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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Hinter verschlossenen Türen

Guten Abend in die Runde:

Wenn man von Norden aus den Blick nach Süden richtet, dann fällt momentan vor allem Eines auf:

Dass offenbar gerade nichts so heiss gegessen werden soll, wie es vor 35 Jahren von einem „frustierten“ Teenager in Form einer „überspitzen Satire“ gekocht wurde.
Oder eben von seinem Bruder, der ihm im Zusammenhang damit nach kurzer Bedenkzeit von nur knapp zwei Tagen hilfreich zur Seite springen wollte, indem er alle Schuld auf sich nahm und nochmal einen weiteren Tag später nachschob, dass der vermeintliche Missetäter (seines Zeichens immerhin noch Bayerischer Minister in Amt und Würden) ihm wohl seinerseits damals habe den Allerwertesten retten wollen, indem er sich die Nazipamphlete wieder einzusammeln bemühte und dabei dann erwischt worden sei.
Möglicherweise, vielleicht, eventuell….?

Tatsächlich könnte es vielleicht sogar so gewesen sein, aber so ganz genau, könne er, der sich nun revanchierende Bruder sich halt auch nicht mehr daran erinnern…
Oder es war eben auch nicht so.
Wer ausser den beiden Brüdern weiss das schon?
Zumal ja beide Brüder offenbar als Mittfünfziger schon unter galoppierender Demenz zu leiden scheinen?

-_-_-_-

Und so kam es, dass der Minister gewordene Bruder heute nun ein sehr ernsthaftes Gespräch mit seinem Chef hatte, ohne allerdings für Lückenlose Aufklärung sorgen zu können und besagter Chef in seiner unendlichen Güte entschied, dass der Herr Minister nun endlich mal seine Hausaufgaben ordentlich machen müsse, indem er Stellung zu fünfundzwanzig Fragen nehmen solle…
Was der Chef dann auch öffentlich verkündete, ohne allerdings zum Inhalt der Fragen und zur Zeit näheres publik zu machen, die er seinem Minister dafür einräumt – und auch nicht dazu, wie dezidiert Ergebnise und Noten dieser hochnotpeinlichen und um Jahrzehnte zu spät abgehaltenen Nachprüfung der Öffentlichkeit dann zu Wissen gebracht werden.

Immerhin: So leicht wie die Führerscheinprüfung dürfte es für den Noch-Minister nicht werden – und Multiple Joyce dürfte auch eher unwahrscheinlich sein…

Wobei mein nicht ganz ungesundes Misstrauen mir sagt, dass es dazu wohl kaum mehr als eine zusammenfassende Würdigung geben wird und wesentliche Details niemals an Licht der Öffentlichkeit dringen werden – oder zumindest so lange nicht, bis am 8.Oktober das Wahlergebnis steht…

-_-_-_-

Deswegen bin ich von dem Verfahren auch nicht sonderlich überzeugt, weil es mir viel zu sehr nach Zeit schinden aussieht und viel zu wenig Transparenz bietet: Denn was der Fragenkatalog genau enthält und wie die Antworten darauf ausfallen dürfte angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen wohl eine Menge bayerischer Wähler interessieren, die langsam genug von den Mauscheleien hinter verschlossenen Türen haben.
Und nicht nur die:
Denn so, wie das jetzt abläuft strahlt es natürlich auch auf alle anderen Bundesländer aus, insbesondere auf die, in denen das Vertrauen in die Politik ohnehin schon kurz vor dem Null-Punkt ist…

Und damit ist es dann auch kein rein inner-bayerisches Problem mehr, sondern wird zu einem bundesweiten Politikum mit möglichen Auswirkungen, die sich keiner von uns wünscht. Um so mehr, je länger in München dem unsäglichen Komödienstadl um ein Schmierpamphlet kein Ende bereitet wird, das sich indirekt auch heute noch als Gefährdung der Demokratie erweisen kann…


Habt dennoch einen friedlichen , erholsamen Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der ganz und gar nicht auf Bauerntheater hinter verschlossenen Türen steht……


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- 12 Bemerkungen zu “Hinter verschlossenen Türen

  1. Vielleicht gelingt es ja einem findigen Journalisten doch noch, was ans Tageslicht zu bringen. Das, was das jetzt gemacht wurde, sieht mir doch schon wieder sehr nach Kungelei verheimlichen aus. Den Fragenkatalog hätte der Chef seinem Vize ja auch per Email schicken können, dazu bedurfte es nicht der reisserischen Einbestellung.

    1. Irgendwie taucht ja fast stündlich noch ein neues Detail auf – allerdings nichts zum Inhalt de Fragenkataloges oder zum Termin, bis wann der abgegeben sein muss…..

  2. Meiner Meinung nach sollte man das Bundesland einzäunen, Deckel drauf und sich selbst überlassen. Geht aber nun mal nicht, leider. Es wird im Gespräch zwischen S. und A. sicherlich nur der erhobene Finger gekommen sein, so nach dem Motto „Dududu, mach das nie wieder“, wenn man tiefer gräbt, haben doch alle von denen irgend eine Leiche im Keller.

