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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Narrhallamarsch

Heute Nacht hat sich für mich bekennenden Karnevalsmuffel  wirklich ein Albtraum erfüllt:
Da liege ich doch nichts ahnend und friedlich schlummernd in meinem Bett und plötzlich dröhnt aus dem Fernseher lautstarke Karnevalsmusik!
Wer mich schon ein wenig länger kennt, wird sicher auch wissen was das bedeutet:
Nicht nur, dass ich schlagartig  hellwach war und senkrecht im Bett stand, mein Puls raste und mein Blutdruck in ungeahnte Höhen schnellte, sondern auch, dass für den Rest der Nacht (es war kurz nach halb fünf) an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Denn wenn ich eines überhaupt nicht leiden kann, dann ist das dieser organisierte Frohsinn samt allen seinen Begleiterscheinungen. Nicht während der Session, die bekanntlich erst am 11. November beginnt  und schon gar nicht, wenn ich schlafe und mit dererlei Volksbespassung nicht belästigt werden will.
Wobei das Karnevalstreiben ja zumindest in diesem Jahr vermutlich deutlich sparsamer ausfallen wird, als sonst – worum ich keineswegs böse bin – und hoffentlich auch die üblichen Prunksitzungen im Fernsehen coronabedingt unterbleiben werden nach der Erfahrung, die  vor einem halben Jahr in Heinsberg damit gemacht wurden.
Muss ja nicht sein, dass alle Welt damit zwangsbeglückt wird, wenn ganz andere Themen auf dem Programm stehen …..

-_-_-_-

Und ja:
Unser Fernseher im Schlafzimmer läuft nachts gelegentlich.
Warum und wieso, das ist allerdings wieder ein ganz anders Thema.


In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet
Wir lesen uns
Der Wilhelm


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- 15 Bemerkungen zu “Narrhallamarsch

  1. Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Lass doch die Karnevalisten feiern, du bist nicht gezwungen mitzumachen. Ausschalten, was anderes einschalten und das eigene Ding machen.

    1. Feiern können sie von mir aus, bis die Fliegen tot von der Wand fallen.

      Allerdings vermag ich nicht einzusehen, warum damit die ganze Republik beglückt werden muss. Wenn hier in Hamburg Hafengeburtstag ist, oder in Kiel die Kieler Woche, dann werden doch auch nicht wochenlang Shanties im Fernseher dargeboten.

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      Mal abgesehen davon konnte wohl keiner ahnen, dass so völlig ausserhalb der Saison der WDR zu nachtschlafender Zeit so einen Aufriss um eine Aufzeichnug einer Karnevalssitzung macht.
      Hätte ich das vorher wissen können, wäre sicher ein anderes Programm gelaufen (oder der Fernseher aus gewesen)

  2. Ich habe mit Karneval (bei uns hieß das Fasching) auch nichts im Sinn. Mich stört es aber auch nicht, wenn und wie andere feiern. Als Zwangsbespaßung habe ich das nie empfunden, denn ich habe immer (meine) Alternativen finden können. Ich war ja dort nie auf den Stuhl gebunden.
    Zu DDR-Zeiten hatten es Karnevalvereine schwer. Man hat ihnen gerne Steine in den Weg gelegt. Ich fand das damals nicht gut und heute, im Nachgang, immer noch nicht. Ich finde es nun mal nicht nützlich, wenn irgendjemand entscheidet, was gut oder schlecht ist, richtig oder falsch, was Kunst ist oder nicht, was ein gutes Buch ist oder nicht … Drüber reden kann man schon. Das kann dann schon wieder interessant sein.
    PS: Mein Jan war mal so richtig unlustig morgens aufzustehen. Ich habe ihn mit dem Hohenzollernmarsch geweckt. Das mögen wir beide nicht, aber Jan stand im Bett. Die Rache ließ nicht auf sich warten: Micky Krause!

    1. Hohenzollernmarsch am Morgen?
      Dann kannst Du ja nachfühlen, wie es mir heute Nacht ging….

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      Wie gesagt, von mir aus können sie Karneval feiern soviel sie wollen – solange sie mich damit in Ruhe lassen.
      Und das schreibe ich ganz ohne Wertung, sondern alleine aufgrund meiner persönlichen Befindlichkeit zu dem Thema – die u. a. auch was damit zu tun hat , dass ich eine ausgesprochene Aversion gegen jede Art von Uniformen habe (Polizei und Feuerwehr mal ausgenommen) und Witze (gereimte oder ungereimte) auf Kosten anderer (schwächerer) nicht wirklich gut leiden kann, genausowenig wie den offenen Sexismus oder verkappten Rassismus der da immer mächtig mitschwingt

  3. Ich habe auch was gegen diesen organisierten „Froh“sinn und bin immer wieder froh, dass wir hier in der Karnevalsdiaspora leben. Und ob das immer so freiwillig ist, wenn man im Rheinland in einem kleinen Dorf lebt… keine Ahnung.

    1. Ich schätze mal, es gibt auch genug Düsseldorfer, Kölner oder Mainzer, die lieber Karnevalsfrei leben würden und das närrische Treiben völlig wider Willlen jedes Jahr auf Neue ertragen müssen.
      Und zumindest für Köln und Düsseldorf kann ich sagen: da gibt es kein Entrinnen, wenn man zu der Zeit in den Städten anwesend sein muss (beispielweise aus beruflichen Gründen)

  4. Ich hätte auch keine Freude daran des nachts vom Narhallamarsch aus den Träumen gerissen zu werden. Uhaa, nee! Auch würde es mich zur Faschingszeit nicht in Richtung Kölle oder Düsseldorf ziehen. Die Art Karneval zu zelebrieren unterscheidet sich um so mehr, je weiter man nach Süden schaut. Da begegnen einen viele kulturelle Unterschiede. Fasching oder Karneval betrachte ich mehr unter dem Aspekt Diversität, also Vielfalt der Kulturen. Dafür kann ich schon Akzeptanz einräumen. Nicht aber für ausufernde Saufgelage und deren Folgen.

    1. Solange es sich um örtliches – und nicht kommerzialisiertes – Brauchtum handelt, stimme ich Dir in vollem Umfang zu, Isa.
      Was da aber in den diversen Karnevals-Hochburgen abläuft?
      Als Brauchtum im weitesten Sinne würde ich das nicht mehr bezeichnen, genausowenig wie das aus Amerika importierte „Halloween“, welches hier bei uns ganz sicher keine Tradition hat, sondern als reine Kommerzveranstaltung der Scherzartikel-Industie sicher sehr willkommen war, um die Kassen auch zwischen den Karnevals-Sessionen zu füllen.
      Fragt sich nur, welche Welle dieser Art als nächstes über die Ozeane schwappt.

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