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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Gibt’s was zu feiern?

Guten Morgen am Tag der Einheit!

Schon seit gestern läuft ja in unserer heimischen Hansestadt die grosse Sause, die alljährlichen Feierlichkeiten zum Einheitstag.

Dreiunddreissig Jahre ist es her, seit die DDR nicht mehr existiert und ein knappes Jahr nach dem Fall der Mauer der alten Bundesrepublik beigetreten ist.
Viel zu schnell für meinen Geschmack, weil vieles vorher nicht recht bedacht und explizit geregelt wurde – und nachher (wie etwa im Gebaren der Treuhand oder im grosspurigen Auftreten der Erben ehemaliger Familienbesitztümer) in Bahnen lief, die zum Lebenstrauma für viele Bürger der neuen Bundesländer wurden, was bis heute nachwirkt.
Stichworte wie „Jammer-Ossi“ oder „Besser-Wessi“ sind zwar im Alltag etwas aus der Mode gekommen, das Phänomen dahinter ist aber irgendwie trotzdem noch da und trägt nicht gerade dazu bei, dass wir uns alle miteinander als Gemeinschaft empfinden, die gemeinsam in eine Richtung geht.
Mit der Folge, dass es in vielen Köpfen immer noch eine Schere zwischen Ost und West gibt und Unterschiede in der Mentalität, die nicht unwesentlich dazu beitragen, das beide Teile unseres Landes politisch gerade wieder auseinanderdriften. (So empfinde ich das zumindest).

Da muss man sich nur die Umfragewerte einer gewissen kackblauen „Partei “ angucken, die in den östlichen Bundesländern inzwischen schon teilweise zur stärksten politischen Kraft geworden ist, mit ihrem unverholenen nationalistischen und rassistischen Gedankengut immer noch mehr Zulauf findet und damit inzwischen auch ein Nach- Rechts-rücken der anderen Parteien befördert.
Teils völlig schamlos, wie bei Teilen der Union, teils aber auch subtiler, wenn man sich anguckt, dass auch die Ampel immer mehr von Werten abrückt, die vor einiger Zeit noch für unverrückbar galten. Etwa, was den Umgang mit dem Thema Migration angeht, wo nun plötzlich auch da von Obergrenzen gesprochen wird, wo das bisher noch kein Thema war.

Deshalb denke ich auch, dass es gerade nicht allzuviel Grund gibt, eine Einheit zu feiern, die zwar auf dem Papier seit 33 Jahren besteht, aber in den Köpfen vieler Menschen in unserem Land immer noch nicht angekommen scheint.
Und auch nicht ankommen wird, solange es gleichzeitig immer noch von Relevanz zu sein scheint, ob jemand in Dresden, Leipzig, Gera oder Rostock geboren ist oder in Düsseldorf, Osnabrück, Hannover oder Garmisch-Partenkirchen.
Offenbar ist die Mauer ja doch noch nicht weg, obwohl sie schon so lange abgebaut ist und sich auch der Spruch von den „Blühenden Landschaften“ des dicken Bundeskanzlers jener Tage inzwischen weitgehend bewahrheitet hat, wenn man von den immer noch existierenden Ungleichheiten bei Löhnen und Renten absieht.
Denn in den Köpfen vieler Menschen steht sie ja trotzdem noch:

In Ostdeutschland identifizieren sich 40 Prozent explizit als „Ostdeutsche“ und nur 52 Prozent als „Deutsche“. Das hat eine repräsentative Umfrage von Infratest Dimap für die ARD-Reportage „Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen“ ergeben. In Westdeutschland sehen sich dagegen 76 Prozent als „Deutsche“ und nur 18 Prozent als „Westdeutsche“.
Knapp die Hälfte der Ostdeutschen fühlen sich demnach als „Bürger zweiter Klasse“. 43 Prozent der Befragten beantworteten die Frage mit „Ja“, 49 Prozent mit „Nein“.

RBB24


Deswegen gibt es eigentlich auch wenig keinen Grund etwas zu feiern, was trotzdem noch lange keine von allen anerkannte und akzeptierte Realität ist.