    1. Die Phantasie mit Zaun drum und Deckel drauf habe ich bei manchem anderen Bundesland auch.
      Aber ich mag darüber auch nicht so laut nachdenken..
      Muss ja nicht sein, sich damit unnötig Stress einzufangen :wacko:

  3. Egal, ob das Flugblatt nun vom ihm oder seinem Bruder ist… seine antidemokratische Haltung hat Aiwanger mehr als einmal unter Beweis gestellt.
    Auslöser dafür, dass es jemand nun öffentlich gemacht hat, war Aiwangers Auftritt auf einer Demo von Monika Gruber. Bei FB habe ich gerade diese Auflistung gefunden, die doch sehr aufschlussreich ist und auch zeigt, warum es um mehr geht, als um eine „Jugendsünde“, die keine ist, weil das verharmlosend ist.

    – Die Faszination Aiwangers in seiner Jugend für Hitler, für das 3. Reich, die mehrere Gesprächspartner der SZ bestätigt haben.

    – Schon 2006, als Aiwanger überraschend zum Landesvorsitzenden der Freien Wähler gewählt wurde fürchteten manche wohl einen Rechtsruck der Vereinigung.

    – Sommer 2012, München Stachus: Aiwanger zusammen mit Beatrix von Storch auf der Bühne: Aiwanger will den Euro-Rettungsschirm stoppen. Er glaube da eher an die Straße als an die Justiz, erzählt er der ultrarechten „Jungen Freiheit“.

    – Herbst 2012: Die Kanzlerin nennt die Hilfen für Griechenland alternativlos. Aiwanger: „Ich möchte der Kanzlerin zurufen: Komm rüber Du altes Schlachtross, hier ist die Alternative“.

    – Juni 2023: Demonstration gegen das Heizungsgesetz in Erding: Aiwanger rief dazu auf, die „schweigende Mehrheit“ müsse sich „die Demokratie zurückholen“. Das hätten Trump oder diverse AfD-Politiker nicht besser sagen können.

    – Juli 2023: Bei Lanz sagt Aiwanger ein paar Wochen nach Erding, Deutschland sei nur formal eine Demokratie, dominiert von „linken Eliten“.

    – Und dann Immer wieder die Sprüche „die da oben haben den Arsch offen“, „die da oben haben noch nie eine Schaufel in der Hand gehabt, die sollen eine in die Hand nehmen oder das Maul halten“ usw.. Immer wieder „die da oben“ – dabei sitzt er selbst „da oben“. Und vor der Türe die Limousine mit Chauffeur.

    – Hier noch abschließend ein Ausschnitt, aus einem Facebook-Post von Andreas Krahl, der ebenfalls zeigt, wie Aiwanger tickt:

    „Er war es, der am Wahltag vorläufige Prognosen veröffentlichte und Wahlwerbung machte und gegen den der Bundeswahlleiter ermittelte.

    Er war es, der die queerfeindliche Stimmung weiter anheizte und das Angebot einer Vorleserunde zur Gefährdung des Kindeswohls hochstilisierte.

    Er war es, der nach den Silvester-Ausschreitungen pauschal gegen migrantisierte Gruppen hetzte. Er ist es, der immer wieder bestimmen will, wer „arbeitsfähig“ ist und wem wahlweise Leistungen gekürzt oder Pflichten auferlegt werden sollten.

    Er ist es, der an alltäglichen Themen wie Essen, Gendern oder Jugendbüchern immer wieder einen Kulturkampf entfacht und die Deutungshoheit über das, was „normal“ ist für sich beansprucht.“

    1. Ich fürchte mal, wenn man in Bezug auf den Sepp erst mal anfängt, Listen zu machen, dürften die schnell länger werden als der ominöse Fragebogen…
      Kommt ja beinahe stündlich noch was Neues dazu, wo der doch auch jetzt noch kein Fettnäpfchen auslässt.

  4. Ganz ehrlich, für mich fällt das eigentlich unter Jugendsünde. Nicht umsonst gibt es ein Jugendstrafrecht.

    Aber: Warum sagen die beiden Herren nicht ganz einfach was damals Sache war? So vergesslich kann denn doch eigentlich keiner sein. Was mir auf den Geist geht ist dieses herum gehampele.

    Ehrlichkeit könnte in diesem Fall mehr Wählerstimmen gewinnen als verlieren.
    Er hat es ja nicht erst gestern getan.

    1. Vermutlich ist es eine Jugendsünde, allerdings geprägt von einer absonderlichen Gesinnung.
      Und die könnte man dem Typen vielleicht auch verzeihen, wenn er sich klar und eindeutig davon distanzieren würde (auch durch sein Verhalten im Umgang damit) und sich ernsthaft und nicht so halbherzig wie gestern dafür entschuldigen würde…
      Aber auch dabei macht eben der Ton die Musik und Reue war gestern sicher nicht erkennbar, schon gar nicht mit dem Nachsatz, mit dem er sich gleichzeitig als Opfer stilisieren wollte…..

      Und natürlich ist ja bei ihm auch sonst einiges nicht so ganz astrein – siehe die Liste im Kommentar meiner Liebsten…

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