– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Now & Then

Guten Morgen kurz vor dem Wochenende!

Kaum zu glauben, aber wahr:

Da gibt es doch – gerade frisch erschienen – ein niegelnagelneues Lied von den Beatles, über fünfzig Jahre nach dem offiziellen Ende der Band, über 40 Jahre nach dem Tod von John Lennon und mehr als zwanzig Jahre nach dem Tode von George Harrison – eingespielt von Ringo Star und Paul McCartney unter Zuhilfenahme alter Bänder mit der Stimme von John Lennon und des Gitarrenspieles von George Harrison:

The Beatles – Now & Then

Unzweifelhaft ein Meisterwerk der Tontechnikerkunst, das ohne die Anwendung künstlicher Intelligenz nicht möglich gewesen wäre, wie man gestern einem zugehörigen Promotion-Beitrag entnehmen konnte.

Nun ja.

Wobei ich an dieser Stelle gleich aus mehreren Gründen Zweifel habe.
Nicht nur, weil mir bei diesem Werk fast alles fehlt, was für mich einen guten Beatles-Song ausmacht, sondern weil es bei aller Hochachtung für das gelungene Werk des Tonmeisters doch nichts anderes ist als ein Fake, dem jede Authentizität fehlt, ähnlich wie wir es schon von vielen Fake-Fotos kennen, die allenthalben die Runde durchs Netz machen.
Denn es wird sicher Gründe gehabt haben, warum dieser Titel nicht schon zu Lebzeiten von John Lennon erschienen ist, dessen Stimme nun posthum bei dieser Aufnahme nochmal ausgeschlachtet wird, um damit eine Sensation zu zimmern, die peinlicher nicht sein könnte und vermutlich vor allem kommerziellen Zwecken dient…
Und wie man hört, gilt ähnliches auch für die Gitarrenton des George Harrisson, die man wohl aus Aufnahmen heraus destilliert hat, die mit diesem aktuellen Titel überhaupt nichts zu tun hatten.

Deshalb weis ich auch nicht, ob man den beiden nun wirklich einen Gefallen damit tut, dass man sie als KI-generierte Zombis aus dem Grab zerrt und nochmal mitspielen lässt – auch wenn sich damit mal wieder zeigt, was mit moderner Computertechnik so alles möglich ist.

-_-_-_-

Aber so faszinierend das vom rein technischen Standpunkt aus auch sein mag:
Zusammen mit anderen Beispielen zeigt es auch mal wieder, dass sich damit die Grenzen der Realität mehr und mehr verwischen, der wir im Netz begegnen:

Wobei dieser Obama-Deep-Fake ja noch harmlos (und wohl auch von ihm selbst autorisiert) ist, an dem sich die weiteren Möglichkeiten dieser Technik zeigen, mit der sich ohne weiteres auch die grössten Tabus brechen liessen:

Was wäre denn, wenn auf die Art jemand die grössten Verbrecher wieder auferstehen liesse – Adolf den Allerletzen beispielsweise – und ihnen dabei Worte und Inhalte unterschiebt, die sie nie gesagt haben?
Oder, wenn jemand die gerade hoch gelobte Ansprache des Herrn Habek zum Palästinakonflikt so umfrickelt, dass der zum übelsten Rassisten und Kriegshetzer wird?

Die technischen Möglichkeiten dafür sind ja da, es fehlt eigentlich nur noch jemand, der sich die Mühe macht…

Und dagegen dürfte auch wenig helfen, dass die EU, die USA und noch einige Staaten mehr (aber weder China noch Russland) beginnen, sich nun endlich Gedanken über das Thema einer wirksamen Regulierung künstlicher Intelligenz zu machen, für die es unzweifelhaft zwar auch einige sehr sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten gibt, aber nebenher eben auch Möglichkeiten, die jetzt schon weit über das hinausgehen, was die Beispiele an Fakes und Deep-Fakes zeigen, die wir jetzt schon allenthalben finden. Der Fantasie sind dabei jedenfalls kaum noch Grenzen gesetzt…. auch nicht auf anderen Gebieten, wie etwa der Forschung

Womit unser Leben in Zukunft wohl keinesfalls einfacher wird, weil es immer wichtiger wird Informationen aller Art auch auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen – und man immer weniger glauben kann, dass alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

-_-_-_-

Doch nochmal zurück zu denn Beatles und deren neu erschienenen Titel, bei dem im Grunde ja nichts anders passiert ist, als das zu nutzen, was an technischen Möglichkeiten ohnehin vorhanden ist – ähnlich, wie manche es von uns es ja auch schon machen, wenn sie die Möglichkeiten der Bildbearbeitungen nutzen, um KI-unterstützt störendes Beiwerk wie Grashalme oder Schilder oder gar ganze Personengruppen ganz einfach auszuradieren, die den Gesamteindruck ihres Bildes stören könnten – oder schlimmer: etwas hinzufügen und perfekt einbinden, was vorher gar nicht da war….