Also wird der Einheitstag auch weiter für viele nicht mehr sein als ein sehr willkommener arbeitsfreier Tag ohne jede inhaltliche Bedeutung, alljährlich aufs neue begleitet von Politikerschaulaufen und einem Fernsehprogramm, was vermeintlich an die alten Zeiten erinnert, aber mit seinem einseitigen Fokus auf DDR-Thematiken im Grunde auch nur wieder ein immer neues Aufkochen nostalgischer Gefühle bewirkt, ohne dabei jemals auf die ehemals westdeutsche Sichtweise abseits der grossen Politik einzugehen und das, was damals schon gegen ein übereiltes Zusammengehen beider Teile unseres Landes sprach…

-_-_-_-

Wobei – um jetzt keine Zweifel aufkommen zu lassen – ich es für durchaus richtig und gut halte, dass es nun ein ungeteiltes Deutschland gibt, aber mir dennoch gewünscht hätte, dass der Weg dahin nicht so überstürzt gegangen worden wäre.
Mit mehr Zeit und Ruhe für ein langsames Zusammenwachsen wäre da sicher einiges anders gelaufen und vermutlich manche Probleme auch gar nicht erst entstanden, an denen bis heute herum laboriert wird.

Aber nun ist es mal so, wie es ist und damit müssen wir alle leben.


In diesem Sinne:
Habt einen erholsamen Einheitstag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

dem heute nun wirklich nicht sonderlich feierlich zumute ist……


-1112-

- 20 Bemerkungen zu “Gibt’s was zu feiern?

  1. Ich kann mir vorstellen, dass bei der Vereinigung beider Deutschen Teile Eile geboten war, sonst hätte noch jemand auf die Idee kommen können, z.B. Russland, doch lieber alles beim Alten zu belassen. Ein Spruch noch am alten dicken Kanzler: NIemand muss den Gürtel enger schnallen! Aber die Einheit hat uns viel Geld gekostet und uns den Soli eingebrockt. Wer mit der DDR geschäftlich zu tun hatte, so wie ich seinerzeit, wusste, dass da alles Schrott ist. Die Hafenanlagen konnte man nur noch umstossen, die Waggons für den Kalitransport waren durchlässig wie ein Sieb. Die Politiker haben das entweder nicht gesehen oder ignoriert und uns damals nicht die Wahrheit gesagt, von wegen dem Gürtel. Selbst ein Mitarbeiter von Deutrans, mit dem ich mehrmals die Woche telefonierte, sagte mir, als mal wieder die Ware nicht rechtzeitig im Hafen eintraf: Herr K, sie wissen doch, hier ist alles Schrott. Ein Spruch von meinem damaligen Chef: Wenn du sauberes in schmutziges Wasser giesst, wirst du niemals sauberes Wasser bekommen.

    1. Ich glaube, es ist nicht bestreiten, dass nicht wenige Wessis dort wie die Heuschrecken eingefallen sind, um das große Geld zu machen. Da hat man auch schnell mal Fabriken auf die grüne Wiese gesetzt um fette Subventionen einzustreichen und sie dann schnell wieder dicht zu machen.
      Vieles ist passiert, nachdem die Einheit unter Dach und Fach war und man hat sich ja nicht mal die Mühe gemacht, zu gucken, was man vielleicht auch übernehmen könnte. Polikliniken ist nur ein Beispiel.
      Das vieles Schrott und unwirtschaftlich war, steht auch ausser Frage. Von den verheerenden Umweltfolgen ganz zu schweigen.
      Ich glaube, es waren vor allem westdeutsche Wirtschaftsinteressen, man hatte gar kein Interesse daran, die Menschen dort mitzunehmen, die sich von jetzt auf gleich in einem völlig neuen System zurecht finden mussten, in dem der Staat nicht mehr alles für sie regelt (zu einem hohen Preis, auch keine Frage). Und dem Dicken ging es vor allem darum, als Kanzler der Einheit in die „Gechichte“ einzugehen.
      Und noch heute gibt es wenige „Ossis“ in Führungspositionen, auch im Osten. Und nicht jeder Westimport war ein Segen.

    2. Mag sein, dass es da wirtschaftliche (und auch weltpolitische) Gründe für die Eile gab – allerdings meine ich mich auch erinnern zu können,, dass der dicke Kanzler da mächtig aufs Tempo gedrückt hat, um die „Wiedervereinigung“ noch vor Ende der Legislaturperiode unter Dach und Fach zu bekommen und politisch davon profitieren zu können. Nicht zuletzt auch , um als „Kanzler der Einheit“ ins „Buch der Gechichte“ eingehen zu können, wie er das damals immer nannte.

