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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Rentner*Innen-Sommer ?

Goldener Schein einer tiefstehenden Morgensonne,
schon leicht sich färbendes Laub,
ein Spinnennetz, taubeperlt  im Gegenlicht,
im Hintergrund ein Schleier wallender Nebel,
ein wunderbarer Spätsommertag kündigt sich an.

-_-_-_-

So etwa könnte das Bild aussehen, welches Ihr Euch jetzt einfach mal vorstellen müsst, weil ich kein passendes im Fundus habe und spontan auch nicht losziehen konnte, um nach so einem Motiv zu suchen. Aber das macht auch nichts, denn Ihr wisst ja, was ich meine und habt sicher schon eine ganze Reihe solcher Bilder gesehen, wie sie oft verwendet werden, um die letzten schönen Tage des Sommers zu symbolisieren, bevor der Herbst mit Macht hereinbricht.

Altweibersommer halt, wie er im Buche steht.

Wobei ich gerade ein wenig stolpere, denn dieser schöne alte, recht bildhafte Begriff für diese Jahreszeit ist ja „politisch nicht mehr so ganz korrekt“ ,  ja mag sogar als diskriminierend empfunden werden:
Nicht nur, weil alte Frauen damit  leicht abschätzig verstanden zum „Weib“ herabgewürdigt werden , sondern auch, weil er beim allerbesten Willen nicht geschlechtsneutral ist, was in modernen Zeiten wohl gar nicht mehr geht. Schade, denn eigentlich ist das ein schönes anheimelndes Wort, bei dem jeder sofort weiss, was damit gemeint ist.

Eine Gelegenheit also, sich Gedanken über die Alternativen zu machen:

Altmännersommer  scheidet schon mal aus, weil sich ebenfalls nur auf ein Geschlecht beziehend und alte Menschen diskriminierend und – zumindest bei mir – auch ein Kopfkino auslösend, welches sich mit romantischen Frühherbstnebel und taubedeckten Spinnweben nur schwer in Einklang bringen  lässt.

Altmenschensommer wäre zwar geschlechtsneutral, da bliebe aber trotzdem noch das Problem mit dem explizit erwähnten  Alter…

Rentnersommer – oder in der jetzt gewünschten Form Rentner*Innensommer – das könnte vielleicht gehen, denn Rentner gibt es ja in jedem Alter.
Aber wie klingt das? Und steckt da nicht trotzdem eine Diskriminierung drin, weil alle Nicht-Rentner*Innen ausgenommen sind?

Hmmm….

Das wird wohl darauf hinauslaufen, in Zukunft nur noch die andere Bezeichnung  zu nutzen, die zwar ähnliches (das Selbe?) meint, aber doch nicht ganz das Gleiche bedeutet:

Spätsommer!

Zumal der inzwischen in unserem alltäglichen Sprachgebrauch angekommene Anglizismus Indian Summer ja auch wieder mit Makeln behaftet ist, welche amerikanische Ureinwohner betreffen, also auch nicht wirklich geht, wenn man es ernst meint mit politisch korrekter Sprache und nicht aus den verschiedensten Ecken angegangen werden will. (Was mir durchaus auch ein Anliegen ist, selbst wenn ich nicht an jedes „verdächtige“ Wort ein  „*In“ oder „*Innen“ anhängen muss und meist die alte Schreibweise wähle, damit aber beide Geschlechter meine.)

Gut, das ist jetzt zwar kein Problem, was die Welt bewegt, aber ich gebe zu: Etwas ratlos bin ich deswegen manchmal schon.

Wie öfter mal im Leben, wenn ich Wortungetüme lese, die Produkte gut gemeinter Versuche sind, einen geschlechtsneutralen  und diskriminierungsfreien Sprachgebrauche zu praktizieren – aber eben doch mit einer gewissen Unbeholfenheit, ja sogar Peinlichkeit glänzen.
Und manchmal überlege ich dann, ob ich das eine oder andere althergerbrachte Wort überhaupt noch so unbedarft schreiben darf, wie jetzt das Wort Altweibersommer, welches Anlass zu meinen Gedankengängen gab…..

Aber sagt, wie haltet Ihr das?
Benutzt ihr solche „zweifelhaften“ Wörter noch, oder schifft ihr irgendwie darum herum?

In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


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- 15 Bemerkungen zu “Rentner*Innen-Sommer ?

  1. Ach, ich mach mir nicht dauernd Gedanken, ob ein Wort ’noch“ korrekt ist. Manche habe ich eh nie gemocht, die lasse ich eben weg. Sie passten nicht in mei Weltbild. Den Altweibersommer finde ich gar nicht so schlecht. Ich darf das vielleicht auch so sehen, denn ich bin ein altes Weib, aber nicht grau und nicht kalt und auch nicht unfreundlich oder übellaunig. Es passt!

    1. Dauernd mach ich mir darum auch keine Gedanken – warum auch?

      Und im Allgemeinen beobachte ich die Diskussion um Gendergerechtigkeit in der Sprache auch eher amüsiert in den Blüten die sie treibt – zumal ich vermute, dass sie zum Thema „Gleichberechtigung“ auch keinen wesentlichen Beitrag bringt – jedenfalls nicht, solange es keine Fortschritte auf viel essentielleren Ebenen gibt. (Frauen in Politik und Führungspositionen, z.B. ohne dass dafür eine Quote bemüht werden muss – gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit usw.)
      Ähnliches gilt auch für Diskriminierungen in der Sprache, die immer wieder angeprangert werden (Zigeuerschnitzel, Negerkuss, um mal harmlose Ausdrücke zu wählen.)