Meistens harmlos, aber dennoch ein Fake, was nachher dabei rauskommt.

Und so fängts an, dass selbst im Kleinen schon die Realität manipuliert und zurecht gebogen wird. Insofern verwundert mich auch nicht, dass auch im Grossen immer weniger davor zurückgeschreckt wird, wenns dem Kommerz oder schlimmerem Zielen dient..
Dafür ist dieser Beatles-Titel ein richtig gutes Beispiel.


In diesem Sinne:
Habt ein feines Wochenende mit geschärftem Blick und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der handgemachte Musik allemal bevorzugt….


-1140-

Stellung beziehen?

Guten Morgen in die Runde!

Mal ganz ehrlich:

Was ist verwerflicher: palästinensische Terroristen, die israelische Dörfer angreifen und dabei ein Massaker anrichten – oder israelische Racheakte, bei der ohne Rücksichtnahme auf wehrlose Zivilisten dringend notwendige palästinensische Infrastruktur und Flüchtlingslager zerstört werden – mit hunderten von Toten und Verletzten als „hinzunehmendem Kollateralschaden“, nur um eine Handvoll Terroristen unschädlich zu machen?

Vorher <-> Nachher – Nur einer von vielen schockierenden Vergleichen aus dem Gaza-Streifen, die sich inzwischen im Netz finden.

Für mich ist das eine Frage, die ich nicht zu entscheiden vermag, denn schlimmer könnte kaum noch sein, was israelisches Militär und die Terror-Kämpfer der Hamas in trauter Zweisamkeit jetzt seit Wochen in Palästina anrichten. Dabei neuen Hass schürend, der auf Jahrzehnte hinaus einen ernsthaften Friedensprozess in der Region unmöglich machen wird.

Und so mag ich auch niemandem beipflichten, der nun meint, die eine oder die andere Seite unterstützen zu müssen und dabei die Gegenseite verteufelt. Weder denen, die sich nun fest an die Seite Israels stellen und gleich die Keule des „verwerflichen Antisemitismus“ herausholen, wenn jemand das anders sieht – genauso wenig wie die islamistisch geprägte Gegenseite, die den Hass wieder einmal in die ganze Welt hinaus trägt
Wobei man ja auch immer noch unterscheiden muss: die leidende und jeder Unterstützung bedürfende Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen und in Israel (ja, die gibt es sowohl hier wie da) – und die Hardliner auf beiden Seiten, die Hass und Vernichtung als einzige Lösung sehen.

Deshalb gilt meine Solidarität auch gleichermassen allen Juden und Palästinensern, die in Frieden miteinander leben wollen, ohne dass dabei Blut fliessen muss oder man sich gegenseitig totschlagen will… aber keinesfalls dem Staat Israel oder der Hamas und ähnlichen Organisationen. Und auch ganz bestimmt nicht denjenigen , die jetzt hier bei uns polarisieren wollen und ihre Position als die einzig richtige betrachten…

Und deshalb bin ich auch nicht bereit, mich in eines der Lager ziehen zu lassen, die sich mehr und mehr in unserem Land auftun.
Komme mir also keiner, der hier das „Recht auf Verteidigung“ einseitig in den Vordergrund stellen will. Nicht, solange dabei unschuldige Menschen auf beiden Seiten sterben oder deren Tod auch nur billigend in Kauf genommen wird…..