      Und dennoch denke ich, dass zumindest das Timing mehr als unglücklich war, zumal es nach der Währungsunion ja auch erst mal noch eine Zeit lang eine Wirtschaftsunion hätte geben können, die der DDR zumindest Zeit für eigene Anpassungen an Marktwirtschaft usw. hätte nutzen können – und ihr möglicherweise (als Billiglohn-Land im Vergleich zur alten Bundesrepublik) durchaus die Chance gegeben hätte, eine Menge mehr Betriebe zu retten, als das später unter der Regie der Treuhand passiert ist.

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      Aber – und das sollte man auch nicht vergessen:
      Letztendlich hat die letzte Regierung der DDR (unter Lothar de Maiziere) ja auch nur auf den Druck aus der Bevölkerung hin agiert, die möglichst schnell Teil der Bundesrepublik werden wollte…während wir Bürger im Westen nur noch ungefragt und staunend zugucken konnten, was da abging. Denn anders als im Osten hatten wir ja nicht die Möglichkeit, vorher mittels Wählerstimme unsere Meinung dazu beizutragen – und als dann (nach dem dritten Oktober) der erste gesamtdeutsche Bundestag gewählt wurde, war es zu spät.

  2. Uneingeschränktes Ja zur Feier. Ein Unrechtsstaat musste sich dem Willen und der Beharrlichkeit seiner mutigen Bürger beugen. Wenn das nicht Grund zur Freude ist!

    Zudem, wie Hans-Georg richtig schrieb: die DDR war wirtschaftlich am Ende!

    Und ja, es gab und gibt sie, sowohl Jammer-Ossis als auch Besser-Wessis. Allerdings schätze ich, dass diese Attribute hauptsächlich zu denen passen, die einerseits keinen Finger gerührt haben für eine Wende und andererseits immer nur den eigenen Vorteil sehen. So sind sie wohl, die Menschen.

    1. Von mir aus mag feiern, wer will.
      Ich sehe jedenfalls keinen Grund dazu, solange es keine wirkliche Einheit gibt.

      Wo ich Dir aber Recht gebe:
      Das Engagement der Menschen, die vor dem Mauerfall auf der Strasse waren damit den Systemwechsel eingeläutet haben – das kann man tatsächlich feiern…

    2. „Uneingeschränktes Ja zur Feier. Ein Unrechtsstaat musste sich dem Willen und der Beharrlichkeit seiner mutigen Bürger beugen. Wenn das nicht Grund zur Freude ist!“

      Nur das das ja kaum gefeiert wird. Und von einer wirklichen Einheit sind wir wohl leider weit entfernt.

  3. Nun muss ich doch nachfragen: was ist unter „wirklicher Einheit“ zu verstehen?

    Ich fand es bei Reisen immer besonders interessant, die Eigenständigkeit, die Dialekte, ja, die Unterschiedlichkeiten und Besonderheiten jedes einzelnen Bundeslandes zu erleben.

    Lassen wir uns doch noch etwas Zeit miteinander und arbeiten wir daran, unser höchstes Gut, die Freiheit, gemeinsam zu verteidigen.

    1. Ich habe ja mal eine Weile in Leipzig gelebt und gearbeitet (15 Monate immerhin) und habe so ein bisschen was auch näher kennenlernen dürfen. Ich habe in insgesamt 5 Bundesländern gelebt und gearbeitet und so schön ich Leipzig selber auch fand, habe ich mich dort nicht wohl gefühlt. Es war aber auch die Blütezeit von Pegida, Legida und Co. Die gesellschaftliche Stimmung fand ich schon damals beängstigend.
      Ich würde sehr gerne unser höchstes Gut gemeinsam verteidigen, allerdings sehe ich ehrlich gesagt im Osten wenig Bereitschaft dafür.

    2. Für mich wäre wirkliche Einheit, wenn es bei der im Beitrag zitierten Umfrage keine so eklatanten Unterschiede gäbe – und wenn (das gilt besonders für die Menschen im Osten) endlich aufgehört würde, sich selbst als Menschen zweiter Klasse zu stilisieren.

