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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Kein Gesäss im Beinkleid ?

Guten Morgen am Wochenanfangstag

Manchmal frage ich mich ja, wieso die Unionsparteien immer noch das „C“ (es steht für Christlich) in ihren Parteinamen führen. Denn mit christlichen Werten hat es wohl kaum noch was zu tun, was da gerade an Fischen am rechten Rand stattfindet – mit einer klaren Abgrenzung gegen mehr Migranten und weitere Asylbewerber, mit rigiden Änderungswünschen ans Bürgergeld u.Ä. Alles Themen, wo sich inzwischen fast wortgetreu Parolen der Kackblauen in den Aussagen einzelner Unionspolitikern wiederfinden lassen.

Bis hin zur unverschämten Ansage des Parteivorsitzenden in seinem gestrigen Sommer-Interview, das er sich jetzt sogar eine Zusammenarbeit mit der Partei vom rechten Rand vorstellen könne. Zwar (bisher??????) nur auf kommunaler Ebene – auf Landesebene oder gar im Bund könne es wegen der „Brandmauer gegen Rechts“ keine Kooperation geben – aber man könne ja schliesslich auch einem rechtmässig gewählten Landrat oder Bürgermeister der Rechts-Partei die Kooperation nicht in verweigern … (sinngemäss) …wolle man nicht auf Dauer die Verwaltungsarbeit in den Kommunen zu gefährden.

Was für ein billiges Klo-Häuschen-Argument!
Weil ähnliches vermutlich auch gelten würde, wenn (was Gott verhüten möge) die Kackblauen irgendwann als stärkste Partei aus einen Landtagswahl hervorgehen.

Noch dazu, wenn man überlegt, dass eben jener Herr M. es selbst war, der mit seinem Agieren seit seiner Wahl zum Parteivorsitzenden der Christlich-Demokratischen nicht unerheblich daran beteiligt war, dass die Grenze der Union nach rechts immer diffuser wurde – und der seither (und besonders seit der verlorenen Landratswahl in Sonneberg) mit seiner Verweigerung konstruktiver Oppositionsarbeit und dem expliziten Herauspicken der Grünen als Hauptgegner in der Regierung in die gleiche Kerbe gehauen hat wie der undemokratische Haufen ganz rechts im politischen Spektrum unseres Landes – gegen die er gleichzeitig wortreich die Fata Morgana einer „undurchdringlichen Brandmauer“ (die vo n ihm selbst nie mit Leben gefüllt wurde) ins Feld führte.

Aber dennoch hat es jetzt eine ganz neue Qualität, wenn ebendieser Parteivorsitzende (für mich nicht unerwartet) nun per Fernseh-Interview selbst Hammer und Meissel in die Hand nimmt und sich als Mauerspecht an der Basis seiner nebulösen – und ohnehin watteweichen – Brandmauer betätigt.

Damit wird auch ein mögliches mittelfristiges Ziel hinter dieser Argumentationsschiene immer deutlicher:
Wenn die Zusammenarbeit in den Kommunen erst mal etabliert ist und funktioniert, werden sicher auch noch weiter Teile der fiktiven Mauer fallen können – denkbar etwa in Brandenburg, Sachsen oder Thüringen, wo die CDU nach den Landtagswahlen im nächsten Jahr dann wenigstens zum Steigbügelhalter und Juniorpartner der Kackblauen werden könnte, wenn es schon nicht für einen eigenen Ministerpräsidenten unter umgekehrten Vorzeichen reicht.

Zumal ansonsten die gemeinsamen Gegner von Schwarz und Kackblau ja schon feststehen :
Alles links der CDU – mit Ausnahme der Gelben vielleicht , die ja bekanntlich auch jetzt schon mehr Oppositions- als Regierungspartei sind und der Union ohnehin viel näher als ihren Koalitionspartnern in der Ampel.
Insofern ist es eigentlich nur logisch, endlich auch offen gemeinsam an einem Strang zu ziehen

-_-_-_-

Womit jetzt wenigstens ein Aufschrei der Aufrechten in der Union zu erwarten gewesen wäre, die noch deren alten Werten verbunden sind und zum Teil auch wenig Ambitionen haben, mit den Kackblauen ins Bett zu steigen….
Aber den gab es bisher (kurz vor Mitternacht) nicht, zumindest nicht aus der ersten Reihe der Partei, (wenn man mal von Berlins regierendem Bürgermeister absieht, der bisher als einziger dazu Stellung bezogen hat.)
Und das finde ich sehr bedenklich, weil da in der CDU offenbar kaum jemand genug Hintern in der Hose hat, sich mutig gegen den eigenen Vorsitzenden und dessen Vorgaben zu stellen – und viele ihrer Mitglieder offenbar lieber betreten ihre eigenen Schuhspitzen betrachten, statt mal mutig vors Mikrofon zu treten.
Denn das wäre wohl mindestens nötig, nachdem die Partei mit dem „Merz’schen Weg“ auf Dauer sicher keinen Blumentopf gewinnen wird, weil sie sich mehr und mehr zur Kopie eines zweifelhaften Originales entwickelt und zum blau lackierten Lautsprecher und Verstärker von rechten Parolen wird, die dem „C“ in ihrem Parteinamen völlig zuwiderlaufen…

Ohnehin fraglich, ob Merz’ens Weg bis 2024 jemanden aus dem rechten Spektrum überzeugen kann, sein Kreuzchen lieber bei der umlackierten Kopie und nicht beim Original zu machen…?? Und auch, wie viele bisher treue Wähler jetzt lieber nach links abwandern werden, als diesen Weg mitzugehen?