In diesem Sinne:
Habt dennoch einen angenehmen Tag und bleibt gesund und behütet
– ein Wunsch der ausdrücklich auch allen Menschen in Gaza und Israel gilt. Wohl wissend, dass die jederzeit mit dem schlimmsten rechnen müssen und nichts dagegen tun können, solange die Falken auf beiden Seiten das sagen haben-
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm

der bei aller Sympathie für das jüdische Volk und jüdisches Leben in unserem Land auch die andere Seite nicht vergessen kann


-1139-

Das Schweigen im Walde

Guten Tag zusammen

Im einem meiner letzten Beiträge klang sie ja schon an – und nebenan habe ich das Thema jetzt in einer Anwandlung von nostalgischen Gedanken noch ein wenig vertieft:

Meine zunehmende Nachrichten-Allergie der letzten Wochen, ausgelöst durch all das, was da alltäglich auf mich einprasselt und einmal mehr zeigt, wie wenig Einfluss ich selbst darauf nehmen kann, ausser mit hilflosen Versuchen, so gut es geht zu ignorieren, was ich nicht mehr verarbeiten kann.

Wobei ich „Kopf in den Sand“ nach wie vor nicht für eine gute Lösung halte, um damit umzugehen – und auch immer wieder den Impuls verspüre, dagegenzuhalten und zu thematisieren, was mich daran beschäftigt.
Denn alles geht ja nun doch nicht an mir vorbei…

Nur gelingen will mir das nicht so recht, das Wechselspiel von Überforderung (durch die schiere Masse an negativen Nachrichten) und dem Wust an negativen Gefühlen dazu so auszudrücken, dass es nicht nur zur reinen Polemik verkommt, zum einseitigen Herumdreschen auf der einen Partei eines Konfliktes oder politischen Spielchens und dabei den Anteil der anderen Partei übersehend.

Das ist beispielsweise auch bezogen auf die bevorstehende Neugründung der Wagenknecht-Partei so, die neben dem willkommenen und begrüssenswerten Teil des Abziehens von Protestwählern aus dem kackblauen Lager aber gleichzeitig auch eine weitere Zersplitterung der Parteienlandschaft links der CXU und damit eine absehbare Schwächung des gesamten demokratisch-parlamentarische Systems bedeuten könnte – bis hin zu der Befürchtung, dass die Politik sich am Ende nur noch mehr mit sich selbst beschäftigen und konstruktive Regierungsarbeit noch weiter zur Nebensache verkommen würde.
Ein Effekt, wie er sich ja auch schon deutlich an der Zerstrittenheit der Ampelkoalition zeigt und deren scheinbarer Unfähigkeit, schnell und effektiv auf aktuelle Themen zu reagieren…. auch das ein Thema, was es mir immer schwerer macht, in angemessener Form damit umzugehen

Doch das will ich jetzt gar nicht weiter vertiefen, zumal dieses Thema in gewisser Weise hier nur als Beispiel dienen sollte, was es mir gerade so schwer macht, dazu eindeutige Standpunkte zu finden und dann auch noch auszudrücken.
Denn vorher müsste ich mich ja auch erst mal zur Aufgabe meiner aus reinem Selbstschutz gewählten, weitgehenden Nachrichten-Abstinenz überwinden, um mich über das hinaus noch genauer über alles zu informieren, was bisher in Form der abendlichen Tagesschau und eines groben Überfliegens von Schlagzeilen nur in groben Bruchstücken bei mir ankommt und mit Sicherheit nur die Oberfläche von Informationen abbildet, unter der womöglich noch viele weitere Fakten verborgen sind, die das Gesamtbild etwas klarer erscheinen lassen würden.

-_-_-_-

Wie richtig das ist, wurde mir auch gestern Abend durch einen kurzen Dialog in einem Krimi nochmal deutlich, in dem es auch um die Art und Weise einer Entscheidungsfindung ging:

…..
Kommissarin:
„Man hat immer noch die Wahl, sich richtig zu verhalten.
Man hat sein eigenes Hirn, seine eigenen Werte,
einen moralischen Kompass (…als Massstab für eine Entscheidung)“

Ihr Gegenüber:
„Was einem nichts hilft, wenn man nicht über die nötigen Informationen verfügt,
die Lage richtig einzuschätzen“
…..

Kommissarin Lukas, Finale Entscheidung, ZDF am 28.10.2023

Deshalb schweige ich zu diesen Thema gerade auch lieber, solange ich kein halbwegs komplettes Bild davon habe.
Selbst wenn sich durchaus schon langsam eine Meinung dazu verfestigt….


In diesem Sinne:
Habt noch einen schönen Restsonntag, einen erholsamen Brückentag(?) und einen entspannten Reformationstag – und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm

der sich heute mal einen freien Tag von seinen anderen Projekten gönnt und nur aufs bloggen beschränkt….