      Denn tatsächlich (und auch dafür gibt es Statistiken, die das belegen) sind beispielsweise die Arbeitslosenzahlen in einigen(nicht bei allen) westlichen Bundesländern deutlich höher als im Osten.

      Statistik: Arbeitslosenquote in Deutschland nach Bundesländern (Stand: September 2023) | Statista
      Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

      Wie auch die Zahl der Hartz IV- Bürgergeldempfänger, die sich tatsächlich zu Recht als Menschen zweiter Klasse bezeichnen könne, weil sie von vielem weitgehend abgekoppelt sind, was ein halbwegs zufriedenstellendes Leben ausmachen würde.

      1. Mich hätte Interessiert wie sieht die Arbeitslosenquote sagen wir von 40+ Jährigen. Gibt es dazu auch eine Statistik?
        Weil das gerade Sie wurden auf dem Ostdeutschen Weg zu Kapitalismus auf der strecke geblieben. Die jungere Generation ist ausgewandert oder hat sich zu den West Standards angepasst. in den großen Ballungszentren Profitieren sie sogar von den Aufschwung Ost.

  4. Das Gefühl von Einheit mache ich nicht davon abhängig, dass es Unzufriedene, Abgehängte und Meckerer gibt.
    Dass z.B. Bayern (ein wirklich wunderschönes Land) sich für etwas Besonderes „Mia san Mia“ hält, in Fragen des Umweltschutzes gern blockiert, hindert uns doch auch nicht daran.
    Dass Ost- und Westdeutschland getrennt wurden, haben wir allein den unseligen Zeiten zu verdanken. Denn wir waren ein Land und sind es zum Glück wieder.

    1. Tja, die Bayern…..
      Auch so ein Fall, aber wohl ein wenig anders gelagert in ihrer Art, weil sie zumindest nicht dauernd rumwundern, wie schlecht die Welt zu ihnen ist.

      Und über den Grund der Teilung müssen wir nicht streiten, weil wir uns wohl einig sind, dass da falschverstandener Nationalismus die Ursache war. Auch ein Punkt, an dem ich heute die fehlende Einigkeit festmache, weil ich nicht verstehe, wie Menschen mit dem Wissen um die Geschichte wieder auf dem gleichen Weg sind wie 1933 und Nazis für so salonfähig halten, dass die inzwischen wieder politische Mehrheiten bekommen und alles Chancen haben, in absehbarer Zeit auch Regierungsverantwortung übernehmen zu können.
      Auch das ein deutlicher Unterschied zwischen Ost und West, der mir Sorge macht.

  5. Ich finde der Tag muß auf jeden Fall begangen werden. Erinnert er doch an ein historisches Ereignis.
    Dennoch hätte vieles vom Osten übernommen werden können. Das Familien, in denen Kinder lebten z.B. keine Steuern zahlen brauchten. Und Menschen mit Einschränkungen z.B. Brillenträger oder Diabetiker auch weniger. Auch gab es dort ausreichend Kita Plätze usw.
    Man hätte – allerdings in Ruhe – erst beurteilen sollen was bei wem besser ist. Und nicht alles übers Knie brechen sollen.
    Übrigens, es gab mal den Gedanken an eine europäische Lösung. Da habe ich nie wieder von gehört 🤔
    🌈😘😎

    1. Historisches Ereignis? Ja sicher.
      Aber irgendwo habe ich heute auch gelesen, dass das im Grunde nicht mehr als ein Verwaltungsakt war und über all der Feierei auch immer gerne Vergessen wird, an das zu erinnern, was erst zur Teilung geführt hat:
      Ein nationalistisches Regime, das aus einer ähnlichen Situation der politischen Unsicherheit heraus an die Macht gekommen ist, und dann einen Krieg vom Zaun gebrochen hat und halb Europa unterjochen wollte.

      1. Tag der Deutschen Einheit – (k)ein deutscher Feiertag?

        Als vor 33 Jahren die deutsche Teilung überwunden wurde, war es für mich ein schöner Tag. Im Alter von 10 Jahren zu erleben, dass der Staat unterging, der mich von Oma und Opa trennte, ein Land, dass mich als achtjährigen vor der Klasse anzählte, weil ich in die Kirche ging und nicht zu den Pionieren, ein Land, dessen Erziehungssystem auf Empathielosigkeit und Gewalt gründete, dem trauerte ich nicht nach. Und ich tue es heute nicht. Und doch will bei mir an keinem 3. Oktober Freudenstimmung aufkommen.