Zugegeben:
Das war jetzt kein wirklich schöner Start in die neue Woche! Aber sie kann ja auch noch angenehmer werden!
Und genau das wünsche ich Euch – und ausserdem wie immer: Bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der langsam eine Blau-Allergie entwickelt…..


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- 16 Bemerkungen zu “Kein Gesäss im Beinkleid ?

  1. Bei mir war als erste Nachricht auf dem Handy: „Merz löst mit Äußerung zur AfD Sturm der Entrüstung aus“
    Wie groß der ist und wie wahr, habe ich nicht überprüft – aber es ist ein Traum von mir, dass der in seiner Funktion von jemand abgelöst wird, der nicht von seinem Geld wie Merz regiert wird, sondern von vernünftigen Überlegungen, die was mit richtiger und wahrer Politik zu tun haben.

    1. Ja, der Sturm der Entrüstung kam bisher eigentlich nur von den Ampel-Parteien und von der Linken – während bei den Kackblauen offenbar viel Genugtuung darüber herrscht.
      Von Seiten der Unionsparteien hört man bisher allenfalls leises Gemurmel- mal abgesehen von Eurem Bürgermeister, der ja schon gestern widersprochen hat….

      Was Deinen Wunsch angeht, so hoffe ich sehr, dass der irgendwann in Erfüllung geht. :good:
      Merz ist an der Stelle jedenfalls die absolute Fehlbesetzung.

      1. Das stimmt nicht so ganz. Auch innerhalb der Union hat es wohl ganz ordentlich gerummst. Auch unser Hamburger Parteichef hat sich geäußert.
        Jedenfalls rudert Merz gerade ganz ordentlich zurück. Natürlich ist er wieder mal missverstanden worden und überhaupt hat er das alles ganz anders gemeint.

        1. Auch innerhalb der Union hat es wohl ganz ordentlich gerummst

          Hat es inzwischen wohl, wie mir mein News-Reader gerade zeigt : -> Tagesschau.de
          Aber da hänge ich ja nun auch nicht die ganze Zeit davor.
          Und das der Blödian zurückrudert, ist bei ihm ja nichts Neues.
          Denn trotzdem hat er sein Ziel wohl erreicht, auszuloten, wie weit er in der Beziehung gerade gehen kann. Eine Spontanäusserung war das gestern im Interview sicher nicht.

            1. Ja, typisch für Ihn, ohne Frage.
              Aber vielleicht (da gebe ich die Hoffnung nicht auf) war das ja auch der erste Schritt für seinen baldigen Abschied…?

              BTW: Herzlich Willkommen in meinem neuen Heim ;-)

  2. Hallo Wilhelm,

    ich habe ja schon mehrmals angemerkt das der Herr Merz für mich nicht wählbar ist. Wer mich persönlich als „faul“ bezeichnet, nur weil mein Arbeitgeber mich wg. Arbeitsmangel während der Pandemie in der 100 % Kurzarbeit zu Hause geparkt hat, kann meine Stimme NIEMALS bekommen.
    Jetzt outet er sich also noch weiter. Ich hoffe das selbst die Stammwähler der CDU dadurch wach werden.

    Mach dir einen tollen Mittwoch.
    Liebe Grüße
    Trude

    1. Damit bist Du wohl auch nicht alleine.
      Das habe ich gerade in einem Kommentar im Spiegel gelesen (leider hinter der Bezahlgrenze):

      Christliche Werte als Argument für eine marktradikale Wirtschaftspolitik heranzuziehen aber, erfordert eine besondere Chuzpe. Das Land ersticke schon jetzt in Bürokratie, es gebe einen »wuchernden Regulierungsstaat«, schrieben Linnemann und sein Parteichef Friedrich Merz bereits im März im »Focus« . Die Ampelkoalition betreibe eine »toxische Verbots- und Bevormundungspolitik«. Die CDU hingegen stelle das Individuum in den Mittelpunkt, nicht das Kollektiv.

      Damit dürften Merz und Linnemann katholische oder evangelisch geprägte Parteimitglieder zunehmend verschrecken. Und auch solche CDU-Wählerinnen und -Wähler, die auf Solidarität und gesellschaftlichen Ausgleich setzen.

      Das Spitzenduo verkennt sogar die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft, die unter CDU-Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (im Amt von 1949 bis 1963) nach dem Zweiten Weltkrieg ein wesentlicher Faktor für das westdeutsche »Wirtschaftswunder« war. Zwar gewährte die soziale Marktwirtschaft den Bundesbürgern selbstverständlich das Recht auf freie wirtschaftliche Betätigung. Doch die individuelle Freiheit galt eben nicht als das Maß aller Dinge.
      Quelle: Spiegel.de

      Dem ist wohl kaum was hinzu zu fügen….

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