-1134-

Auge um Auge

Mahlzeit!

Nachdem ich ausnahmsweise mal sehr lange geschlafen habe, sitze ich nun an meinem Schreibtisch , daddele etwas lustlos vor mich hin und komme doch nicht weiter mit einem Gedanken, der mir seit gestern durch den Kopf geht, nachdem ich bei Spiegel online eine Kolumne von Sascha Lobo (leider hinter der Bezahlschranke) gelesen habe.

Eine Kolumne, in der er sich mit der Frage beschäftigt, warum es in Blogs und sozialen Medien so wenig Solidarität mit Israel gibt, dem Staat, der am letzten Wochenende zum Opfer eines unvorstellbaren Terroraktes wurde:

Hallo. Ich schreibe dir, weil ich glaube, dass du Teil einer möglichen Lösung sein könntest, aber es bisher leider nicht bist. Diesen Text hast du vielleicht von jemandem zugesendet bekommen, der den gleichen Eindruck hat wie ich. Es geht darum, dass du dich in vielen Bereichen engagierst oder öffentlich laut bist. Das ist gut, Demokratie lebt davon, von Debatten, Diskussionen, Demonstrationen. Aber mir ist etwas an deinen Einlassungen aufgefallen. Du hast ein schwarzes Quadrat gepostet wegen Black Lives Matter. Du hast dein Profilbild in den Farben der Ukraine gefärbt. Du hast Verschwörungstheoretikern widersprochen, als sie Absurditäten über Impfungen erzählt haben. Du hast heftig gegen die AfD argumentiert und auch bei »Je suis Charlie« warst du damals dabei. Zwischendurch hast du immer wieder für Geflüchtete gespendet und dich empört, als Nazis Menschen gejagt oder angezündet haben. Jeder einzelne dieser Punkte ist richtig und notwendig. Dieses bürgerliche Engagement der schieren Menschlichkeit ehrt dich, ohne Übertreibung gehörst du damit zu Stützen der Demokratie und der Zivilgesellschaft in diesem Land.

Aber – du bist still, wenn eine islamistische Terrororganisation israelische Zivilisten überfällt? Und das nicht irgendwie, sondern schlicht monströs. Mehr als 1200 getötete Israelis hat man bisher gefunden, und du schweigst.

Es gibt keine Verpflichtung, sich immer und überall zu positionieren, im Gegenteil ist ein fahler öffentlicher Bekenntnisdruck in sozialen Medien oft ein Problem. Aber du positionierst dich ja freiwillig oft. Dadurch wird der Kontrast zum Schweigen über Israel umso deutlicher. Und es gibt so viele wie dich, dass in der Masse eine katastrophale und schmerzhaft sichtbare Leerstelle entsteht, wenn Terroristen in Israel morden. In vielen Timelines der sozialen Medien kommt Solidarität mit Israel nur dann vor, wenn irgendwelche öffentlichen Accounts ihren Antisemitismus-Ritualen folgen.

Spiegel.de

Und das deckt sich tatsächlich mit dem, was ich selbst auch beobachte – und auch mit unserem, meiner Liebsten und meinem Verhalten in diesem Zusammenhang:
Auch wir engagieren uns ja immer wieder in die verschiedensten Richtungen, für Flüchtlinge, für Obdachlose, gegen die Kackblauen, gegen Rechtsextremismus im Allgemeinen, haben auch kleine Symbole zur Unterstützung der Ukraine in unseren Blogs – doch zum Konflikt im Nahen Osten, zum Terror der Hamas, zur Solidarität mit den grösstenteils unschuldigen Opfern in Israel oder im Gaza-Streifen findet sich hier nichts.

Aber warum nicht?

Warum fällt es uns so schwer, bezogen darauf genauso zu handeln, wie wir es sonst spontan immer gemacht haben, wenn es uns nur wichtig genug erschien oder wir so betroffen davon waren, dass wir das auch öffentlich zeigen wollten?
Warum beziehen wir dazu nicht auch Stellung, wenn kleine Kinder und Jugendliche als Teilnehmer eines friedlichen Konzertes massakriert oder Frauen vergewaltigt und ermordet werden, die ganz bestimmt nicht Treiber eines Jahrzehnte alten Konfliktes sind, der neben islamischem Fanatismus (auch!!!) einen Ursprung im Holocaust des letzten Jahrhunderts in unserem eigenen Land hat, weil der mit dazu führte, dass 1948 der Staat Israel als sicherer Ort für alle in der Welt verstreuten lebenden Juden gegründet wurde? Damals schon gegen den Widerstand der Palästinenser und damit zur Wurzel eines Konfliktes werdend, der sich bis heute fortsetzt.

