn man sie einmal hatte. Aber wenn man Ihr Erscheinen bemerkt und rechtzeitig gegensteuert, ist schon viel gewonnen. Ich jedenfalls erkenne gerade zwar, dass es Dir nicht gut geht, aber nicht die Heftigkeit, mit der wir es vor etlichen Jahren zu tun hatten. Insofern mache ich mir gerade nicht allzu viele Sorgen. Schön ist es trotzdem nicht, wem geht es schon gerne schlecht? Ausser denen, die, vielleicht auch ohne es wahrhaben zu wollen, einen positiven bzw, sekundären Krankheitsgewinn haben, aber das sehe ich bei Dir nicht.

    1. Das ist immerhin schon mal gut, dass Du auch nicht den Eindruck hast, dass ich gerade total abstürze.
      Meine Stimmung ist zwar zugegeben gerade nicht die Beste, aber wenn ich erst mal am nächsten Donnerstag die Untersuchung überstanden habe, wird es wohl wieder aufwärts gehen….
      Und solange muss ich halt aufpassen, das es nicht schlechter wird.

      1. Keine Sorge, ich habe da schon ein Auge drauf ….. sowas wie vor 11 Jahren brauchen wir ja nicht noch mal. Schlimmstenfalls gehst Du halt mal zum Doc

  2. Eine ehemalige Kollegin hat in einer ähnlichen Situation sehr positiv auf eine Tageslichtlampe reagiert.

    1. Das ist an sich ein guter Tipp.

      Allerdings hat eine Lichtherapie nur eine sehr kleine Wirkungsbreite und bringt im Falle eine echten Depression nur im Zusammenspiel mit anderen Massnahmen etwas (ähnlich wie andere Dinge, die mit der Ausschüttung von Glückshormonen in Verbindung gebracht werden – Schokolade beispielsweise oder Sex)
      Zudem ändert sich damit alleine ja auch nichts am Grundproblem – in meinem Fall also am Rheuma und den Durchblutungsstörungen und an den Nebenwirkungen der dagegen notwendigen Medikamente, die alle zusammen meinen Aktionsradius einschränken.

      Insofern wird das also die Schraube sein, an der als nächstes gedreht werden muss, speziell an der Medikation, die sich gerade nicht als ideal erweist….

  3. Das gedrückte „Gefällt mir“ soll nicht heißen, dass mir gefällt, was gerade mit dir los ist. Ich wollte damit nur kundtun, dass ich den Beitrag gelesen habe.
    Viel dazu sagen kann ich nicht, will ich auch nicht. Nur so viel: ich bin froh, dass du deine Liebste an deiner Seite hast und sie gut auf dich aufpasst.
    Alles Liebe
    Maksi

      1. Wenn du ihn umbenennen kannst, wie wäre es dann mit „gelesen“ oder „zur Kenntnis genommen“? Obwohl ich das auch nicht sooo gelungen finde.

        1. Genau das war auch meine Überlegung.
          Das Problem dabei ist aber, dass dieser Button nicht Teil des Themes ist sondern via Jetpack und Sprachdatei in die Seite injiziert wird. Man kommt also an den entsprechenden Quelltext und damit an die Beschriftung nicht direkt ran; sondern allenfalls über ein entsprechendes Skript….

  4. Dieser Novembergeist geistert bereits fast das ganze Jahr durch mein Dasein. Gut, dass du darüber schreiben kannst und noch besser, dass du eine Frau an deiner Seite hast, die die Höhen und tiefen Tiefen mit dir durchstanden hat und mit so viel Liebe an deiner Seite steht. Zu zweit geht es sich besser durch diesen Nebel! Wobei der echte Nebel durchaus sehr fotogen sein kann.
    Ich habe nächste Woche einen Gesundheitscheck bei meiner neuen Hausärztin. Eine junge Frau (39) die sich ganzheitlicher Medizin verschrieben hat. Vielleicht habe ich den Mut und erzähle ihr, wie es mir wirklich geht. Denn das weiß keiner so richtig, weil ich fast immer meine fröhliche Maske aufsetze. Die intensive Beschäftigung in und mit einer absolut irrealen Welt wie Minecraft gibt mir schon zu denken. Ich rette Tiere, die versehentlich in Wasser gerieten, obwohl sie nur aus Einsen und Nullen bestehen. Und ich finde es niedlich, wie Kaninchen angehoppelt kommen, wenn sie mich sehen und zu mir erwartungsvoll hoch sehen. Dann bewundere ich die Schreiber dieser Programme, wie sie es hinbekommen, dass quadratische Figuren mit viereckigen Augen solch eine Wirkung haben. Aber jetzt schweife ich ab!
    Ich wünsche dir, dass du gut durch diese Zeit kommst und bin fest davon überzeugt, dass du das auch schaffst!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Ich kenne zwar Minecraft nicht, aber das Phänomen, was Du da beschreibst.
      Und auch ich habe in der Vergangenheit immer wieder Phasen gehabt, in denen ich lieber in Phantasiewelten geflüchtet bin, als mich im realen Leben zu bewegen.
      Einfach, weil ich mich da sicherer gefühlt habe und alle realen Probleme soweit weg waren.

