– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Sonntagszitat 30/21

Das Sonntagszitat mit einem kurzen Text, den ich in einem meiner letzt-gelesenen Bücher  gefunden habe.

Einfach so, aus dem Zusammenhang gerissen und – soweit es mich betrifft – diesmal wieder ohne  (oder doch : mit?) konkretem Anlass:

„Ich sehe die Fast-Food-Falle als Metapher für unsere heutige Lebensweise.
Man kann Salz, Zucker und Fett auf alles schütten.

Filme? Denken Sie an Spezialeffekte, Massaker und Superstars.
Politik? Denken Sie an den pausenlosen Nachrichtenfluss, Murdoch und die tägliche Panikmache.
Sport? Denken Sie an den extrem überzogenen milliardenschweren Zirkus der Formel Eins oder der Olympiade.
Lebensstil? Denken Sie an zweite Hypotheken, Konsum auf Pump, Drogen und Alkohol bis zum Erbrechen (buchstäblich, um zwei Uhr morgens an Wochenenden).

Diese Exzesse sind nicht nur erbärmlich, sondern auch mittelmäßig.
Wir wissen, dass nichts davon gut ist, sind aber zu faul, uns um etwas Besseres zu bemühen.
Für viele, die ohne ein bestimmtes Ziel im Leben aufwachsen (heutzutage allzu verbreitet), scheint Geldverdienen das einzig Lohnenswerte zu sein. Die Menschen, die das können, nutzen die aus, die es nicht können, aber weder das eine noch das andere schafft Befriedigung.“

(aus „Jupiters Heimkehr: Mit dem Motorroller durch England“ von Ted Simon)

Und in der Tat ist es der Überfluss, das masslose und kritiklose Konsumieren, welches auch mich immer wieder nachdenklich macht.
Wo führt das hin, wie wird es enden?

Die einfachen Dinge des Lebens – wo bleiben sie in diesem System?
Sich einfach nur zu freuen, weil die Sonne scheint oder weil es regnet (je nachdem was gerade nötig ist)?
Das Glück, Zeit zu haben (und Menschen mit denen man sie gerne teilt)?
Die kleinen Geschichten, die zu Herzen gehen?
Der Geschmack eines guten Essens ohne viel Chichi?
Der Geruch frisch geschnittenen Grases oder im Wald nach einem Regenschauer?
Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen….

Aber sagt, wie sehr Ihr das?

Euch allen einen wunderbaren  dreissigsten  Sonntag im diesem  Jahr.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


-338-

- 5 Bemerkungen zu “Sonntagszitat 30/21

  1. Ähnliche Gedanken gingen mir gestern bei meinem Ausflug an den Müggelsee durch den Kopf. Ich saß auf einer Bank am Seeufer, es war noch Vormittag, dennoch schon sehr warm. Dort aber wehte ein Lüftchen vom See und brachte den typischen Geruch eines Binnensees mit. Eine Handvoll Menschen saß bereits im Gras, zwei Kinder schwammen im Wasser. Es war dieser leise, noch nicht von zu vielen Menschengeräuschen verdorbene Moment, ein kurzes Aufblitzen absoluten Friedens. Sicher habe ich das nur deshalb empfunden, weil es ein sehr seltener Moment war. Die Kombination von Gelassenheit, sitzend an einem See, gedankenverloren. Ich war schon sehr lange an keinem See mehr, hatte vergessen wie es riecht. Dieser Moment war ein großer für mich. Und er kostete nichts, nicht mal Fahrgeld (ich nutze gerade die Jahreskarte meiner Kinder). Ob Menschen, die an diesem oder jeden anderen beliebigen See wohnen, das überhaupt noch wahrnehmen? Vielleicht werde ich aber auch nur bescheidener? Ich verreise nicht mehr und mache von Rudow aus nur noch selten Ausflüge. Hier, während der Katersittingzeit bei meinen Kindern, habe ich mehr unternommen als sonst in einem ganzen Jahr.
    Es ist jetzt kurz nach sechs, auf bin ich schon seit fast einer Stunde. Ich sitze auf dem Sofa, die Balkontür ist weit geöffnet und die Morgenluft ist angenehm kühl und frisch. Ein Kater liegt zusammengerollt auf einem Kissen in meinem Sichtfeld, der andere hat sich auf seinen hohen Aussichtsplatz zurückgezogen. Sicher wartet er auf den Beginn des Katzen-TVs in Form von Eichhörnchen&Co im Baum vor dem Balkon. Was braucht der Mensch wirklich um glücklich, oder wenigstens zufrieden zu sein? Vorausgesetzt die Grundlagen stimmen! Ein bezahlbares Dach über dem Kopf und kein Hunger. Was aber, wenn das nicht gegeben ist? Dann sind all diese Fragen schon Luxusfragen. So wird aus einem Sonntagszitat ganz schnell eine philosophische, gesellschaftliche, sozialkritische, politische Abwandlung.
    Ich mache mir jetzt einen Tee und genieße noch den frühen und kühlen Morgen. Euch wünsche ich einen wunderschönen Sonntag!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Schön, was Du hier beschreibst.
      Und die Gedankem dabei kenne ich nur zu gut – geht es mir doch immer wieder ähnlich, wenn ich unterwegs bin und die Welt in solchen Momenten neu entdecke….

  2. Leider trimmen wir unsere Kinder dazu, nur noch im Siegen und im Geld einen Sinn zu sehen. Wie falsch das ist, sehen wir ja an den Auswirkungen. Manchmal könnte ich einfach nur heulen.
    Und dann brauche ich meine einfachen Wandermomente…

Zu spät! Leider kannst Du hier nichts mehr anmerken.