Ist es verdeckter, immer noch in unsere aller Köpfen verankerter Antisemitismus, wie Sascha Lobo im Weiteren seines Textes mutmasst, oder uns anerzogener Links-Faschismus, bei dem die Rollen von Tätern und Opfern vertauscht werden nach dem stark verkürzenden Motto: „die armen Palästinenser müssen unter israelischem Staatsterror leiden“?

Darüber denke ich nach – und mir fällt keine Antwort dazu ein.

Denn so einfach ist die Geschichte aus meiner Sicht nun auch nicht – obschon ich grosse Sympathien für Israel hege und den die Welt überziehenden Terror fanatischer Muslims nicht gut heissen mag.

Aber schliesslich sind hier beide Parteien des Konfliktes auch Treiber dieser Spirale der Gewalt:
Auf der palästinensischen Seite der fanatische und jedem gesunden Menschenverstand widersprechende Terror von Hams, Hisbollah usw., der auch immer wieder Unschuldige und Unbeteiligte überall auf unserem Planeten zu Opfern macht – und auf der anderen Seite das an schlimmste Zeiten des Kolonialismus erinnernde Gebaren jüdischer Hardcore-Siedler und die aus meiner Sicht völlig überzogene Strategie mit Ausgrenzung, Mauern, Zäunen, Racheakten und gnadenloser militärischer Gewalt, die Israel zu seinem eigenen Schutz auffährt.
Was auch wieder zu vielen unschuldigen Opfern führt, wie wir gerade wieder erleben müssen.
Denn auch im Gaza-Streifen werden wieder Unschuldige zu Opfern. Auch dort sterben ja gerade Kinder, Frauen und alte Menschen unter den Einschlägen der Israelischen Raketen.Auch dort sind Tausende von Unschuldigen auf der Flucht und können der Gewalt trotzdem nicht entrinnen…

Auge um Auge… wie lange soll das wohl noch gehen?

Banksy-Grafity in Bethlehem: Amoured Peace Dove

Und genau da liegt der Grund, warum ich mich so schwer tue, dazu eine klare Stellung zu beziehen und auch eine Solidarität nach aussen hin zu bekunden:

Weil ich beide Seiten irgendwie verstehen kann – die Israelis in ihrem Wunsch nach Sicherheit genauso wie auch die Palästinenser in ihrem Wunsch nach Freiheit für ihr Land. Und weil ich das Verhalten beider Seiten gleichzeitig für verurteilenswert halte.
Denn Gewalt bleibt nun mal Gewalt, egal, wer der Urheber ist. Die kann man (ich!!!) einfach nicht gutheissen. Auch nicht durch ein weiteres Logo, um meine Unterstützung zu zeigen.

Und deshalb bin ich auch nicht einverstanden mit dem, was (der im Übrigen sehr von mir geschätzte) Sascha Lobo weiter unten in seinem Text schreibt:

Dieser Überfall ist entgegen einer viel zu weitverbreiteten Haltung keiner, den man »von beiden Seiten« betrachten muss.
Die Hamas ist eine islamistische Terrororganisation, die Augenzeugen zufolge Kinder getötet, Festival-Besucherinnen zuerst vergewaltigt und dann umgebracht hat
…….

ebenda

Denn tatsächlich gilt das genaue Gegenteil davon:
Meiner Meinung nach muss man das Geschehen im Nahen Osten immer von beiden Seiten aus (und auch unter Würdigung der geschichtlichen Aspekte) betrachten, ohne sich eindeutig Pro oder Contra einer Partei festzulegen. Denn alles andere wird die Eskalation nur noch weiter anheizen….
Deshalb kann eine Lösung auch nur im Dialog und nicht in polemischer Schwarz-Weiss-Haltung für Israel und gegen die Palästinenser liegen, egal wie verdammenswürdig die Massaker vom letzten Wochenende auch sind.

