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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Abend vor dem Morgen danach

Guten Morgen am Samstagmorgen!

Vorgestern habe ich seit langer langer Zeit mal wieder etwas gemacht, was ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht habe, weil ich mich dafür einfach nicht fit genug gefühlt habe:
Mich ins Auto gesetzt und mal weiter aus der Stadt hinaus gewagt, als nur bis zum Hofladen.
Das ging wider Erwarten sogar richtig gut, auch wenn ich feststellen muss, dass ich diesbezüglich doch etwas aus der Übung bin.

Und dafür gab es natürlich auch einen Anlass. Ein Konzert von Heinz Rudolf Kunze in Mölln, für das ich schon im Mai recht spontan eine Karte gekauft hatte – nicht ahnend, dass es in der Zwischenzeit eine Phase gab, in der ich mir das gesundheitlich gar nicht zugetraut hätte.
Aber zum Glück passte ja vorgestern alles, so dass ich mich am frühen Nachmittag aufgemacht habe, um in die Eulenspiegelstadt zu fahren und zunächst einmal mein (äusserst spartanisches) Quartier zu beziehen, dass ich spontan Anfang der Woche noch gebucht hatte, weil ich mir eine Rückfahrt spät abends im Dunklen dann doch nicht mehr antun mochte.

Gemessen daran wäre Mölln keine Reise wert gewesen – jedes Zimmer in einer Rehaklinik ist besser ausgestattet. Aber ich wollte da ja auch keinen Urlaub machen….insofern passte das also.

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Und es hatte ja auch noch den Vorteil, dass ich mich da gar nicht erst lange aufhalten mochte, sondern schon früh auf den Weg zum Augustinum gemacht habe in dessen Theatersaal das Konzert ja stattfinden sollte. Denn so konnte ich bei freier Platzwahl wirklich den perfekten Platz mit bester Aussicht auf die Bühne ergattern, obwohl der Saal schon gut gefüllt war:

Empore Reihe 1 – eine Stunde vor Beginn des Konzertes

Und das Warten hat sich gelohnt, denn es wurde wirklich ein wunderbarer Abend mit genau dem, was ich davon erwartet hatte.
Viel richtig gute Musik, und (Kunze-typisch) stets geistreichen, manchmal witzigen, manchmal nachdenklichen und teils auch hochpolitischen überleitenden Zwischentexten, sowie einem Programm, dass sehr ähnlich auch schon auf einem Livemitschnitt von 2021 zu hören ist, ergänzt mit Titeln von seinem aktuellen Album:

Heinz Rudolf Kunze – Der Abend vor dem Morgen danach

Was mir wirklich richtig gut gefallen hat, zumal Her Kunze auch von bemerkenswerter Ausdauer ist und über viel Sitzfleisch verfügt (wie er selbst bemerkte, bewegt er sich nicht gerne) und in wahrer Hochform ohne Pause zweieinhalb Stunden (!) durch gespielt hat, sich dabei allenfalls gelegentlich ein paar Schritte vom Gitarrenplatz zum Klavier und zurück bewegend.

Heinz Rudolf Kunze – Die Zeit ist reif

Was nicht nur mich wirklich begeistert hat – denn zum Dank gabs fast fünf Minuten lange „standing Ovations“ vom Publikum und noch mal zwanzig Minuten Zugabe obendrauf mit seinen grössten Hits und einem ebenso nachdenklichen wie bitterbösen Lied zum Schluss:

Heinz Rudolf Kunze – Bestandsaufnahme

Soweit war es also ein durchaus lohnenswerter Abend und ein Konzert, wie ich lange schon keines mehr gesehen habe – immer wieder auch fasziniert davon, welchen kraftvollen Sound Herr Kunze auch als Solist auf die Bühne bringt… da merkt man wirklich den Vollblut-Künstler.

Und weil es mir so gut gefallen hat könnte ich mir diesen Abend gleich nochmal antun.
Heute Abend tritt er in Soltau auf -und das ist ja von uns aus auch nicht aus der Welt. Dumm halt nur, dass der Abend dort schon ausverkauft ist…

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Bleibt nur noch zu erwähnen, dass es ganz gut war, mich für eine Übernachtung in Mölln entschieden zu haben. Denn nachts um elf hätte ich bei Dunkelheit und Niesel-Regen auch nicht mehr nach Hause fahren mögen… Aus dem Alter bin ich irgendwie raus.


In diesem Sinne:
Habt ein feines Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

in dem das Konzert immer noch nachklingt…


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