        Die Einheit kam ja ohne besonderes Ereignis daher und ohne eigenes Zutun. Der 3. Oktober besitzt weder Geschichte noch Bedeutung. Es ist ein Verwaltungsakt gewesen, mehr nicht. Dem Tag der deutschen Einheit fehlt bis heute jener emanzipatorische (!) Pathos des Aufbruchs, der davor stand – als sich im Herbst 1989 die ostdeutsche Zivilgesellschaft erhob, um Menschenrechte und Freiheit zu erkämpfen, Demokratie und Menschenwürde. Die Einheit Kohls 1990 ist eben nicht die Revolution der Ostdeutschen 1989, jene Keimzelle eines besseren Morgens, auf den nicht nur der Westen skeptisch schaute, sondern auch die meisten Ostdeutschen hinter den Gardinen.

        Einen anderen Punkt möchte ich herausheben: Die brutale Freisetzung rechter Gewalt, rechter Ideologeme und rechten Revisionismus. Wenn wir dieser Tage über den Rechtsruck sprechen, dann erinnere ich auch die ersten Republikaner-Aufkleber auf den Montagsdemos in Leipzig. Dann ist daran zu erinnern, dass Helmut Kohl lange mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie haderte. Und daran, dass in der Nacht zum 3. Oktober der Osten Deutschlands eine frühe, brutale Welle rechter Gewalt erlebte. Und kurz nach der Einwanderung von 16 Millionen Ostdeutschen in die westdeutschen Sozialsysteme eine Asyldebatte, an deren Ende Pogrome und Mordanschläge standen: Hoyerswerda, Mölln, Solingen, Lichtenhagen.

        All das wurde auch freigesetzt im Umfeld des 3. Oktober. Diesen brutalen Teil deutsch-deutscher Geschichte zu erinnern, erst das würde den Feiertag zu einem Gedenktag machen, der uns alle mahnt. Es wäre bei den heutigen Debatten dringend nötig!

        #tagderdeutscheinheit #0310
        gefunden bei FB

  6. Mit mehr Zeit und Ruhe für ein langsames Zusammenwachsen wäre da sicher einiges anders gelaufen und vermutlich manche Probleme auch gar nicht erst entstanden, an denen bis heute herum laboriert wird.

    Noch langsamer ?
    nach 33 Jahren sind die Löhne, Renten oder Stadtlichter Hilfen immer noch auf West und Ost geteilt. Wie soll es also anders verlaufen… die Menschen (ältere Generation) dort fühlen sich immer noch wie Menschen zweite Klasse weil WIR die „Wessis“ Sie auch so sehen. Die so genannten „Ossis“ hätten bestimmt sich anders in vereinigten Deutschland gefühlt wenn wir damals anders vorgegangen hätten. Weil nicht alles war in Osten damals schlecht… Manches war sogar Besser , und trotz dem wurde kaput gemacht weil es nicht passte zu unseren Lebensstil und unsere Gewohnheiten.
    Aber Vielleicht hast Du Recht… zu schnell hat man alles ersetzen wollen. Zu schnell hat man die Menschen auf die Strasse gesetzt … Menschen die nicht das Geld aber einfach Arbeit Brauchten.
    Heute sind wir Enttäuscht das die Menschen dort nach 33 Jahren immer noch anfällig sind auf Versprechungen von kakbraunen Parteien. Aber das sind nicht die Menschen dort schuld sondern WIR … weil das WIR wollten die Ostdeutschland so zu verändern wie wir uns das gewünscht haben… Jetzt 33 Jahren später merken wir das mit Geld konnte man den Bürger kaufen. Aber den Menschen hat man dabei Vergessen. das man dabei seine Seele und Herz gebrochen hat … sieht man nicht.
    Und das passiert überall nicht nur in Deutschland.
    Gleich haben WIR die Ostländern Europas verändert wollen – auf unsere Still ohne zu merken das die Menschen dort nach vierzig Jahre Eisernen Vorhang „Ticken“ ein wenig anders.
    Der Verlust ihre Identität führt mit der Zeit zu Problemem was die Europa zu großen Problemen führt.
    Das Sehen wir bei uns in Deutschland … Beispiel starke AfD und bevorstehende Probleme
    oder in Europa – sehe Polen oder Ungarn.