-_-_-_-

Zudem haben zumindest alle Menschen im nahen Osten unsere Solidarität verdient, die – egal ob Israeli oder Palästinenser – nicht Akteure dieses Konfliktes sind:

Die Kinder, die Frauen, die Friedliebenden, die nach einem Ausgleich suchenden, die im öffentlichen Bild dieser gewalttätigen Auseinandersetzung mal wiederkeine grosse Aufmerksamkeit erregen.
Denn diese Vergessenen sind es, die nun mal wieder zwischen die Mühlsteine fanatischer religiöser und machtpolitischer Interessen geraten, ohne etwas dafür zu können….

Aber wie kann man das in diesem Moment nach aussen tragen, ohne sich dabei parteiisch zu zeigen?

Wer den ganzen Spiegel-Beitrag lesen möchte – hier die Kolumne als PDF zum download


Nachdenkliche Grüsse – und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der Euch natürlich trotzdem ein feines und erholsames Wochenende wünscht…..


-1121-

Auch nicht schön

Auch hier: Moin zusammen!

Wenn ich versuche, noch mal in Ruhe über die Ergebnisse der letzten beiden Landtagswahlen nachzudenken, dann fällt mir neben dem viel zu hohen Anteil an Zustimmung für die Kackblauen und den verdienten Verlusten der Gelben vor allem Eines auf:

Das extrem schlechte Abschneiden der SPD, die in Bayern fast nur noch die Hälfte der Stimmanteile der Rechtspartei erhalten hat und auch in Hessen deutlich dahinter zurückgefallen ist.

Und ich finde das gleich aus mehrfachem Grund einen Anlass zur Sorge, auch wenn ich schon lange (seit Inkrafttreten derAgenda 2010) nicht mehr mit allem einverstanden bin, was von dieser Partei so kommt und sie seither auch nicht mehr gewählt habe.

Weil es überdeutlich zeigt, dass die SPD an Strahlkraft und überzeugendem, eigenständigen Profil verloren hat ( besonders in Zeiten als Juniorpartner in einer grossen Koalition) und kaum noch in der Lage ist, ihr eigentliches Klientel zu erreichen. Und weil deshalb immer mehr an Gegengewicht zu konservativen und nationalistisch-rechts geprägten Standpunkten in der politischen Landschaft unseres Landes verloren geht.

Zum Teil sicherlich darin begründet, dass zumindest die letzten beiden SPD-geführten Regierungen nach jahrzehntelangem Schlendrian unter ihren CDU-geführten Vorgängern (sowohl Kohl als auch Merkel haben bekanntlich viele Risiken gescheut) auch immer erst mal „aufräumen“ und dabei unpopuläre Entscheidungen treffen mussten (und dafür von den Wählern abgestraft wurden) – zum anderen aber sicher auch eine Ursache in der stets lange unklar bleibenden Haltung unseres aktuellen Kanzlers zu den permanenten Streitfragen in der Koalition hat, bis er sich dann doch mal irgendwann entschliesst, von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen.
Was vermutlich nicht nur bei mir ein Bild eines recht schwachen Regierungs-Chefs aufkommen lässt… und somit sicher keine gute Voraussetzung für diese beiden Wahlen war, in denen es offenbar auch viel mehr um Bundes- als um Landespolitik ging. Für viele Wähler ein willkommener Anlass, die Mitglieder der Ampelkoalition mal kräftig und voller Schadenfreude abzuwatschen… allen voran natürlich die Kanzlerpartei, die dabei am heftigsten Federn lassen musste.

Und genau das ist der Punkt, an dem jetzt wirklich was passieren muss, um die Konturen dieser Parteien (und insbesondere der SPD) wieder zu schärfen:
Mit schnelleren und klareren Entscheidungen in der Koalition, mit weniger Streit und rumeiern und vor allem auch mit einem deutlich tatkräftiger agierenden Kanzler, der sich nicht mehr soviel von seinen Koalitionären auf der Nase herumtanzen lässt. Das wäre wichtig, schon im Hinblick auf die Landtagswahlen im nächsten Jahr, bei denen für alle Ampelparteien sonst ein noch grösseres Debakel drohen dürfte und die gute alte SPD in die völlige Bedeutungslosigkeit versinken könnte.

Denn das hat sie nun wirklich nicht verdient, die alte Tante SPD…


Just my „two Pence“….
Und dennoch: bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der zwar auch in Zukunft etwas anders wählen wird , aber immer noch ein heimlicher Fan der „alten Tante“ ist, die früher einmal die Partei seines Herzens war….


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