      Aber zum Glück bin ich davon gerade ziemlich weit entfernt, auch wenn ich nicht viel draussen unterwegs bin, Dagegen steht weniger meine Stimmung als vielmehr meine andauernden körperlichen Symptome, die ich nicht wirklich in den Griff bekomme.
      Und das wird auch der Punkt sein, der zumindest bei meinem nächsten Termin mit der Rheumatologin nochmal verschärft auf die Tagesordnung muss, auch wenn dabei unter Umständen eine komplette Therapieumstellung herauskommt.
      Im Übrigen weiss die auch um meine Neigung zu Depressionen Bescheid – wie alle Ärzte, zu denen ich regelmässig gehe. Denn damit bin ich immer ziemlich offen umgegangen (auch in Zeiten wo es mir gut ging), weil ich schon vor langer Zeit gelernt habe, dass es wenig bringt, damit hinter dem Berg zu halten. Schon weil es im entscheidenden Moment dann einfacher ist, offen darüber reden zu können, nämlich dann, wenn es mir nicht so gut geht.
      Und genauso habe ich es auch bei meinem letzten Arbeitgeber gehalten….

  5. Hallo Wilhelm, ich bin ja bipolar und als ich noch nicht das Lithiumpräparat genommen habe, hatte ich Phasen, die waren so schrecklich und so schlimm und mir ist kaum ein Grund eingefallen, warum ich mir das noch viele Jahre antun soll. Ich konnte nichts – weder Auto fahren noch Fahrrad fahren, von computern und arbeiten vollkommen abgesehen.
    Es gibt ja wohl sogenannte exogene und endogene Depressionen – ich gehöre leider zu der letzten Sorte. Da kann das Wetter super sein, auch Geld und anderes stimmen – dennoch kommt die Depression und bleibt längere Zeit.
    Und deswegen war ich auch bereit, dieses Medikament zu nehmen, denn vom Prinzip her überwiegen bei mir die manische Phasen – ich fühle mich in diesen Zeiten sehr, sehr gut, aber für andere ist es wohl nicht immer leicht.
    Ich wünsche dir, dass deine körperlichen Anzeichen so weit gebessert werden, dass du dich wohl fühlst. Und dass dir das Zusammensein mit deiner Frau so viel Kraft gibt, ist das Beste, was in einer Ehe sein kann.
    Und meine Mediathek läuft wie ein Länderspiel.
    Und heute habe ich mir ein neues technisches Wunderding gekauft, dessen Bedienungsanleitung ich erst einmal studieren muss, bevor ich es in Betrieb nehme.
    Herzlich Clara

    1. Ich lebe seit Jahren ohne Medikamente, was die „herbstlichen Verstimmungen“ angeht, zumal das in den letzten Jahre immer nur schwach ausgeprägte Phasen von zwei, drei Wochen waren und ich den Rest des Jahres wenig bis gar nichts davon merke…..
      Allerdings hatte ich da auch noch nicht das eine Rheumamedikament, welches mich von Anfang an mit relativ starken Nebenwirkungen irritiert hat, obschon es ansonsten eine Zeit lang auch recht wirkungsvoll war, was das Rheuma angeht. Und so liegt für mich gerade die Vermutung nahe, dass das nun auch für diesen etwas heftigeren Unterschwung mit verantwortlich ist.
      Will sagen: daran muss ich wohl als erstes mal was tun (was aber nicht ohne ärztliche Unterstützung geht)

      1. Bei mir wären die Amplituden ohne Lithium einfach zu stark – meine Umwelt hat mich während meiner Depressionen geliebt, weil ich in meinen Manien ALLES konnte und nicht verstehen konnte, dass es bei den anderen nicht so ist.
        Und das alles ist jetzt ausgeglichener.
        Ich wünsche dir, dass das bei dir besser in den Griff bekommen wird – Medikamente und natürlich das Rheuma.
        Ganz lieben Gruß

        1. Eine Lithiumtherapie ist vor vielen Jahren auch mal für mich angedacht, allerdings niemals wirklich umgesetzt worden, nachdem ich mich in einer Reha auch ohne gut stabilsieren konnte.
          Mein Neurologe ist damals der Empfehlung der Rehaklinik gefolgt, in der Mirtazipin als bevorzugte Medikation angegeben war.
          Das habe ich dann auch noch einige Jahre niedrig dosiert als Phasenprophylaxe genommen, aber nun schon lange abgesetzt, zumal die depressiven Phasen bei mir auch nur wenige Tage (meist im Herbst) dauern und in der Regel schnell wieder abklingen.

  6. Ich glaube, wenn man die depressiven Phasen erstmal „durchschaut“ hat und schon paarmal einen Weg heraus gefunden hat, dann haben sie nicht mehr ganz so den Schrecken. Für mich heißt es immer, sie in Ruhe zu lassen, mich durchtreiben zu lassen, egal wie schwarz und dunkel es werden mag. Aber so scheint es für mich am schnellsten wieder vorbei zu sein.
    Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass es Dir bald wieder besser geht und dass der Termin am Donnerstag gut über die Bühne geht. Und ich freue mich sehr, dass Du so eine tolle Partnerin an Deiner Seite hast. Ja, das ist in solchen Situationen wie ein Rettungsanker.

    1. „Für mich heißt es immer, sie in Ruhe zu lassen, mich durchtreiben zu lassen, egal wie schwarz und dunkel es werden mag. Aber so scheint es für mich am schnellsten wieder vorbei zu sein.“

      Genau das ist die Erfahrung, die ich auch gemacht habe damit.
      Was andersrum auch bedeutet, dass es um so schlimmer wird, je mehr ich darin rum rühre und versuche, die Ursachen zu ergründen. Dann beginnen sich nämlich irgendwann die Gedankenkreisel zu drehen, wo vorher nur ein ungutes Gefühl war – welches ich zwar spüre, aber inzwischen nicht mehr als Bedrohung empfinde., weil ich weiss, dass das nach ein paar Tagen wieder vorbei geht, wenn ich mich da nicht reinsteigere…

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