    Es sind Herausforderungen die die nächste Generation Lössen muss … sonnst droht Europa nicht nur Rezession (die haben wir inzwischen) aber zerfall.

    1. … zu schnell hat man alles ersetzen wollen. Zu schnell hat man die Menschen auf die Strasse gesetzt … Menschen die nicht das Geld aber einfach Arbeit Brauchten.
      Heute sind wir Enttäuscht das die Menschen dort nach 33 Jahren immer noch anfällig sind auf Versprechungen von kakbraunen Parteien. Aber das sind nicht die Menschen dort schuld sondern WIR … weil das WIR wollten die Ostdeutschland so zu verändern wie wir uns das gewünscht haben…

      Bei dieser Überlegung stimme ich beinahe voll und ganz mit Dir überein. Weil ich denke, (wie auch schon oben geschrieben), dass der Akt der Wiedervereinigung viel zu schnell vollzogen worden ist und damit plötzlich überall westliche Masstäbe gelten sollten, mit denen alles platt gebügelt wurde.

      Einzig den Schuh der „Wir“ ziehe ich mir nicht an, denn die Art, wie das gelaufen ist, war sicher auch nicht im Sinne aller Menschen in der alten Bundesrepublik. Da gab es auch einige, die sich vom Kohl’schen Optimismus nicht haben vereinnahmen lassen, sondern das Ganze auch eher kritisch betrachtet haben. Und dazu zähle ich mich auch.

      Klar war ich auch für ein Zusammenwachsen beider deutschen Staaten – aber wenn, dann auf Augenhöhe und nicht nach Gutsherrenart, wie die Politik das vorsah….

  7. @ Marius Launer: Jetzt aber mal die Kirche im Dorf lassen: wir, der Westen, haben Herz und Seele der Ostdeutschen zerbrochen?
    Weil Fehler gemacht wurden? Weil manches – zugestanden – hätte besser laufen können?

    Der Kampf um Freiheit und Demokratie ist nicht aus dem Nichts entstanden, sondern aus der Verzweiflung und war manchen mutigen Menschen der DDR ein so tiefes Bedürfnis , dass die Revolution trotz Eigengefährdung aus dem Inneren des Staates entstanden ist. Einem Staat, der seine Bürger bis ins Innerste gegängelt und bevormundet hat, Unliebsame einsperren ließ, Kinder in unmenschlichen Jugendwerkhöfen „umerziehen“ lassen wollte, Müttern Kinder fortnahm und von treuen Genossen adoptieren ließ, Menschen erschießen ließ, die fort wollten, um nur einige von vielen Untaten zu nennen.
    Wessen Herz und Seele da nicht schon Schaden genommen haben soll?

    Und was ist mit den vielen, die nach der Wende so schnell wie möglich die Möglichkeit genutzt haben, sich endlich frei zu fühlen, berufliche Wege zu gehen, die ihnen aus unterschiedlichen Gründen verwehrt waren? Haben die etwa „ihre“ Leute im Stich gelassen? Ich sage, nein!

    Denn dieses untergegangene Staatswesen darf mit Fug und Recht als „Unrechtsstaat“ bezeichnet werden.

    Und was wir jetzt erleben mit dem Erblühen des Ewiggestrigen ist nicht darauf zurückzuführen, dass durch Fehler des Westens Perspektiven genommen wurden. Sondern eher, dass manche sich eben gut damit einrichten können und konnten, andere für sich denken zu lassen.

    1. Unrechtsstaat und mutige Menschen – keine Frage – zumal es das vorher in Polen mit der Solidarnocz ja auch schon gab.

      Und dennoch musste das ja nicht zwangsläufig zu dem Weg führen, den es dann genommen hat.
      Denn in der DDR gab es ja auch eine starke Strömung, die lieber einen Wandel in einen selbstbewussten, eigenständigen Staat mit einer echte Demokratie hätte haben wollen, als das man sich bedingungslos der alten Bundesrepublik unterordnet.
      Wobei ja eine spätere Wiedervereinigung auch nicht ausgeschlossen gewesen wäre, aber zu ganz anderen Bedingungen, als es dann gekommen ist.

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