      Nein, die Inspiration zu diesem Beitrag kam wo ganz anders her:

      In einem anderen Blog, den ich gerade leider nicht wiederfinde, bin ich auf eine Disskussion gestossen, die – sich aufhängend an der Genderdebatte über Berufsbezeichnungen in der Bundeswehr – zu heftigen Grabenkämpfen ausgewachsen ist und sich über knapp 100 Kommentare erstreckte, bei der es schlussendlich nur noch darum ging, warum das Anhängen von *Innen und die Verwendung gendergerechter Sprache nicht gesetzlich vorgeschriebene wäre.
      Die einen (alle Kontrahentinnen waren weiblichen Geschlechts) waren vehement dafür, über andere wurde hergefallen, weil sie anzumerken wagten, dass die Verwendung von *Innen den Lesefluss störe und dritte wiederum verstiegen sich dazu, auch in der Literatur in klassisschen Werken für Gendergerechtigkeit sorgen zu wollen – bis hin zu der Überlegung, dass man dazu eine „eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit “ vom Zaun brechen müsse – samt notfalls sogar solche Bücher als Fanal zu verbrennen, die als besonders ungerecht empfunden würden.

      Einig waren sich die Kombatanten aber in einem:
      Soldat zu werden, dass sei „Männersache“

      1. Noch vergessen:
        Im Übrigen fände ich es auch schade, wenn solche Worte wie „Altweibersommer“ aus unserer Sprache verschwinden – was ja in letzter Konsequenz auch auf andere Benennungen zu übertragen wäre.
        Blumennamen z.B. wie „Frauenschuh, Männerträu, Rittersporn usw.“, die alle nicht geschlechtsneutral sind.

  2. Ich muss gestehen, dass ich mir über dieses Wort noch keine Gedanken gemacht habe. Aber in Photo kann ich nachliefern… ich musste heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit dann doch mal anhalten und den Sonnenaufgang samt erster Herbstnebel ablichten.

  3. https://www.wissen.de/woher-stammt-der-begriff-altweibersommer

    …gute Story

    https://kurzelinks.de/f0uf

    Mich stört der Begriff Altweibersommer nicht. Schon vor Jahren habe ich manche Begriffe im Internet nachgelesen um ihren Ursprung zu erkennen.

    Ich freue mich auf Frau Momos Foto 😘

    Gerade gestern sandte mir eine Freundin ein Sonnenuntergangsfoto aufgenommen am Strand von St. Peter Ording = sehr schön.

    Ich genieße die Spätsommertage, denn so nenne ☀️ ich diese Sommertage. Gestern war es mir allerdings zu warm und ich bin froh dass die Temperaturen hier heute wieder etwas kühler ⛅werden.

    1. Danke für die Links, Christel :-)

      Auf die Idee, den Begriff mal zu googlen, bin ich gar nicht gekommen. (Beruhigend in dem Zusammenhang, dass eine diesbezügliche Klage abgewiesen wurde, ich ihn also ohne schlechtes Gewissen weiter verwenden darf. B-) )

      —————–

      Im Übrigen geht es mir genau wie Dir.
      Auch für mich sind diese paar Tage vor Herbstbeginn neben dem Frühling die schönste Jahreszeit….

  4. moin… mir ist es egal, ich mag diesen späten Sommer, der Morgens mit Nebel beginnt..Tau in den Büschen hängt,irgendwann kurz vor Mittag dann die Sonne hervorkommt….ein wenig bleibt, um dann zwischen 16 und 17 Uhr schlafen zu gehen. Bei uns an der Küste ist es nicht mehr sooo heiß, da sitze ich gerne noch für ein Weile draussen.Passt gut…ich bin alt, ein Weib und grau, hier sagt man nicht grau, sondern Friedhofsblond. Also. für mich ist die schönste Jahreszeit der Altweibersommer , der den Herbst einläutet.
    Ich wünsche Euch einen schönen Tag…Heidi

    1. Den schönen Tag wünsche ich Dir auch, Heidei.
      Von Spätsommergeniesser zu Spätsommergenieser – auch wenn ich es auf dem Balkon gerade nicht so aushalten kann.

      1. ich habe ja meinen Garten und Sonnenecken und auch Schatten. Nur der Hund mag nicht so gerne draussen bei mir sein. Der Rasen ist bis in den Abend feucht. Der Dummbart mag sich auch auf eine Matte legen. Was sagt uns das? Mein Hund mag keinen Altweibersommer.

  5. Um solche Worte wie Altweibersommer mache ich mir keinerlei Gedanken. ;-) Und meiner Meinung nach wird die Debatte um die sogenannte Geschlechterneutralität durchaus bisweilen heftig übertrieben. Das wirkt dann lächerlich, und verfehlt damit mit Sicherheit das Ziel. ;-)
    Also genießen wir diese herrlichen (blöderweise wieder viel zu trockenen) Tage, bevor dann die dunklen Jahreszeiten einbrechen…

  6. „Und meiner Meinung nach wird die Debatte um die sogenannte Geschlechterneutralität durchaus bisweilen heftig übertrieben. Das wirkt dann lächerlich, und verfehlt damit mit Sicherheit das Ziel.“

    Das ist ja auch meine Meinung dazu – halb soviel Rhetorik würde manchmal mehr nutzen bringen :-)

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