Goldener Schein einer tiefstehenden Morgensonne,
schon leicht sich färbendes Laub,
ein Spinnennetz, taubeperlt im Gegenlicht,
im Hintergrund ein Schleier wallender Nebel,
ein wunderbarer Spätsommertag kündigt sich an.
-_-_-_-
So etwa könnte das Bild aussehen, welches Ihr Euch jetzt einfach mal vorstellen müsst, weil ich kein passendes im Fundus habe und spontan auch nicht losziehen konnte, um nach so einem Motiv zu suchen. Aber das macht auch nichts, denn Ihr wisst ja, was ich meine und habt sicher schon eine ganze Reihe solcher Bilder gesehen, wie sie oft verwendet werden, um die letzten schönen Tage des Sommers zu symbolisieren, bevor der Herbst mit Macht hereinbricht.
Altweibersommer halt, wie er im Buche steht.
Wobei ich gerade ein wenig stolpere, denn dieser schöne alte, recht bildhafte Begriff für diese Jahreszeit ist ja „politisch nicht mehr so ganz korrekt“ , ja mag sogar als diskriminierend empfunden werden:
Nicht nur, weil alte Frauen damit leicht abschätzig verstanden zum „Weib“ herabgewürdigt werden , sondern auch, weil er beim allerbesten Willen nicht geschlechtsneutral ist, was in modernen Zeiten wohl gar nicht mehr geht. Schade, denn eigentlich ist das ein schönes anheimelndes Wort, bei dem jeder sofort weiss, was damit gemeint ist.
Eine Gelegenheit also, sich Gedanken über die Alternativen zu machen:
Altmännersommer scheidet schon mal aus, weil sich ebenfalls nur auf ein Geschlecht beziehend und alte Menschen diskriminierend und – zumindest bei mir – auch ein Kopfkino auslösend, welches sich mit romantischen Frühherbstnebel und taubedeckten Spinnweben nur schwer in Einklang bringen lässt.
Altmenschensommer wäre zwar geschlechtsneutral, da bliebe aber trotzdem noch das Problem mit dem explizit erwähnten Alter…
Rentnersommer – oder in der jetzt gewünschten Form Rentner*Innensommer – das könnte vielleicht gehen, denn Rentner gibt es ja in jedem Alter.
Aber wie klingt das? Und steckt da nicht trotzdem eine Diskriminierung drin, weil alle Nicht-Rentner*Innen ausgenommen sind?
Hmmm….
Das wird wohl darauf hinauslaufen, in Zukunft nur noch die andere Bezeichnung zu nutzen, die zwar ähnliches (das Selbe?) meint, aber doch nicht ganz das Gleiche bedeutet:
Spätsommer!
Zumal der inzwischen in unserem alltäglichen Sprachgebrauch angekommene Anglizismus Indian Summer ja auch wieder mit Makeln behaftet ist, welche amerikanische Ureinwohner betreffen, also auch nicht wirklich geht, wenn man es ernst meint mit politisch korrekter Sprache und nicht aus den verschiedensten Ecken angegangen werden will. (Was mir durchaus auch ein Anliegen ist, selbst wenn ich nicht an jedes „verdächtige“ Wort ein „*In“ oder „*Innen“ anhängen muss und meist die alte Schreibweise wähle, damit aber beide Geschlechter meine.)
Gut, das ist jetzt zwar kein Problem, was die Welt bewegt, aber ich gebe zu: Etwas ratlos bin ich deswegen manchmal schon.
Wie öfter mal im Leben, wenn ich Wortungetüme lese, die Produkte gut gemeinter Versuche sind, einen geschlechtsneutralen und diskriminierungsfreien Sprachgebrauche zu praktizieren – aber eben doch mit einer gewissen Unbeholfenheit, ja sogar Peinlichkeit glänzen.
Und manchmal überlege ich dann, ob ich das eine oder andere althergerbrachte Wort überhaupt noch so unbedarft schreiben darf, wie jetzt das Wort Altweibersommer, welches Anlass zu meinen Gedankengängen gab…..
Aber sagt, wie haltet Ihr das?
Benutzt ihr solche „zweifelhaften“ Wörter noch, oder schifft ihr irgendwie darum herum?
In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns
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